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2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)

2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)

Titel: 2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorgen Randers
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Ressourcenverknappung ist nicht das, was die Weltwirtschaft bis zum Jahr 2052 am stärksten ausbremst. Die Steinzeit ist ja nicht zu Ende gegangen, weil den Menschen die Steine ausgegangen sind. Und das fossile Zeitalter wird nicht zu Ende gehen, weil den Menschen die fossilen Brennstoffe ausgehen. Auch nach dem fossilen Zeitalter werden noch fossile Energieträger in der Erde lagern, einfach weil wir sie nicht brauchen. Unser Energiebedarf wird nie so hoch sein, wie angenommen, denn die Wirtschaft wird nie so wachsen, wie wir denken. Wir werden weniger Energie verbrauchen, weil wir uns endlich (zähneknirschend) dazu durchringen, sparsamer mit der fossilen Energie umzugehen – und weil wir endlich (zähneknirschend) erneuerbare Energien nutzen. Der Übergang von der fossilen zur erneuerbaren Energie wird jedoch so langsam geschehen, dass die gefährliche Erderwärmung nicht mehr zu verhindern ist. Mit den Schäden, die die Erderwärmung verursacht, müssen wir leben und wir müssen viel Geld in die Anpassung investieren.
    Meine Prognose lässt sich auch in makroökonomische Begriffe fassen, für alle die, die diesen Blick auf die Welt bevorzugen: In dem rationalen Versuch, sich gegen die anstürmende Welle der Probleme aus Ressourcenerschöpfung, Umweltverschmutzung, Klimawandel und Verlust der biologischen Vielfalt zu stemmen, werden die Menschen Jahr für Jahr mehr Geld in Schutzmaßnahmen investieren. Mehr Geld wird in Wiederinstandsetzungsarbeiten fließen (etwa nach Stürmen und Überschwemmungen), in Anpassung (zum Beispiel für den Bau von Deichen gegen den Meeresspiegelanstieg) und in die Entwicklung neuer Technologien (zum Beispiel Solarenergie, CO 2 -Abscheidung und -Speicherung). Diese Investitionen werden dazu beitragen, die Schäden zu mindern, den langfristigen Produktivitätsverlust hinauszuzögern und das weltweite BIP zu steigern. Mehr Maßnahmen werden auch zu mehr Beschäftigung führen, aber – und das ist besonders wichtig – nicht zu entsprechend mehr Konsum. Der Grund dafür ist offensichtlich: Die Verbraucher müssen ihren Konsum auf das beschränken, was nach den (enormen) Investitionen in Instandsetzungsarbeiten, Anpassungsmaßnahmen und neue Technik noch vom BIP übrig bleibt. Unglücklicherweise wird der langsamere Anstieg des Konsums Spannungen und gesellschaftliche Konflikte verschärfen, was wiederum den Anstieg der Produktivität bremst, denn der Kuchen, den es zu verteilen gilt, wird kleiner sein, als er sein könnte.
    Die »Tatsache«, dass die Weltwirtschaft im Jahr 2052 wesentlich kleiner sein wird, hat einen großen und unerwarteten Vorteil: Wenn die Menschheit an die globalen Grenzen stößt, wird der Aufprall dank der geringeren Wachstumsraten nicht ganz so hart sein. Das heißt nicht, dass es nicht erhebliche Schäden geben wird. Extreme Wetterereignisse, Anstieg des Meeresspiegels, Überschwemmungen, Dürreperioden – das alles sind Probleme, mit denen unsere Kinder werden kämpfen müssen. Was an unberührter Natur noch übrig ist, wird mit rasanter Geschwindigkeit Richtung Pole gedrängt oder in Naturparks konserviert. Natur in all ihrer Schönheit und im ökologischen Gleichgewicht wird kaum noch zu bewahren sein. Aber die Schäden werden nicht so schlimm sein wie bei einer Weltbevölkerung von 9,5 Milliarden Menschen und einer Weltwirtschaft, die viermal so groß ist wie heute – was ja derzeit die gängigen Annahmen sind.
Die Zukunft im Schaubild
    Diese Prognose und die zugrunde liegenden Daten sind in Abbildung 9–1 grafisch dargestellt und zeigen die Entwicklung der Welt von 1970 bis 2050, wobei ich das historische Datenmaterial der vergangenen 40 Jahre in meiner Prognose für die kommenden 40 Jahre weitergeführt habe.
    Die Abbildung 9–1 umfasst drei Diagramme: Situation , Produktion und Lebensstandard . Veranschaulicht wird die Entwicklung von insgesamt 15 Variablen. Das Diagramm Situation bietet Daten zu Bevölkerung, BIP, Konsum, CO 2 -Emissionen durch Energieverbrauch und Temperaturanstieg im Zeitraum von 1970 bis 2050. Produktion zeigt die Entwicklung von fünf Indikatoren menschlicher Aktivität weltweit: Energieverbrauch, Nahrungsmittelproduktion, Anteil erneuerbarer Energie, Investitionsanteil am BIP sowie verbleibende ungenutzte Biokapazität. Lebensstandard gibt einen Überblick über verschiedene Aspekte der Lebensbedingungen der Menschen: BIP pro Kopf, Energieverbrauch pro Kopf, Nahrungsmittel pro Kopf, Pro-Kopf-Verbrauch (von Gütern und

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