2047 - Finale für die Nacht
Tränen aus ihr heraus. Atlan strich ihr durch das Haar und redete beruhigend auf sie ein.
Als er nach einer Stunde ihre Kabine verließ, hatte sich Mondra wieder beruhigt und räumte weiter Delorians Sachen fort. Dabei sang sie leise ein Kinderlied.
Der Arkonide nahm sich vor, sie bei nächster Gelegenheit wieder zu besuchen und dann womöglich unter Menschen zu bringen. Er wusste, wie schwer das sein würde, aber Mondra brauchte Gesellschaft und Abwechslung. Ihr Schmerz war groß, aber er würde sie auf Dauer zerstören, wenn sie sich nur ihm hingab.
Atlans nächster Weg führte ihn zu Steph La Nievand und seinen Mitarbeitern. Als der Arkonide bei ihnen eintraf, saßen vier völlig erschöpfte Wissenschaftler vor ihm. „Hallo, Atlan", begrüßte ihn La Nievand. Der Offizier für besondere Aufgaben hatte leicht gerötete Augen. „Wir wissen noch nicht alles, aber wir haben Ergebnisse."
„Dann Lasst sie mal hören." Atlan lächelte den Männern aufmunternd zu. La Nievand trank einen Schluck aus einer Plastikflasche. Dann räusperte er sich heftig, als habe er einen Frosch im Hals sitzen. „Zuerst einmal" begann er, „hat das Carit seine Schutzeigenschaften völlig verloren, aber das ist ja nichts Neues."
„Allerdings nicht", bestätigte Atlan. „Das Carit hat sich als geradezu degeneriert erwiesen", fuhr der Hundert-Kilo-Mann mit dem blonden Bürstenhaarschnitt fort, der mit Vorliebe schwarze, lederähnliche Kleidung trug. „Es wurde transformiert zu einem neuen Stoff, der uns zum ersten Mal unterkommt,"
„Auch das ist bekannt", behauptete Atlan. „Ich habe das neue Material Solonium genannt", sagte La Nievand, „weil offenbar ein Unikat der SOL und weiterhin golden. Sämtliche besonderen Eigenschaften des früheren Carits, also Energieaufnahme und -abstrahlung, extremer Schutzfaktor und so weiter, sind verschwunden."
„Wo sind Myles Kantor, Icho Tolot und Tangens der Falke?" fragte der Arkonide. „Beschäftigt. Sie fertigen an Ort und Stelle weitere Analysen an.
Aber ich bin noch nicht zu Ende. Bei der Untersuchung haben wir in aller Eile versucht, die Materialeigenschaften des nun vorhandenen Carit-Derivats zu bestimmen. Hierbei ergaben sich folgende Parameter."
„Ich höre", sagte Atlan gespannt. „Es handelt sich um ein Material, das tatsächlich über die 1,56fache Festigkeit und Widerstandskraft von Ynkelonium-Terkonit-Stahl, also Ynkonit, verfügt. Das ist die 46,8fache Festigkeit von normalem Terkonit."
„Immerhin etwas", sagte Atlan sarkastisch. „Und weiter?"
„Die thermische Belastbarkeit ohne Verformungserscheinungen und dergleichen reicht bis exakt 150.544 Grad Celsius. Bearbeiten, also schneiden, bohren, schleifen, fräsen und so weiter, lässt sich das Solonium nur mit extrem energiereichen Desintegratorstrahlen." La Nievand grinste. „Das haben wir in mühseligen Experimenten herausgefunden."
„Ich bin beeindruckt", sagte Atlan. „Wir hatten uns weniger erwartet. Und wie ist es mit dem Schutzfaktor im Raumkampf?"
„Ähnlich wie Ynkonit bietet Solonium nur bis zu einem gewissen Grad Schutz vor Thermo- und Impulsstrahlen beziehungsweise Desintegratoren und Intervallgeschützen. Es ist jedoch eindeutig besser als Ynkonit - nur leider auf die SOL beschränkt. Auf absehbare Zeit wird es keine Reproduktion geben. Einerseits, weil kein Carit zur Verfügung steht, und zweitens, weil sich die Bedingungen der ES-Entstehung im INSHARAM schwerlich nochmals simulieren lassen."
„Und das Hypertakt-Triebwerk?" wollte Atlan wissen. „Und an die anderen Systeme, die mit Carit verbunden waren? Welche Konsequenzen ergeben sich für sie?"
„Sie werden aller Voraussicht nach weiter funktionieren wie bisher, lediglich ohne die vorherige Wunder-Widerstandsfähigkeit", sagte Steph La Nievand. „Mit anderen Worten", fasste Atlan zusammen, „ist die SOL ab heute wieder ein normales Raumschiff."
„So könnte man es formulieren", bestätigte der Major.
6.
Nacht-Acht
Crom Harkanvolter sah bereits die Abstimmungsniederlage auf sich und die Optimisten der NACHT zukommen. Zu tief saß der Schock, den Rue Kantasiaks Eröffnungen ausgelöst hatten. Und der Lord-Eunuch musste sich selbst vorwerfen, die Bevölkerung nicht sofort, nachdem er dies alles erfahren hatte, über die aktuellen Entwicklungen aufgeklärt zu haben.
Er sah und hörte, dass die überwiegende Mehrheit auf seiten der Zyniker stand. Was ihm jetzt als letzte Möglichkeit blieb, war, dass er selbst noch einmal
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