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2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)

2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)

Titel: 2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorgen Randers
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Privatsphäre und Exklusivität während der kommenden 40 Jahre vielleicht nicht so stark ins Gewicht. Mir persönlich als Angehörigem der alten Elite werden die unberührten Urwälder oder die Tauchgänge in den artenreichen Riffen der Tropen fehlen. Noch existieren diese Besonderheiten, aber es ist zu erwarten, dass sie nach den kommenden Jahrzehnten der Einkommenssteigerung und globalen Erwärmung endgültig verschwunden sein werden.
    Aufmerksamen Lesern ist sicherlich aufgefallen, dass die meisten der genannten Besonderheiten, die verloren gehen werden, für den Durchschnittsbürger kaum von Interesse sind, weil ihr Genuss für ihn ohnehin nie erschwinglich war. Das ist tatsächlich der Fall, und es ist einer der Hauptgründe, weswegen ich glaube, dass sich keine demokratische Mehrheit für vorbeugende Maßnahmen zu ihrem Erhalt finden wird.
Fortschritte bei der Gesundheit
    Von der Gesundheitsversorgung der Zukunft war bislang nicht die Rede, nur indirekt in meiner Bevölkerungsprognose – welche abhängt von einer geringeren Säuglingssterblichkeit, einer höheren Lebenserwartung und der allgemeinen Verfügbarkeit von Verhütungsmitteln. Kurz gefasst wird die Weltbevölkerung wegen der modernen Medizin, die sich bis 2052 fraglos noch weiter entwickeln wird, schneller ihren Höchststand erreichen. Durch die fortschreitende Verwestlichung des Lebensstils werden traditionelle Ernährungsgewohnheiten aufgegeben und die Fettleibigkeit wird zunehmen. Dazu kommt, dass Menschen durch den sinkenden Wohlstand in den OECD-Ländern weniger Mittel für qualitativ hochwertige Nahrungsmittel zur Verfügung haben werden. Auf längere Sicht wird dieser Trend durch medizinische Fortschritte und den allgemeinen Wunsch nach einem guten Aussehen gestoppt werden, und ich glaube, dass er sich bis zum Jahr 2052 umgekehrt haben wird.
    Die Medizin wird, wie schon gesagt, in den kommenden 40 Jahren erstaunliche Fortschritte machen. Die medizinischen Möglichkeiten werden im Jahr 2052 weit über das hinausgehen, was die Menschen sich leisten können – und das ungeachtet des Ausgangs der Diskussion, wie dafür bezahlt wird: direkt für die Leistung oder über den Umweg einer Gesundheitssteuer. Diese Debatte wird sich noch lange hinziehen, da es hier um grundsätzliche Fragen der Verteilung geht, denn es bieten sich nur zwei Möglichkeiten: Entweder bezahlt der Einzelne proportional zu seinen Bedürfnissen, oder er bezahlt proportional zu den Bedürfnissen des Bevölkerungsdurchschnitts. Im ersten Fall bezahlt der Patient, wenn er krank ist; im anderen Fall zahlt er jährlich eine Steuer- oder Versicherungsprämie in ein öffentliches System ein, in dem alle Bürger abgesichert sind. Ob die Arbeitgeber hier zwischengeschaltet sind, ist letztlich nicht von Belang. Der » Ausblick 7–2: Öffentliches Gesundheitssystem – Persönliche Gesundheit« gibt einen tieferen Einblick.
    AUSBLICK 7–2
Öffentliches Gesundheitssystem – Persönliche Gesundheit
    Harald Siem
    Eine Vorhersage zur Entwicklung des Gesundheitswesens und der Medizin für die kommenden 40 Jahre mag vermessen erscheinen. Ein Blick in die Vergangenheit verdeutlicht, warum. Immer wieder wurde die Medizin durch unvorhergesehene Entdeckungen grundlegend umgewälzt.
    Noch vor 100 Jahren gab es praktisch keine wirklich wirksamen medizinischen Heilmaßnahmen. Natürlich gab es Pflegekräfte und Ärzte, und Chloroform und Äther waren seit 50 Jahren bekannt, aber die moderne Anästhesie wurde erst in den 1940er-Jahren entwickelt. Röntgenaufnahmen gibt es seit 1901. Später kam die Kontrastangiografie dazu, dann die ersten computergestützten Abbildungsverfahren, gefolgt von immer feineren Methoden der Abbildung des Körperinneren. Die letzten vier Jahrzehnte haben spektakuläre Fortschritte gebracht, im wahrsten Sinne des Wortes.
    Das medizinische Instrumentarium ist von Aderlass, Einläufen und Blutegeln fortgeschritten zu Antibiotika, wirkungsvollen Medikamenten und anderen Behandlungsmethoden gegen Geisteskrankheiten, Herzerkrankungen, bestimmte Krebsarten, die parkinsonsche Krankheit und unerwünschte Schwangerschaften. Am Ende meines Medizinstudiums galten Herztransplantationen als unmöglich; heute sind sie Routine.
    Diese Wellen immer neuer und wirkungsvoller Heilmethoden haben das Ansehen der Ärzte, verglichen mit dem der Quacksalber vergangener Tage, enorm gestärkt. Inzwischen erfahren die Ärzte durch Patientenrechte neue Einschränkungen, während sich die Medizin in

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