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2046 - Neun Stunden zur Ewigkeit

Titel: 2046 - Neun Stunden zur Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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der lebenspendenden Energie entzogen hatte.
    Doch nun bahnte sich eine Wiederholung der Vorgänge von damals an. Es gab Anzeichen dafür, dass auch die im Entstehen begriffene Superintelligenz das INSHARAM fast völlig entleeren würde und die Evoesa wiederum die Leidtragenden sein würden. Nur war ihre Population diesmal so verschwindend gering, dass es vermutlich keine Überlebenden geben würde. Ruyde Kerima Bassa sah das Ende ihres Volkes gekommen.
    Nach der Geburt der Superintelligenz würde es keine Evoesa mehr geben, die das INSHARAM behüten konnten.
    Alle Evoesa ahnten ihr Schicksal, auch jene, die keine Ahnung von höherer Kosmologie hatten. Denn sie bekamen die Auswirkungen am eigenen Leibe zu spüren. Ihre Sinjazz-Organe verrieten ihnen genau, was vor sich ging. „Die Kraft des psimateriellen Ozeans ist im Schwinden begriffen", klagten sie und zogen den richtigen Schluss daraus: „Dieser Entzug an psimaterieller Substanz bringt den Ozean zum Kochen."
    Dem konnte Ruyde Kerima Bassa nichts entgegenhalten. Denn es war die absolute Wahrheit. Alle Schwärme, sogar aus den entlegensten Gebieten des INSHARAM, aus den unzähligen Seiten armen und den fernsten Kavernen, hatten sich versammelt. Alle hunderttausend Evoesa waren der Quelle des Ungemachs zugestrebt. Sie hatten sich um die goldene SOL versammelt, die in sprühendes Funkenfeuer gehüllt war.
    Die Evoesa waren aufgewühlt, besorgt und entsetzt. Sie alle standen unter Todesangst. Doch konnte sie Ruyde Kerima Bassa zumindest in einem Punkt beruhigen: Die Älteste ihres Volkes konnte ihren Artgenossen plausibel machen, dass die ablaufenden Vorgänge kein negativer Prozess für sie waren. „Wir werden Zeuge bei der Geburt einer Superintelligenz" ,klärte Ruyde Kerima Bassa ihre Artgenossen auf. „Das INSHARAM wird somit seiner eigentlichen Bestimmung gerecht."
    „Aber werden wir das überleben?" wollten die Evoesa wissen. „Wird unsere Aktionsenergie ausreichen, uns trotz der sinkenden Kraft des INSHA-RAM am Leben zu erhalten?" Ruyde Kerima .Bassa konnte das nicht bejahen, aber sie brachte es auch nicht über sich, den Evoesa ihre schlimmsten Befürchtungen mitzuteilen. Sie fürchtete tatsächlich, dass sich die Geschehnisse von einst, wie bei K'UHGARS Entstehen, wiederholen würden. Denn es gab trotz allem immer noch eine Chance für sie. „Es wäre schade, wenn all die in uns gespeicherte Aktionsenergie in den Hyperraum verpuffen würde", sagte die Älteste der Evoesa bekümmert. Als dann dieser Ronald Tekener auftauchte, hatte Ruyde Hoffnung geschöpft, dass er die Einladung an die Evoesa aussprechen würde, sich am Geburtsvorgang der Superintelligenz aktiv zu beteiligen. Aber er machte ihnen dieses Angebot nicht, bot ihnen keinerlei Zugeständnisse an. Das seltsame Wesen tolerierte lediglich, dass die Evoesa zugegen waren. Es wirkte, als habe es keinerlei Verständnisse für kosmische Ereignisse.
    Dieser Ronald Tekener hatte überhaupt keine Ahnung! Das wurde Ruyde Kerima Bassa während des oberflächlichen Gesprächs mit ihm schnell klar.
    Atlan wäre vermutlich kompetenter gewesen, aber sie hatte keine Ahnung, wie sie ihn erreichen sollte. So blieb ihr und ihrem Volk lediglich der Trost, die Geburt einer Superintelligenz wenigstens passiv miterleben zu dürfen. Ein jämmerlicher Trost, denn die Evoesa hätten viel mehr zu geben gehabt. Wie es schien, würden sie ein sinnloses Opfer darbringen. Sie würden ohne Sinn und ohne Nutzen vergehen. „Dabei könnten wir auch sterben, um zu leben", sagte Ruyde Kerima Bassa traurig.
     
    *
     
    Ich glaube, ich kann ohne Übertreibung sagen, dass ich ES stets ein guter Berater und treuer Weggefährte war. Und das 18 Millionen Jahre lang. Man kann sehr wohl sagen, dass das eine lange Zeit ist, eine Zeit, in der galaktische Zivilisationen entstanden und vergingen. Ich sah Supernovae aufblühen und kosmische Nebel entstehen; ich war Zeuge, wie sich extrem heiße Sonnen bildeten, wie sie ihre Kraft verschwendeten und wie sie wieder in sich zusammenfielen. Ich nahm Anteil am Werden und Vergehen auf Millionen von Welten in der Mächtigkeitsballung von ES.
    Aber irgendwann muss Schluss sein. Ich trete ab und mache einer jüngeren Kraft Platz. So und nicht anders wird es sein, so muss es sein! Und eigentlich ist es ohnehin so, dass ES in der Gegenwart dann keinen Chronisten mehr benötigt. Die Chronik von ES wird nach 18 Millionen Jahren ganz gewiss nicht mehr fortgesetzt werden.
    DER CHRONIST VON

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