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2050 - SEELENQUELL

Titel: 2050 - SEELENQUELL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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jenseits aller Wünsche. Jenseits von Tod und Phantasie.
    Morkhero wußte, daß er ihnen nicht widerstehen konnte. Aber wollte er das überhaupt?
    Schließlich hatte er den Anzug doch nur gestohlen, um in ihn hineinzuschlüpfen. Um ihn anzulegen und mit ihm zu wachsen.
    Eigentlich sah der Anzug nicht gefährlich aus. Er bestand aus einem transparenten, gallertartigen Material. Offensichtlich war er für ein humanoides Wesen von zwei oder drei Metern Größe gemacht, doch als Morkhero ihn das erstemal angelegt hatte, hatte er ihm, obwohl er ohne seinen Silberträger nur sechzig Zentimeter groß war, wie angegossen gepaßt. „Der Anzug nimmt Einfluß auf dein Denken", wisperte die eine Stimme. „Auf negative Weise. Er enthemmt dich. Du besitzt nicht die nötige mentale und moralische Stabilität, um ihn anzulegen. Der Anzug der Phantome erfordert einen Träger, der ihm gewachsen ist..."
    „Du bist ihm gewachsen", flüsterte die andere Stimme. „Leg ihn an! Unsterblichkeit! Macht!
    Der Schritt über die Schwelle, auf eine höhere Existenzebene, hin zur unsterblichen höheren Wesenheit!"
    Aber tief in seinem Inneren hatte Morkhero Seelenquell nicht den geringsten Zweifel daran, welche der Stimmen schließlich den Sieg davontragen würde.
    Einen Tag später legte er den Anzug wieder an.
     
    *
     
    Er paßte ihm zwar nicht wie eine zweite Haut, aber er ließ sich ertragen. Das Feuer brannte nicht mehr ganz so heiß, der Schmerz war nicht mehr überall. Und ein ums andere Mal wurde es besser.
    Morkhero Seelenquell lernte, nicht gegen den Anzug zu kämpfen, sondern ihn als überlegenes Hilfsmittel zu akzeptieren. Sich mit ihm zu arrangieren.
    Die Anstrengung forderte ihren Tribut. Sein Geist wurde immer stärker zerrüttet. Die Stimmen in seinem Kopf verstummten nun überhaupt nicht mehr. Die Stimme der Gier, der Enthemmung, die ihn aufforderte, den Anzug der Phantome überhaupt nicht mehr abzulegen.
    Die Stimme des Selbsterhaltungstriebs, die ihn aufforderte, ihn nicht mehr anzulegen. Sein Silberträger sprach zu ihm und auch die ORDEO MYN.
    Und eines Tages, während das Schiff irgendeinen Leerraum zwischen irgendwelchen Sterneninseln durchflog, glaubte der junge Seelenquell, der Anzug hätte eine neue Phase der Auseinandersetzung mit ihm eingeleitet. Wolle ihn schon wieder täuschen, betrügen wie so oft zuvor. Eines Tages sprach die ORDEO MYN so seltsam zu ihm, daß er argwöhnte, in Wirklichkeit sei es der Anzug, der sich der Schiffssysteme bemächtigt hatte.
    Dies ist eine Spiralgalaxis, teilten die Schriftbilder der ORDEO MYN ihm mit. Sie ist verwaist. Die übergeordnete Macht hat sie verlassen. Bezeichne es als Machtvakuum. Du darfst dich glücklich schätzen, einen solchen Fund gemacht zu haben. Andere würden ihr Leben für eine solche Entdeckung geben. Dir fallt sie buchstäblich in den Schoß. Mache dir diese Galaxis untertan.
    Mehrere Wochen grübelte der junge Seelenquell über diese Äußerung nach, wenn er nicht gerade mit den Checkalurs spielte, den leuchtenden Bauklötzen, die bei jeder Bewegung eine andere Welt in sich zeigten. Er versuchte, mit ihnen einen Turm zu bauen, der ein Abbild des Landes Dommrath sein sollte. Nur ein winziger Rest seines Geistes bemerkte die Verwirrung, die ihn überkam und schließlich glauben ließ, er sei ein Kind, das seine eigene Geburt erst noch vollziehen müsse. „Was in gewisser Weise ja auch richtig ist", lockte die Stimme der Enthemmung. „Du bist noch ungeboren. Du trittst erst ins Dasein, wenn du den Weg einschlägst, der dich zur Schwelle bringt, und erst wenn du die Schwelle überschreitest, kannst du dich zu dem transformieren, wozu du bestimmt bist."
    „Du weißt nicht, was dich erwartet!" mahnte die andere Stimme. „Sei auf der Hut!"
    „Für deine Geburt benötigst du eine Stätte. Einen Ort, an dem du werden kannst!"
    „Du bist nicht die ORDEO MYN!" sagte Morkhero. „Du bist der Anzug der Phantome!"
    „Und wennschon! Du verstehst meine Sensorik noch nicht. Sie ist dir unbegreiflich. Also laß dir den Weg weisen in ein Vakuum der Macht, das du zur optimalen Entfaltung nutzen kannst.
    Zu einem Ort, der noch nicht von einer Superintelligenz besetzt ist."
    „Höre nicht auf die Stimme der Gier! Du kannst ihr nicht vertrauen. Sie belügt dich auf Schritt und Tritt."
    Die Enthemmung in Seelenquell lachte leise auf. „Welche Rolle spielt es, wenn du die Unsterblichkeit erreichen willst, ob eine Superintelligenz diesen Ort noch nicht gefunden oder ob sie

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