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2066 - Der Thronfolger

Titel: 2066 - Der Thronfolger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sogar zu der Behauptung, er sei geeigneter als neuer Imperator als jeder andere im Saal. Er werde Arkon zu nie gekannter Größe und Bedeutung führen. Und er schreckte nicht davor zurück, boshafte Seitenhiebe an die anderen Familien und deren Kandidaten zu verteilen. „Zum Teufel!" stöhnte Oltra Rimeiyke, als sie eine kleine Pause einlegten. „Ich habe wirklich alles verfolgt, aber ich habe nicht die Spur einer Ahnung, auf welchen Kandidaten sich die Familien einigen werden."
    „Das geht nicht nur dir so", versetzte Marchany. „Vor einer Stunde dachte ich, einer der Orbanaschols könnte es werden, aber das war wohl ein glatter Fehlschluss."
    „Ich frage mich, wie man überhaupt zu einer Einigung kommen will", sagte Mercarit. „Niemand gibt nach. Keiner will verzichten. Jeder versprüht Gift und Galle, um die anderen auszuschalten."
    „Früher oder später werden sich. einige Clans zusammenschließen und ihre Macht vereinen", kündigte Marchany an. „So ist es immer. Wer dann allein bleibt und sich nicht mit anderen verbündet, scheidet aus." So einfach war das Intrigenspiel aber nicht, das sich vor ihren Augen abwickelte. Die hohen Persönlichkeiten wussten erheblich mehr aufzubieten als Kooperationen.
    Im Verlauf von Tausenden von Jahren hatte sich ein ganzes Bündel von Möglichkeiten entwickelt, und jede Interessengruppe wusste, die eigenen Trumpfkarten am besten auszuspielen und ein facettenreiches Strategem aufzubieten. Mit seiner Hilfe lockten sie einander auf falsche Fährten, stellten Fallen auf oder schlugen vermeintlich sichere Stützen hinweg.
    Marchany kannte eine ganze Reihe von Manövern, und sie meinte, das Verhalten der einen oder der anderen Partei durchschauen zu können. Der Clan der Arigas beispielsweise verfolgte die Schlangentaktik, bei der es im symbolischen Sinne darauf ankam, aufs Gras zu schlagen, um die Schlangen aufzuscheuchen, während die Tutmors zu versuchen. schienen, das Haus zu schwachen. Sie schienen es darauf angelegt zu haben, die Anlaans aus dem Spiel zu werfen, indem sie sich bemühten, die Tragbalken und Stützpfosten im Inneren des Hauses zu entfernen, ohne die äußere Fassade zu verändern. Für Marchany sah es ganz so aus, als ob die Familie der Anlaans sich auf diese Weise austricksen ließ, da der wichtigste Vertreter des Clans überraschend zusammenbrach und von Medikrobots aus dem Saal gebracht werden musste. Sie hatte beobachtet, dass unmittelbar zuvor einer der Tutmors ihm die Hand auf den Arm gelegt hatte, und sie war überzeugt davon, dass er ihm bei dieser Gelegenheit ein Gift unter die Haut gejagt hatte.
    So deutlich aber lief kaum ein anderes Intrigenspiel ab. Immerhin konnte sie verfolgen, dass die Gonozals, die Quertamagins und die Metzats schon bald mit einer Stimme sprachen. Es schien, als hätten sie sich auf einen Kandidaten geeinigt. Um so überraschender war dann, dass der Khasurnmeister Optar da Ragnaari mitten in den Verhandlungen die 128 Mitglieder des Tai Than in den Saal der Imperatoren rief. Optar da Ragnaari war ein eindrucksvoller Mann, der trotz seiner geringen Körpergröße von etwa 1,68 Metern über eine derartige Ausstrahlung verfügte, dass er mühelos die Aufmerksamkeit aller auf sich zu lenken vermochte. Er hatte ein schmales Gesicht mit auffallend großen Augen. Hals, Schultern und Brust waren überladen mit Orden, Ehrenzeichen und funkelndem Schmuck.
    Niemand widersprach. Niemand protestierte. Alle brachen ihre Gespräche ab und verharrten schweigend auf der Stelle, während der Khasurnmeister die Namen jener verlas, die zum Tai Than gehörten. Marchany da Camqoa und ihr Team folgten den benannten Männern und Frauen in den Saal der Imperatoren, der noch weitaus prunkvoller eingerichtet war als jener, in dem sie sich bis dahin aufgehalten hatten. Es war eine Halle von den Ausmaßen eines KAYMUURTES-Stadions. An ihrer Decke schimmerte die Darstellung des Kugelsternhaufens Thantur-Lok vor dem Hintergrund der Galaxisspirale. Das dunkle Deckengewölbe funkelte von Milliarden Kristallen edelster Art in den unterschiedlichsten Farben. Lichtfächer aus den Fenstern brachten das kostbare Steinmaterial des Bodens zur Geltung. Jeder der Männer und Frauen aus dem Hochadel schien zu wissen, auf welchen Platz er sich zu begeben hatte.
    Wortlos ließ sich einer nach dem anderen in dem weiten Rund nieder, an dessen Wänden sich die Porträts vieler aber nicht aller - früherer Imperatoren befanden und die zahllosen Symbole der Macht in

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