2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)
Hoffnung, dem Elend zu entkommen. Geschätzte 0,5 Milliarden Menschen werden in den nächsten 20 Jahren aus den Slums in bessere Lebensbedingungen wechseln. Die rasche Urbanisierung wird zu erheblichem Wirtschaftswachstum führen. Sie wird einen Nährboden bilden für Größen- und Agglomerationseffekte, Netzwerke der Kreativität und Zusammenarbeit auf persönlicher Basis, Spezialisierungen, niedrigere Transaktionskosten sowie Unternehmertum und alles wird zu massiven Produktivitätssteigerungen führen. Bei 80 Millionen neuen Stadtbewohnern pro Jahr werden zwischen 2010 und 2030 über 35 Billionen KKP-Dollar für Infrastruktur einschließlich Wohnungsbau, Verkehrswesen, Abwasser- und Abfallentsorgung, Wasser, Strom und Telekommunikation ausgegeben werden. Weitere Billionen werden für öffentliche Dienstleistungen wie Bildung und Gesundheitsversorgung ausgegeben werden. Mehr als eine Milliarde neuer Arbeitsplätze werden entstehen. Durch das steigende Pro-Kopf-Einkommen werden mehr als zwei Milliarden Menschen in die globale Mittelschicht aufsteigen, vor allem in Asien.
In der Zeit zwischen 2030 und 2052 wird es zu einer erheblichen Erwärmung des Weltklimas kommen. Im Jahr 2052 wird es auf unserem Planeten im Durchschnitt 2 °C wärmer sein als in vorindustrieller Zeit. In den zentral gelegenen Regionen der Kontinente (Kanada, Vereinigte Staaten, Sibirien, China, am Amazonas) werden die Temperaturen sogar noch höher steigen. Die Klimaerwärmung wird auch den Urbanisierungsprozess radikal verändern. Durch den Klimawandel werden die Gletscher abschmelzen, sich das Trinkwasser verknappen, der Meeresspiegel ansteigen und es wird zu Dürre, Ernteausfällen durch starke Regenfälle, tropischen Wirbelstürmen, Waldbränden, regelmäßigen Überschwemmungen und extremen Temperaturen kommen. Große Teile der Bevölkerung werden ihre Heimat verlassen müssen und sich dem ohnehin schon großen Strom von Migranten anschließen, die vom Land in die Stadt ziehen. Wegen des Klimawandels werden auch viele Menschen aus Städten, die einem hohen klimatischen Risiko ausgesetzt sind, in sicherere bestehende oder neu gegründete Städte mit stabileren Niederschlägen und kühleren Temperaturen abwandern, die außerdem höher gelegen sind. Der größte Teil dieser Massenwanderung wird sich innerhalb von Ländern oder Regionen vollziehen, in denen ein Umzug möglich ist. Später wird es vermehrt zu Abwanderungen über größere Entfernungen in bewohnbarere Regionen wie Nordkanada, Schottland, Skandinavien und Nordrussland kommen – den jetzt schon sogenannten »Neuen Norden«.
Zwischen 2030 und 2052 werden außerdem verantwortungsvoll regierte Städte in den wohlhabenden Teilen der Welt (China, Brasilien, Vereinigte Staaten, Nordeuropa) zunehmend in Mitigation und Anpassung an den Klimawandel investieren. Die Emission von Treibhausgasen wird vor allem im städtischen Umfeld reduziert werden durch den Einsatz energieeffizienter Technik, CO 2 -armer Energiequellen, Nahverkehr, Förderung des nichtmotorisierten Verkehrs, »grüne« Gebäudesanierungen, Mischnutzungsprojekte, City-Mautsysteme und weitere Maßnahmen. Diese Ökostädte werden mithilfe umfassender, computergesteuerter Sensornetzwerke, intelligenter Stromnetze, flächendeckender faseroptischer und drahtloser Telekommunikation höchst effizient werden. Der Ressourcenknappheit wird durch Hydrokulturlandwirtschaft auf Hochhäusern, Entsalzungsanlagen, biobasierte Baumaterialien, Abfallrecycling in großem Stil und höhere Effizienz in Wassernutzung und Bewässerung begegnet werden. Man wird verteilte Infrastruktursysteme einrichten, Strandmauern und Sturmflutwehre bauen, die Kapazitäten des Katastrophenschutzes erhöhen und mit Wind- oder Solarenergie betriebene Klimaanlagen einsetzen, um sich an die Klimaschwankungen anzupassen. Explodierende Preise für Energie, Wasser, Güter und Wohnung werden mehrere hundert Millionen Menschen aus den Vorstädten und anderen Ländern in diese sichereren und preiswerteren Städte treiben.
In den hoch gefährdeten Städten, überwiegend in Afrika und Südostasien, mit niedriger Anpassungsfähigkeit wird der Urbanisierungsprozess zwischen 2030 und 2052 ganz anders ablaufen. Die Städte in diesen Regionen werden nach wie vor mit schlechter Governance, Korruption, unzureichender internationaler Unterstützung, begrenzter Investitionskapazität, politischer Instabilität, mangelnder Infrastruktur, Jugendüberschuss und schwerer Armut zu
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