2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)
fest: »Gesellschaftliche Themen kamen bisher immer mit zunehmendem Alter auf. Diese Generation nun erscheint viel früher eingebunden.« 25
Sie ist spiritueller: 2052 werden aktuelle Ergebnisse aus der Quantenphysik, der Bewusstseinsforschung und der Noetik als Allgemeingut gelten. Patricia Auberne nennt in ihrem Buch Megatrends 2010 die Zunahme von Spiritualität im Geschäftsleben einen Schlüsseltrend für die kommenden zehn Jahre. Wir leben in aufgewühlten Zeiten und der Wunsch nach einem Sinn im Leben wird zu einem bedeutenden Antrieb. Millennials werden offiziellen Kirchen eher nicht beitreten, doch der Kontext ihrer Entwicklung (hoher Grad an Vernetzung und Zusammenarbeit) und die Auswirkungen von Forschungen zur Kultur und Psyche des Menschen, wie beispielsweise der Spiral Dynamics-Theorie 26 , legen alle nahe, dass die menschliche Spezies weiterhin Fähigkeiten entwickeln wird, mit komplexeren Zusammenhängen und alternativen Realitäten zurechtzukommen.
Die Rolle interaktiver Spiele
Wie könnten sich nun die Wertesysteme der Jugendgeneration auf die Welt von 2052 auswirken? Ein eher überraschender Beitrag zum Gemeinschaftssinn und zur Zusammenarbeit junger Menschen ist die Beliebtheit von Internetspielen – besonders interaktiven Spielen, die in sozialen Netzwerken wie Facebook Furore machen (social gaming) . Spieledesignerin Jane McGonical ist eine Vordenkerin im Bereich social gaming . In ihrem TED-Talk 2010 vertrat sie die These, dass vermehrtes interaktives Spielen bei der Lösung unserer schlimmsten systemischen Herausforderungen wie Klimawandel, Hunger, Armut und Fettleibigkeit behilflich sein könnte. 27
Ein Jugendlicher, der sich einer Spielekultur verschrieben hat, wird durchschnittlich 10.000 Stunden mit Internetspielen verbracht haben; das entspricht einem Level, an dem laut Kognitionswissenschaft Meisterschaft erreicht ist. McGonical stellt fest, dass Spielende ihre besten Qualitäten hervorholen: Sie sind motiviert, optimistisch, kooperativ und zeigen trotz eines möglichen Scheiterns hohes Durchhaltevermögen. Die freudigen Emotionen, die ins Spiel Vertiefte empfinden, schwappen auch ins echte Leben über, wodurch die Kreativität gesteigert wird.
Offenbar werden Spielende auch gerne in menschliche, global konzipierte Spiele eingebunden und McGonical hat bereits mehrere Spiele geschaffen, die das Modell einer besseren Welt zum Ziel haben. Das Spiel »World Without Oil« wurde mit dem Weltbankinstitut entwickelt und 2007 mit 1.800 Spielern gestartet. EVOKE ist ein weiteres Social Network Game, das Menschen überall auf der Welt die Möglichkeit gibt, kreative Lösungen zu unseren dringendsten gesellschaftlichen Problemen zu entwickeln.
Die Ausweitung der Spielewelt und der Spielergemeinschaft wird insofern tiefe Auswirkungen haben, als wir die von uns gewünschte Zukunft vorwegnehmen können, indem wir in einer virtuellen Umgebung gemeinsam an aktuellen Problemen arbeiten. Wenn sich viele junge Menschen an diesen Aktivitäten beteiligen, wird außerdem ein Bewusstsein für die politischen und institutionellen Schranken geschaffen, die ein Vorwärtskommen blockieren. Dies könnte wiederum das Bestreben wecken, sich vermehrt politisch zu engagieren.
Sarah Severn (Britin, geboren 1956) war die letzten 17 Jahre bei Nike für Nachhaltigkeit in verschiedenen Bereichen zuständig und leitet nun die Abteilung Stakeholder Mobilization, Sustainable Business and Innovation. Zwölf Jahre hat sie Nikes Bemühungen angesichts des Klimawandels geleitet und widmet sich nun in Beaverton, Oregon, der Aktivierung von systemimmanenter Innovation.
»Die Jugend spielt für eine bessere Welt« ist eine schöne Vision, doch ich nehme an, dass diese Entwicklung sich eher in China und den BRISE-Staaten (also den aufstrebenden Wirtschaftsmächten) als in anderen Ländern der Welt zeigen wird, da diese noch nicht über andere gut etablierte Institutionen für politische Kommunikation verfügen.
Generationengerechtigkeit: Den Blick weiten
Da mit den vor uns liegenden Jahrzehnten immer mehr Klimaschäden herannahen, werden sich immer mehr Menschen darüber Gedanken machen, welche Welt wir zukünftigen Generationen hinterlassen. Seit dem Aufkommen ortsgebundener Landwirtschaft gilt die stillschweigende Vereinbarung, dass ein Bauer so viel ernten darf wie er kann, wenn er nur seinen Kindern einen gedeihenden Hof überlässt. Mit dieser großen Tradition wird im Laufe der kommenden 40 Jahre nun in verschiedenen
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