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2047 - Finale für die Nacht

Titel: 2047 - Finale für die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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noch feierlich von den Toten Abschied nehmen wollte. Es gab weitere Neuigkeiten- solche von der Art, die nicht in den offiziellen Nachrichten auftauchten.
    Sie wurden von Mund zu Mund verbreitet, vor allem unter den Zynikern der NACHT, die sich an Dinge heranwagten, von denen die Optimisten in reinem Selbstbetrug ihre Finger ließen.
    Die fähigsten Wissenschaftler gehörten zu den Zynikern der NACHT, weil sie mit offenen Augen sahen, was geschah, weil sie sich den Tatsachen nicht verschlossen und ihre persönlichen Konsequenzen daraus zogen.
    Rue Kantasiak nahm an der Trauerfeier teil, schon der Form halber. Er brauchte jede Art von Positiv-Werbung. Auf dem Weg dorthin, bereits in Nacht Acht 3, war ihm und Aldee der wohl fähigste Hyperphysiker dieser Mom'Serimer-Generation begegnet. Schnell und hektisch, wie es die Art seines Volks war, hatte er Rue Kantasiak davon berichtet, dass sich die bereits beobachteten rätselhaften Energieeinbrüche an allen möglichen Stellen der NACHT in den letzten Stunden verstärkt hätten.
    Blitze aus dem Nichts zuckten durch den schwarzen Raum, und mittlerweile waren sie zum erstenmal selbst an der unberührbaren Säule der NACHT beobachtet worden, dem Mega-Dom der NACHT.
    Für Rue Kantasiak stand fest, dass er nach der Trauerfeier in die Offensive gehen würde. Die Zyniker der NACHT waren lange genug passiv gewesen. In einer großen, raschen Kampagne mussten die Mom'Serimer davon überzeugt werden, dass das Ende nahe war und ESTARTU nicht zurückkehren würde - und zwar alle Mom'Serimer, nicht nur jene, die es sowieso schon wussten und sich in die beiden Parteien spalteten.
    Es würde wie ein Donnerschlag durch Nacht-Acht hallen und in jedem der acht durch kilometerlange Röhrensysteme verbundenen Plantoiden zu hören sein: die Parolen der Zyniker, ihre Angriffe auf die Optimisten und die Führung unter Lord-Eunuch Crom Harkanvolter! Sollte der zu erwartende lawinenhafte Umschwung zugunsten der Zyniker ausbleiben, dann blieb nur die Möglichkeit direkter Sabotage. Die Ewigen Batterien und die Stromschnelle mussten abgeschaltet werden.
    Noch ,war es dazu zu früh. Noch galt die Zurückhaltung. Die Abschaltung musste durch eine Mehrheit legitimiert werden. So dachten nicht alle Zyniker, aber für Kantasiak war es selbstverständlich.
    Rue Kantasiak betrat den großen Bestattungsraum mit der Konverterkammer. Etwa hundert Mom'Serimer hatten sich hier eingefunden, um den sechs Toten die letzte Ehre zu erweisen. Sechs stählerne Behälter schwebten auf Antigravschienen vor dem Tor der Kammer, jeweils zwei nebeneinander.
    Ruhige, aber nicht traurige Musik erfüllte den Raum. Für die Mom'Serimer war der Tod nichts Schreckliches, sondern der Übergang von einem Leben zu einem anderen. Der Begriff Trauerfeier stimmte also nicht ganz.
    Natürlich waren die Metallbehälter leer. Aber das ist typisch für die Optimisten, dachte Kantasiak. Sie machen sich selbst und dem Volk etwas vor, in jeder Hinsicht. Ein Eunuch trat vor und las von einer Schriftenrolle die Dinge vor, durch die sich die Toten in der Gesellschaft ausgezeichnet hatten.
    Danach erhob sich Crom Harkanvolter selbst und sprach die rituellen Worte. Schließlich gab er das Zeichen, und die erste Reihe mit Stahlbehältern setzte sich auf das Tor der Konverterkammer zu in Bewegung.
    Die Musik erstarb. Rue Kantasiak spürte die Blicke einiger Mom'Serimer, die sich auf ihn richteten. Es waren allesamt Zyniker der NACHT. Er bewegte unauffällig seine Tentakel. „Sie erwarten etwas von dir", flüsterte Alef ihm zu. „Ein Zeichen."
    „Das werden sie bekommen", gab er ebenso leise zurück.
    Rue Kantasiak wurde sofort aktiv, nachdem er zurück in seiner und Alefs Wohnung war. Er stellte sich so vor seine Kom-Wand, dass er mit dem Oberkörper im Bereich der Bilderfassung war, und rief seinen - nach Alef Aldee - engsten Vertrauten an. Das Gesicht des Mannes erschien in einem Holo vor ihm. Selbst der Geruch des Duftwassers, das Mars Overlott benutzte, war plötzlich im Raum. „Ich habe auf deinen Anruf gewartet, Rue", sagte Mars. „Es ist Zeit, nicht wahr?"
    „Höchste Zeit, Mars. Wir haben die Kampagne geplant und vorbereitet. Als erstes werden wir die Propagandasendungen ausstrahlen, jede Stunde einmal und auf jedem Kanal. Die Techniker der Sendeanstalten gehören mittlerweile zu achtzig Prozent zu uns. Wir werden die Bevölkerung über das aufklären, was ihnen der Lord-Eunuch verschweigt."
    „Sehr gut", lobte Overlott. „Und

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