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2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)

2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)

Titel: 2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorgen Randers
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Handlungen werden länger überdauern als unsere Fußabdrücke auf der Straße. Was dies für die Kriminalität bedeutet, weiß ich nicht, aber Wirtschaftsdelikte dürften deutlich schwieriger zu kaschieren sein. Interessanterweise wird schon diskutiert, ob man nicht das Bargeld abschaffen und alle Zahlungen über Karten abwickeln sollte. Dann gäbe es immer eine elektronische Spur, was der Polizei die Arbeit erleichtern dürfte. Die Privatsphäre, wie wir sie kennen, wird, so fürchte ich, in einer dicht bevölkerten Welt, in der das Internet immer an ist, letztlich auf der Strecke bleiben.
Verlust des Besonderen
    Das Internet könnte also das Ende des lang gehegten Wunschs zum Schutz der Privatsphäre bedeuten. Schon bald wird alles irgendwo in digitaler Form verfügbar sein und was verfügbar ist, wird auch übertragen werden. WikiLeaks ist da nur der Anfang. Möglicherweise vollzieht sich der Verlust der Privatsphäre aber so allmählich, dass er gar nicht als ernsthafter Verlust empfunden wird. Die meisten Norweger finden nichts dabei, dass die Steuerverwaltung die Steuerformulare schon vor dem Versenden ausfüllt – anhand der Daten in den Steuerakten. Technisch gesehen mag die Privatsphäre erhalten bleiben, aber die Welt wird nach und nach und unaufhaltsam transparenter, sodass alles ans Licht kommen wird.
    Der bürgerliche Charme der Privatsphäre ist nicht der einzige Wert, der in den nächsten 40 Jahren verloren zu gehen droht. In einer reicheren und dichter bevölkerten Welt mit immer weniger unberührter Natur werden viele Arten von Luxus, wie die Eliten ihn heute konsumieren, verschwinden oder knapp werden. Dies mag so langsam vonstattengehen, dass es nur wenig Bedauern hervorruft und es lassen sich zahlreiche Beispiele dafür anführen – teils skurril, teils wirklich beklagenswert. Jedem ist klar, dass er nicht mehr an einer Expedition zu einem weißen Fleck auf der Landkarte teilnehmen kann. Und die wenigen, die noch legal Jagd auf die großen Fünf machen (Löwe, Leopard, Elefant, Nashorn und Büffel), müssen wahrscheinlich überall Gebühren dafür entrichten. Wer den Mount Everest besteigen will, muss genug Zeit für den Stau beim Abstieg vom Gipfel einplanen. Wer auf Ski seine Schwünge im unberührten Schnee ziehen will, muss früh aufstehen, die Berge aus eigener Kraft hinaufsteigen oder Monate vorher Helikopterflüge buchen in den wenigen Skigebieten, die solche Flüge trotz des störenden Lärms noch erlauben. Echter Kaviar ist zum Schutz des Störs nur in begrenzter Menge verfügbar. Gute französische Weine sind fast unerschwinglich, seit in Asien Millionen neuer Kunden auf den Geschmack gekommen sind. Der Champagner der Zukunft wird nicht aus Frankreich, sondern aus dem sandigen Hügelland im Süden Englands kommen. Eisklettern und das Betrachten von Gletschern werden infolge der Erderwärmung nicht mehr lange möglich sein. Wer die Eremitage oder die Uffizien besuchen will, muss den Eintritt Jahre im Voraus buchen.
    Der Elitetourismus als besondere Vergünstigung der Oberschicht wird doppelt beeinträchtigt werden – durch den Klimawandel wie durch die Explosion der Touristenzahl.
    Der Stadtbewohner der Zukunft wird ohnehin fern der Natur leben und derartige Vorzüge vielleicht gar nicht so sehr vermissen. Sie oder er wird vielleicht nicht den Ruf der Wildnis vernehmen und keine Lust verspüren, für einen Blick auf die berühmten Gemälde Europas in der Schlange zu stehen. Sie oder er wird im Internetzeitalter aufgewachsen sein und sich womöglich eher für die neue urbane Kultur und virtuelle Realität interessieren. Für Stubenhocker werden im Jahr 2052 mit Sicherheit großartige Trostpreise in der Form absolut erstklassiger virtueller Naturerlebnisse und Museen zur Verfügung stehen. Sie werden alles von ihrem Wohnzimmer aus sehen und erleben können – Geschichte, Gegenwart und Zukunft eingeschlossen. Und für jene, die wirklich einmal etwas Besonderes erleben wollen, wird es den komplett künstlichen, auf Hochglanz polierten Luxus der Fünf-Sterne-Hotels und Kreuzfahrtschiffe geben. Die Hotels selbst werden Reiseziele sein – ohne Sehenswürdigkeiten in der Nähe, aber mit prächtigen Einkaufsgalerien und Unterhaltungsmöglichkeiten. Oder man wählt die schwimmende Version: das riesige Kreuzfahrtschiff, das nie einen Hafen anläuft, sondern seine Gäste an Bord allabendlich mit einer spektakulären Show verwöhnt.
    So fällt der Verlust bürgerlicher Besonderheiten wie

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