2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)
wird um das Jahr 2030 folgen, die großen Schwellenländer um 2040 und der Rest der Welt schließlich irgendwann in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts. In den Ländern außerhalb der OECD werden die Emissionen erst einmal ansteigen, während diese Länder versuchen, zur industrialisierten Welt aufzuschließen. Die Emissionen in den Nicht-OECD-Staaten werden auch deshalb ansteigen, weil klimaintensive Produktionen aus den teureren Ländern dorthin verlagert werden.
Im Jahr 2052 werden nach meiner Prognose die globalen CO 2 -Emissionen durch Energieverbrauch immer noch ganze 40 Prozent über den Werten von 1990 liegen. Allerdings werden die Emissionen mit jedem Jahr weiter sinken und könnten 2052 den heutigen Emissionen entsprechen. Aber es besteht kein Zweifel daran, dass die Welt ihre Chance, den globalen Temperaturanstieg unter der international vereinbarten Zielsetzung von plus 2 °C zu halten, nicht nutzen wird, obwohl es die Technik gibt, um die Emissionen schneller deutlich zu verringern. Dazu gehört die CO 2 -Abscheidung und -Speicherung (CCS), wie im nachfolgenden Seitenblick »Das Potenzial der CCS« beschrieben.
Das Potenzial der CCS
Fest steht, dass mithilfe der CO 2 -Abscheidung und -Speicherung die CO 2 -Emissionen dramatisch gesenkt werden können. Indem man das CO 2 aus den Abgasen von kohle- oder gasbefeuerten Anlagen und anderen Punktquellen von CO 2 abfängt und dauerhaft unterirdisch speichert, kann man die CO 2 -Emissionen durch Energieerzeugung und industrielle Produktion um mehr als 80 Prozent senken.
Wie üblich sind das Problem die Kosten – und die Psychologie. Viele Menschen glauben anscheinend, CCS sei unglaublich teuer und befürchten, CO 2 könne durch ein Leck aus dem unterirdischen Speicher austreten, obwohl nach Expertenmeinung in beiden Punkten kein Grund zur Sorge besteht. Daher wird die Technologie wahrscheinlich nicht aktiv vorangetrieben werden, zumindest nicht in den nächsten ein, zwei Jahrzehnten. Dennoch hat die IEA in ihrem »New Policies«-Scenario – das die Entwicklung unter neuen energiepolitischen Rahmenbedingungen berücksichtigt – bemerkenswerterweise empfohlen, bis 2050 ganze acht Milliarden Tonnen CO 2 durch CCS zu entsorgen. Dafür wären 4.000 bis 8.000 große CCS-Anlagen nötig.
Obwohl mehr wünschenswert wären, werden wohl nur 1.000 CCS-Anlagen bis 2052 in Betrieb gehen und circa eine Milliarde Tonnen CO 2 pro Jahr abfangen. Auf lange Sicht wird CCS im Kampf gegen den Klimawandel eine größere Rolle zukommen. Durch CCS wird CO 2 aus der Atmosphäre entfernt und im Boden deponiert und somit der Kohlenstoffkreislauf geschlossen. Dies wird in holzbefeuerten Kraftwerken mit integriertem CCS geschehen.
Es gibt noch ein paar wenige weitere Methoden, um CO 2 aktiv aus der Atmosphäre zu entfernen. Am Beispiel eines holzbefeuerten Kraftwerks wird das deutlich: Wenn Holz (oder eine andere Art Biomasse) wächst, zieht es CO 2 aus der Atmosphäre und wandelt es in pflanzliche Substanz um. Bei der Verbrennung des Pflanzenmaterials wird CO 2 als Abgas freigesetzt. Wenn die Abgase durch eine CCS-Anlage geleitet werden, wird das CO 2 aus den Abgasen herausgefiltert. Es wird dann zu einer Flüssigkeit komprimiert und in tief liegende unterirdische Hohlräume injiziert. Auf diese Weise kann in einem Biomasse-Kraftwerk Strom produziert und über die angeschlossene CCS-Anlage CO 2 aus der Atmosphäre gezogen und im Boden gespeichert werden.
In meiner Prognose werden durch den Einsatz fossiler Energieträger immer noch neun Milliarden Tonnen CO 2 pro Jahr entstehen, etwa so viel wie heute. Wenn nur ein Viertel dieser fossil befeuerten Kraftwerke nachträglich mit CCS-Anlagen ausgestattet würden, würden die Emissionen dieser Kraftwerke um 80 Prozent reduziert und die globalen Emissionen um etwa zwei Milliarden Tonnen CO 2 , oder 20 Prozent, verringert. Dafür wären 2.000 große CCS-Anlagen nötig. Die Kosten für die Nachrüstung würden sich nach meiner Schätzung auf eine Milliarde KKP-Dollar pro Anlage belaufen. Damit wären insgesamt Investitionen von zwei Billionen KKP-Dollar nötig. Das entspricht einem Prozent des globalen BIP des Jahres 2052 und ist nicht wirklich viel. Daher gehe ich davon aus, dass CCS langfristig zum Einsatz kommen wird.
Aber in den nächsten 40 Jahren wird CCS nur eine begrenzte Rolle bei der Reduzierung der CO 2 -Emissionen spielen, weit hinter einer gesteigerten Energieeffizienz und den erneuerbaren Energien.
Die Temperatur wird
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