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2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)

2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)

Titel: 2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorgen Randers
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Regionalplanung.
    Lars Hem (Norweger, geboren 1945), PhD, ist Associate Professor am Institut für Psychologie der Universität Aarhus und Spezialist und Fachbereichsleiter für Psychotherapie. Er ist Verfasser von Büchern über Wissenschaftstheorie, Sozialpsychologie, Träume und REM-Schlaf sowie Psychotherapie.
Allgegenwärtiges Internet
    »Das Leben in Megastädten« wirft ein Schlaglicht auf einen anderen Trend, der sich bis 2052 fortsetzen wird: die Allgegenwart des Internets. Jeder wird mit einer Berührung der Fingerspitze (oder vielleicht mit einem bloßen Gedanken, den ein Implantat auffängt) auf das gesamte Wissen der Menschheit zugreifen können. Im Idealfall sollte das die gesamtwirtschaftliche Arbeitsproduktivität insgesamt erhöhen, da die richtige Antwort stets zur Hand ist. Dies gilt aber nur, wenn der Mangel an Wissen einen Engpass darstellt – beispielsweise bei der Suche nach dem passenden Saatgut, wenn sich das Klima so rasch verändert, dass keine Zeit dafür bleibt, in jahrelangen Aussaatversuchen eigene Erfahrungen zu sammeln.
    Gerade in demokratischen Staaten aber werden menschliche Bemühungen nicht durch mangelndes Wissen, sondern durch mangelnden Konsens eingegrenzt. Der Zugang zu zusätzlichen Informationen erleichtert es nicht zwangsläufig, dass man zu einer Einigung kommt – ebenso gut können sich dadurch die Fronten verhärten. Die Erfahrung zeigt, dass sich Menschen durch unangenehme Informationen nur wenig beeinflussen lassen. So rauchen viele noch immer, obwohl sie schon seit Langem wissen, dass es nachgewiesenermaßen schädlich für die Gesundheit ist. Andere wiederum – mich eingeschlossen – essen Biofleisch, obwohl der Nachweis noch aussteht, dass es wirklich gesünder ist als konventionell erzeugte Steaks.
    Einen Konsens zu finden wird immer schwieriger werden. Früher gab es nur eine (oder sehr wenige) überregionale Zeitungen, die den Ton angaben; heute gibt es eine ganze Flut von Blogs. Früher gab es eine Handvoll landesweiter Sender (oder auch nur einen einzigen); heute kümmern sich Hunderte von Lokalsendern um die speziellen Vorlieben ihrer Kunden. Früher gab es wenige Enzyklopädien; nun gibt es das in ständigem Wandel begriffene Wikipedia und zahllose andere Angebote. Es wird immer schwieriger, das wirklich Wichtige aus dem großen Hintergrundrauschen herauszufiltern. Somit wird es extrem zeitaufwendig, eine Mehrheitsmeinung herauszubilden.
    Und dies, obwohl sich durch das Internet sehr viel leichter Menschen versammeln lassen, die das gleiche Ziel verfolgen. So lässt sich leicht vorhersagen, dass die künftige Gesellschaft aus einem undurchdringlichen Dschungel von Interessengruppen bestehen wird. Für und gegen alles wird es Gruppen geben. Wenn die Entscheidungsträger voranschreiten wollen, werden sie Widerstand erfahren – ebenso natürlich, wenn sie eine Entwicklung zurücknehmen wollen. Wohlorganisierte Lobbygruppen werden nach rechts und ebenso starke und wortgewandte Interessengruppen nach links drängen. Wenn die ausgepumpte Regierung innehalten will, werden die Gruppen Handeln einfordern. Was dies für den Produktivitätszuwachs bedeutet, kann man sich leicht vorstellen: Er wird gebremst werden, weil es immer länger dauert, zu einer Einigung zu kommen. Und je voller die Welt, desto stärker dieser Effekt. Jedes Vorhaben wird die Interessen eines anderen berühren – und wenn es nur die Aussicht aus seinem Fenster ist.
    Daher glaube ich nicht, dass das allgegenwärtige Internet eine Beschleunigung des Produktivitätszuwachses befeuern wird. Der Nicht-vor-meiner-Haustür-Effekt wird stärker bremsen, als der Wissenszuwachs beschleunigen kann.
    Ich erwarte von der Immer-online-Kultur noch eine weitere Auswirkung: Die Öffentlichkeit wird stärker auf die politischen Entscheidungen einwirken. Durch ständige Umfragen ist die öffentliche Meinung jederzeit bekannt und wird in den Entscheidungsprozess einfließen. Damit wird die kurzfristige Denkweise der Mehrheit noch mehr dominieren, als es bereits heute der Fall ist. Die Gesellschaft wird vermehrt die Lösung wählen, die kurzfristig am billigsten ist. Für uns Prognostiker macht das das Leben einfacher, aber am Ende werden viele die bitteren Konsequenzen der kurzsichtigen Entscheidungen zu tragen haben.
    Das allgegenwärtige Internet wird uns schließlich auch wunderbare/schreckliche Transparenz bringen. Etwas im Verborgenen zu tun wird immer schwieriger werden und die digitalen Spuren unserer

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