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2046 - Neun Stunden zur Ewigkeit

Titel: 2046 - Neun Stunden zur Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sich kraftlos an einer Konsole ab. Tekener vermochte nicht mehr, ihr zu Hilfe zu eilen. Denn in diesem Moment erreichte ihn ebenfalls, obwohl er keine telepathischen Anlagen wie Dao-Lin hatte, die psionische Welle. Der Aktivatorträger fühlte sich von einer ungeheuer machtvollen Präsenz getroffen, die sich ihm auf das Bewusstsein legte. Der starke mentale Druck machte ihn für einen Moment blind, taub und handlungsunfähig. Tekener schnappte nach Luft, spürte, wie ihm grelle Bilder durch das Bewusstsein schossen. Und er war sicher, dass es allen an Bord der SOL ebenso erging. War das das Ende von etwas? Und vielleicht der Beginn von etwas anderem? Da materialisierte in Mondra Diamonds Kabine eine Frau von absolut perfekter Erscheinung ...
     
    *
     
    ES hat zugegebenermaßen einen gewissen temporären Aktionsradius. Die Superintelligenz kennt einen Teil der Zukunft. Sie ist in mehrfacher Hinsicht ein akausales Wesen. Ihr Wissen reicht von den eigenen Anfängen bis zu einer gewissen Grenze in der Zukunft. Eines Tages wird ES jedoch einen zeitlichen Grenzstein erreichen. Dieser ist klar definiert. Dann aber wird sich auch für den Unsterblichen von Wanderer das vor ihm Liegende nur noch als ein undeutlicher Pfad durch die Unendlichkeit, als ein gordischer Knoten aus unzähligen möglichen Wahrscheinlichkeiten darbieten.
    Soviel zu den Legenden, die Menschen erzählen, und ihrem Wert.
    DER CHRONIST VON ES
     
     
    Sechste Stunde: Hirdal
     
    Während der ganzen Zeit, in der der goldene Funkenregen sprühte, glaubte Atlan, den Schmetterling flattern zu sehen. Es war ein prächtiges Tier, gut fünfzig Zentimeter durchmessend und damit größer als jeder andere Schmetterling, den der Arkonide jemals gesehen hatte. Er konnte seine Blicke nicht von dem Tier wenden, sah zu, wie es mit würdevollen Bewegungen durch den Funkenregen schwebte, als genieße es die Berührung der kleinen grellen Lichtpunkte.
    Aber ist der Schmetterling überhaupt real? fragte sich Atlan. Genauso gut mochte es sich um eine Kettenreaktion von Reflexionen handeln. Die Zeit in Mondras Kabine schien fast stillzustehen. Die Funken sprühten durch die Luft, wurden langsamer, lösten sich irgendwann auf. Es war nahezu unmöglich, ihrem Flug mit den Augen zu folgen. Das ganze Geschehen lief wie in Zeitlupe ab. Mondra bäumte sich auf, schien sich auf den Chronisten von ES stürzen zu wollen. Aber dann wandte sie sich dem Bett zu, in dem sich der Kym in einem goldenen Funkenregen aufgelöst hatte, dem Bett, in dem ihr Sohn Delorian lag.
    Myles Kantor, der ihre Absicht zu durchschauen glaubte, hielt sie fest und zog die um sich schlagende Frau zurück, die nach dem Thermostrahler auf dem Tisch griff - auch diese Bewegungen verliefen mit fast quälender Langsamkeit, als bremse ein unheimlicher Einfluss jede Handlung. Mondra erreichte ihre Waffe nicht. Und plötzlich sackte sie kraftlos in sich zusammen. Myles Kantor verließen ebenfalls die Kräfte. Der Wissenschaftler ließ Mondra los, die sich alleine nicht auf den Beinen halten konnte; langsam glitt sie zu Boden.
    Atlan beobachtete diese Ereignisse seltsam distanziert. Vor seinen Augen verschwammen die Konturen Mondras und Myles'; er hatte das Gefühl, sie würden durchsichtig und von anderen Menschen überlagert. Auf einmal erhielt er einen furchtbaren geistigen Schlag, der ihn beinahe ebenfalls zu Boden warf. Der Arkonide merkte sofort, dass es keine gezielte Attacke gegen ihn und die anderen war, auch wenn die Wirkung dieselbe war. Es handelte sich lediglich um die periphere Auswirkung eines unglaublichen Vorgangs. Etwas erwachte in diesem Moment - in Mondra Diamonds Kabine, im uralten terranischen Raumschiff SOL. Der blendende, alles überstrahlende Funkenregen erlosch und verwandelte sich in etwas anderes.
    Atlan hielt den Atem an. Instinktiv erkannte der Arkonide, das er jetzt Zeuge eines unglaublichen Geschehens wurde.
    War es ein Erwachen oder eine Ankunft, eine Wiedergeburt oder eine Auferstehung? Er wusste es nicht. Der Arkonide erkannte nur, dass eine machtvolle psionische Präsenz zugegen war, die er vorhin nicht wahrgenommen hatte. Diese neue Präsenz übte einen mentalen Druck auf alle Anwesenden aus. Selbst Icho Tolot, der auf dem Korridor Wache hielt, schien ihn zu spüren zu bekommen. Mit verschwommenem Blick sah Atlan, wie der halutische Riese auf dem Korridor in die Knie sank, die vier Arme kraftlos an der Seite.
    Der Haluter wankt! überlegte Atlan, und dabei spürte er, wie langsam

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