2067 - Angriffsziel Terra
weiter, während die PHUKET, um mehrere Achsen wirbelnd, dem fernen Saturn entgegendriftete. Tirramy Jenssen hatte vorübergehend das Bewusstsein verloren. Unheilvolles Prasseln und beißender Gestank, in dem sich Ozon und die Ausgasungen brennender Kunststoffe vermischten, weckten ihn. Er blinzelte in den dichten Qualm, der die Zentrale erfüllte, und öffnete die Magnetgurte. Sein Griff nach dem im Nacken zusammengefalteten Raumhelm blieb vergebens; aus unerfindlichem Grund schaffte er es nicht, den Helm zu schließen.
Flammen leckten gierig durch den beißenden Rauch. Die Löschvorrichtungen hatten versagt. Wahrscheinlich sah es nirgendwo im Schiff besser aus.
Erstickend legte sich der Qualm auf die Lungen. Tirramy schaffte es nicht, flacher zu atmen, die Gier nach Sauerstoff drohte seinen Schädel zu sprengen. Haltlos torkelte er weiter durch die beginnende Schwerelosigkeit, versuchte sich einigermaßen zu orientieren und riss sich an geborstenen Verstrebungen das Gesicht auf. Warm quoll das Blut über seine Lippen. Explosionen erschütterten das Schiff; die PHUKET röchelte und wand sich wie ein weidwundes Tier. Nach Luft ringend, wartete Tirramy Jenssen auf die nächste Transformsalve, die allem ein Ende machen würde. Trotzdem zog er sich weiter, halb blind und ohne Orientierung. Nur der Wille zu überleben trieb ihn an. Eine Hand schloss sich um seinen Arm. „Zurück!" fraß sich eine Stimme in seine Gedanken. Einen erschreckten Lidschlag später entstand mit ohrenbetäubendem Peitschen ein Lichtbogen vor ihm. Hätte die Hand sich nicht in seinem Oberarm verkrallt und ihn festgehalten, die hochenergetische Entladung, die den Stahl zur Weißglut erhitzte, hätte ihn zu Asche verbrannt.
Im flackernden Widerschein sah Tirramy ein verzerrtes Gesicht neben sich. Die Haut und das künstliche Fleisch hingen in Fetzen herab, und nur das Metallskelett wirkte unbeschädigt. „Clifton", keuchte Tirramy. „Bring uns hier raus!" In seinen Schläfen dröhnte das Blut. Alles um ihn herum drohte in einem rasenden Wirbel zu versinken. „Die untere Schiffshälfte existiert nicht mehr." Nur mit Mühe verstand Jenssen, was der Roboter sagte. „Ich hätte nie erwartet, dass das Schiff eines Tages sterben könnte. - Wie ist das, Tirramy, nicht mehr zu existieren?" Jenssen spürte die beginnende Ohnmacht. Wie durch einen dichten Schleier hindurch registrierte er, dass der Roboter das Zentraleschott öffnen wollte. Aber Feuer und Rauch waren überall, sie mussten zurück und einen anderen Weg suchen. „Sterben ..." Tirramy entsann sich der Frage. „Das ist ... wie ein Energieausfall. Aus ... vorbei ... du nimmst nichts mehr wahr."
„Ich habe mich an das Leben gewöhnt. Und an das Schiff. Ich will nicht - abgeschaltet werden." Tirramy hustete qualvoll. Der Blutgeschmack im Mund schien auch von der. Lunge aufzusteigen, die von den Dämpfen zerfressen wurde. „Du bist ein Roboter, Clifton, wie viele hier an Bord. Und auf anderen Schiffen ...
Niemand fragt dich, was du willst ..."
„... leben, Clifton. Wie ein Mensch. Glaubst du, dass ich das jemals kann?"Sie hatten den Notschacht erreicht. Hier wogte der beißende Qualm weniger dicht. Der Roboter löste die Verriegelung. Es gab Sprossen in dem Schacht, an denen sie sich entlang hangeln konnten. Tirramy verkrallte die Hände um die ersten beiden Griffe, seine Finger verkrampften sich schier. „Ich ... schaffe es nicht. Geh du voraus ...", brachte er kaum noch verständlich hervor. „Du bist mein bester Freund", widersprach der Roboter. „-Entweder gehen wir beide ..." Die Speicherbänke der PHUKET explodierten. Ihre spontan freigesetzten Energien verbrannten das Schiff in einem flirrenden Partikelregen.
Der Anfang vom Ende Die hochgezüchtete Technik erwies sich als wertlos. Die Frühwarnstationen an der Peripherie des Sonnensystems zeigten unverändert das Bild der im Unterlichtflug befindlichen arkonidischen Armada. Demnach würden bis zu den ersten Gefechten noch gut eineinhalb Stunden vergehen. Die Transformsalven im Herzen des Sonnensystems redeten eine andere Sprache. Perry Rhodan spürte, wie sich alles in ihm verkrampfte. Woher nahm er die Gewissheit, dass Energie- und Masseortungen die Realität zeigten? Wer sagte ihm vor allem, dass die Verteidiger nicht einem gewaltigen Bluff erlagen? Vielleicht gaukelten Virtuellbildner falsche Daten vor, und die Imperiale Flotte hatte in einem neuartigen Ortungsschutz die Aagenfelt-Barriere längst überwunden.
Diese
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