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2066 - Der Thronfolger

Titel: 2066 - Der Thronfolger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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dieser Zeit brach die Erinnerung an die Liebesnacht wieder voll auf. Während die Journalistin noch gegen den inneren Aufruhr kämpfte, den die kleine Geste des Imperators ausgelöst hatte, während sie sich bemühte, ihre Gefühle in den Griff zu bekommen und ihre schwankende Stimme zu kontrollieren, zuckten plötzlich krachende Blitze aus dem Boden. An zahllosen Stellen im Vorbereich des Palastes von Urankan-5 wölbten sich aus edelstem Stein gefertigte Platten auf.
    Wolken aus Staub und Splittern sprengten sich von ihnen ab, und mit einem infernalischen Lärm tauchten bizarr geformte Roboter aus dem schlagartig entstehenden Nebel auf. Die arkonidischen Roboter der Sicherheitstruppen eröffneten augenblicklich das Feuer. Marchany da Camqoa warf sich instinktiv zu Boden. Mit weit aufgerissenen Augen blickte sie zu dem Imperator hinüber, der aufgesprungen war und abwehrend beide Arme gehoben hatte. Rings um seine Flugmaschine herum explodierten Geschosse, und grell leuchtende Schlangenlinien aus purer Energie zuckten um ihn herum. Sie prallten wirkungslos von den verschiedenen Energiefeldern ab, die ihn schützten, so dass es schien, als sei er mitten in Feuer und Glut ungefährdet. Als die Sicherheitsautomatik die Flugmaschine steil nach oben richtete und den Gleiter beschleunigte, brachen die Schutzschirme jedoch zusammen, und für einen kurzen Moment verschwand der Imperator in den Staubwolken.
    Marchany da Camqoa hörte sich schreien. Ihr war, als sei sie nicht in die unbegreiflichen Ereignisse involviert, sondern beobachte sie aus sicherer Position heraus. Einzig der Lärm und die auf sie herabschlagende Hitze machten ihr deutlich, dass es nicht so war. Die Kameras liefen. Mit rein professionellem Instinkt sprach die Journalistin in schier unvorstellbarem Tempo ihren Kommentar zu dem Geschehen. Das Gesicht des Imperators schälte sich aus dem Staub. Marchany sah es, als sei sie nicht meterweit von ihm entfernt, sondern ganz nah vor ihm. Sie verfolgte, wie ein Energiestrahl in seinen Hals fuhr und den Imperator tötete. Das war der Moment, in dem das Entsetzen ihr die Stimme verschlug und ihr Kommentar abrupt endete.
    Um sie herum blitzte und krachte es unaufhörlich. Sie erkannte Roboter, die sich durch die Rauchschwaden kämpften, jedoch einer nach dem anderen von arkonidischen Maschinen vernichtet wurden. Jeder von ihnen bot ein anderes Bild. Einige schienen aus den Bodenplatten zu bestehen, versehen mit Armen und Beinen, andere schienen nichts weiter als eine wandelnde Steinsäule zu sein, eine Ansammlung von verklumpter Erde, wirbelnder Staub, losgelöste Teile eines Gleiters oder eines der Energiefeldprojektoren. Sobald diese Roboter jedoch getroffen wurden und auseinanderbrachen, schälten sich unter ihnen die unverkennbaren Konturen terranischer TARA-V-UHs heraus. Die feindlichen Kampfroboter hatten sich überall in der Umgebung des Palastes von Urankan-5 versteckt. Trotz größter Mühen und des Einsatzes modernster Mittel war es Sargor da Progeron und seinen Spezialisten nicht gelungen, sie aufzuspüren. Marchany konnte nur vermuten, dass die terranischen Roboter aus einem Material bestanden, das sie für alle eingesetzten Such strahlen unsichtbar machte.
    Als sie sich aufrichtete, tauchte plötzlich einer der TARA-V-UHs vor ihr auf. Marchany blickte direkt in das grell flimmernde Abstrahlfeld seiner Waffen. Wie ein Blitz traf sie die Erkenntnis, dass sie Bostich folgen musste. Instinktiv hob sie die Hände, um den tödlichen Schuss abzuwehren. In diesem Moment explodierte der noch immer in einer Höhe von etwa fünf Metern schwebende Gleiter des Imperators. Eine ungeheure Druckwelle erfasste sie und schleuderte sie zu Boden. Der Luftdruck wurde ein wenig durch den terranischen Roboter abgemildert, der unmittelbar vor ihr stand und sie dadurch unfreiwillig schützte. Er rettete ihr vermutlich das Leben.
    Sie verspürte einen heftigen Schlag gegen die Schulter. Dabei beobachtete sie, wie aus der Glut der Explosion mehrere menschliche Körper flogen und sich in ihre Bestandteile auflösten. Jetzt konnte nicht der geringste Zweifel mehr daran bestehen, dass der Imperator tot war und dass ihm mehrere seiner engsten Hofbeamten ins Jenseits gefolgt waren. Der Lärm ebbte ab, und die Staubund Rauchwolken lösten sich allmählich auf. „Rede endlich!" kreischte die Stimme Oltra Rimeiykes in ihren Ohren. „Verdammt, hast du vergessen, dass du ein Profi bist? Das ist die wichtigste Reportage deines Lebens.

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