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2064 - Krisenfall Karthago

Titel: 2064 - Krisenfall Karthago Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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nicht, den Andruck zu kompensieren. Fünf Minuten halten wir durch, redete die Kommandantin sich ein.
    Vor ihren Augen tanzten bunte Ringe. Die Konturen des Terminals verschoben sich gegeneinander und verloren ihre Schärfe. Der Diskus vibrierte immer stärker. Aus den Triebwerkssektoren drang ein Dröhnen und Jaulen herauf in die Steuerkanzel. Die Kommandantin rechnete jeden Augenblick mit der Rückkehr des 800 Meter-Schiffes oder dem Auftauchen anderer Einheiten. Unterhalb des Orion-Delta-Systems stürzten in rascher Abfolge zwanzigtausend Schiffe aus dem Hyperraum. Vierzigtausend folgten. Die Gesamtzahl überschritt die Hunderttausend. Und noch immer wurden es mehr. „Vierzehn Minuten bis zum Metagrav-Manöver ..."
    Der Kommandantin dauerte es noch immer zu lange. Vierzehn Minuten waren ein langer Flug in den Tod. Das KOBAN-Schlachtschiff hatte sie entdeckt.
    Der Kommandant konnte sich denken, dass es sich bei der Space-Jet um einen Späher der LFT handelte. Dennoch hatte er den Diskus nicht vernichtet. Oder gerade deswegen nicht? Rechneten die Arkoniden damit, dass sich das kleine Schiff so schnell wie möglich zurückzog und Alarm auslöste? Ychette wünschte sich nichts mehr, als dass die Arkoniden Terra Angsteinjagen wollten. Es bedeutete, dass ihre Flotte ein anderes Ziel hatte. „Ich sollte ... aufhören, die ... die Weiß haarigen mit ... men... menschlichen... Maßstäben zu messen", keuchte sie.
    In erster Linie ging es um das Leben der vier Insassen von IB-SJ-55. Alles andere zählte erst, wenn der Diskus in Sicherheit war. Sie korrigierte ihren Gedanken. Es ging auch um die Sicherheit des Trägerschiffes. Die IBN BATTUTA gehörte zu den acht Schiffen der ENTDECKER-Klasse, die bisher in Dienst gestellt worden waren. Ihr Blick suchte das Hologramm mit der Zeitanzeige. Es verschwamm zu einem schlierigen Brei aus rotbraunen Farben.
    „Wie viel?" krächzte sie. „Hundertachtzig Sekunden", drang die Stimme des Syntrons durch das Rauschen in ihren Ohren. So lange arbeiteten die Antriebssysteme inzwischen mit zweihundert Prozent Belastung. Die Triebwerkssektoren gaben erste Hitzemeldungen aus. Die Temperatur in den luftgefüllten Räumen stieg auf siebzig bis achtzig Grad an. „Zweihundertvierzig Sekunden!" Ychette Deroy sah nichts mehr. In vorschriftsmäßiger Haltung, aber mit vollständig blutunterlaufenen Augen hing sie im Sessel. Ihr Atem ging stoßweise und unregelmäßig. Das Herz raste. In den Schläfen und am Hals pochte und klopfte das Blut, als wolle es die Adern sprengen. Sie war unfähig, sich zu rühren. Ihr Körper fühlte sich an, als stecke er in einer Schrottpresse. Aufhören! schrien ihre Gedanken. Auf hundert Prozent gehen! „Dreihundert Sekunden." Übergangslos wich der Andruck. Nur das schrille Singen des Alarms aus den Triebwerkssektoren blieb. „Sicherheitsschleusen geschlossen. Außenschotten vier, sieben, elf geöffnet", meldete der Syntron. „Die Hitze entweicht ins All."
    Die Kommandantin nahm hastig einen Schluck Wasser aus der Notversorgung ihres Anzugs. „Wie lange noch?"
    „Neuneinhalb Minuten. Der Schub liegt bei zweiundneunzig Prozent." Sie verloren wieder, was sie zuvor gewonnen hatten. „Auf hundertzwanzig Prozent erhöhen!" Aus den Augenwinkeln nahm sie den Schatten des Medoroboters wahr. Er kümmerte sich um Travam und Dennie, die das Bewusstsein verloren hatten.
    „Die Aggregate brauchen drei Minuten, bis sie sich weit genug abgekühlt haben", sagte der Syntron. Ihr Blick klärte sich. Die Schlieren verschwanden, und das unkontrollierte Schwabbeln ihrer Wangenmuskulatur ließ endlich nach. Die Ortung zeigte noch immer kein Schiff in ihrer Nähe. Dafür erweckte das Orion-Delta-System den Eindruck, als breche dort der Hyperraum über den Stern und seine Planeten herein. Vierzigtausend, dann dreißigtausend Einheiten materialisierten. Wenig später folgte das bisher größte Kontingent mit fünfzigtausend Schiffen. Dreißig Sekunden später tauchten in vier Schüben achtzigtausend Raumer über Orion-Delta auf. Die Topsider waren ohne Zweifel ebenfalls ortungstechnische Zeugen des Vorgangs. Gouverneur Xerkran Par musste garantiert nicht lange rätseln, wem dieser Aufmarsch galt.
    Auch Ychette Deroys Zweifel und heimliche Hoffnungen schwanden übergangslos. „Dreihunderttausend!" murmelte sie vor sich hin, ohne es selbst zu merken. Irgendjemand im Arkon-System hielt die Uhr an. Von diesem Augenblick. an tauchten keine weiteren Schiffe mehr auf. Die

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