Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)

2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)

Titel: 2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorgen Randers
Vom Netzwerk:
selbst verstärkenden Klimawandel kommt. Diese Möglichkeit besteht für die zweite Hälfte des 21. Jahrhunderts, falls die Temperaturen so weit steigen, dass die Tundra zu schmelzen beginnt und dadurch riesige Mengen an Methangas freigesetzt werden, das bisher im Permafrostboden zurückgehalten wurde. Methan ist ein wirksames Treibhausgas, das, einmal freigesetzt, die Temperaturen weiter in die Höhe treiben wird, was wiederum dazu führt, dass immer mehr Tundra schmilzt bis die gesamte Tundra geschmolzen und alles Methan entwichen ist. Ein sich selbst verstärkender Klimawandel kann jedoch verhindert werden, wenn die Menschheit Maßnahmen ergreift, um CO 2 aktiv aus der Atmosphäre abzuziehen, und zwar rechtzeitig. Dies kann durch die Verwendung von Biomasse als Brennstoff in Kraftwerken mit CCS-Anlage geschehen (siehe den Seitenblick »Das Potenzial der CCS« auf Seite 148).
    Allerdings wird es lange dauern und zielgerichtete Maßnahmen erfordern, um eine deutliche Abweichung von der in Abbildung 5–4 dargestellten Entwicklung zu bewirken. Wegen der extremen Trägheit des Klimasystems muss sich schon sehr viel über einen sehr langen Zeitraum hinweg verändern, damit sich die Durchschnittstemperatur auf der Erde verändert. Das ist auch verständlich: Schließlich braucht es eine ganze Menge Energie, um einen Ozean zu erwärmen oder abzukühlen. Mit einem haushaltsüblichen Wasserkocher kommt man da nicht sehr weit.
Ein Temperaturanstieg um 2 °C wird zu ernsthaften Problemen führen
    Als Folge des Anstiegs der globalen Durchschnittstemperatur um 2 °C bis zum Jahr 2052 wird die Menschheit in den kommenden Jahrzehnten mit ernsthaften klimatischen Auswirkungen zu kämpfen haben. Es wird zu extremen Wetterereignissen kommen, ungewöhnlichen Hochwassern, wiederholten Dürreperioden; es wird an ungewohnten Orten zu Erdrutschen kommen und Wirbelstürme, Orkane und Zyklone werden ungewöhnliche Routen nehmen. Korallenbleiche, Waldsterben und neuartige Insektenplagen werden weitere Auswirkungen sein. Die Aufregung in der Öffentlichkeit wird jedes Mal groß sein und die Menschen werden immer ängstlicher in die Zukunft blicken. Aber in den meisten Fällen werden die kurzfristigen Kosten für wirkungsvolle Gegenmaßnahmen unakzeptabel hoch erscheinen und daher werden solche Maßnahmen nach »reiflicher Überlegung« aufgeschoben werden. Nur sehr langsam wird sich angesichts der endlosen Folge extremer Wetterereignisse eine politische Mehrheit finden, die effektive Maßnahmen unterstützt. Erst nach Jahrzehnten wird sich die Gesellschaft für zusätzliche freiwillige Investitionen entscheiden, die notwendig sind, um die Emissionen wirkungsvoll zu verringern.
    Durch die globale Erwärmung um mehr als 2 °C wird sich unsere gewohnte Umgebung deutlich verändern: Das Polareis in der Arktis wird während der Sommermonate vollständig abschmelzen, die meisten Gletscher im Rest der Welt werden sich zurückziehen, der Meeresspiegel wird um über 30 Zentimeter ansteigen (hauptsächlich durch eine wärmebedingte Volumenausdehnung der Ozeane, weniger wegen der Eisschmelze), die Klimazonen werden sich um 100 Kilometer in Richtung der Pole verschieben, in den Tropen werden sich die Wüsten ausbreiten und die nördlichen Permafrostböden werden schneller auftauen. Die weltweite Klimaerwärmung wird auch ästhetische Werte zerstören: Die Folge könnte eine hässliche Mischung aus sterbenden Ökosystemen (zum Beispiel gebleichte Korallenriffe und von Borkenkäfern befallene immergrüne Wälder) und die Eroberung von Lebensräumen durch Eindringlinge aus Äquatornähe sein (zum Beispiel Brunnenkresse in gemäßigten Zonen).
    » Ausblick: 5–3 Schwere Zeiten für arktische Gewässer« gibt einen Eindruck der unerwarteten Auswirkungen, die eine globale Klimaerwärmung vor Ort haben kann.
    AUSBLICK 5–3
Schwere Zeiten für arktische Gewässer
    Dag O. Hessen
    Die Hauptakteure dieser Geschichte sind meist nur wenige Millimeter groß. In der Tat erinnert uns der planktonische Calanus (ein Verwandter der Krabben und Hummer) daran, dass die wichtigsten Akteure nicht unbedingt die körperlich größten sind. Im Nordpolarmeer spielt Calanus zahlenmäßig und damit insgesamt eine entscheidende Rolle. Er gehört zur edlen Gruppe von Lebewesen, die man zu Recht als Schlüsselart bezeichnen könnte. Das Schicksal, das Calanus ereilen könnte, wenn sich die Nordmeere erwärmen, steht für die Zukunft des Lebens in den Polarmeeren

Weitere Kostenlose Bücher