2072 - Der Pakt mit dem Teufel
und wartete, bis das Hologramm sich aufgebaut und in unterschiedliche Perspektiven zerlegt hatte.
Ohne Ausnahme zeigten die Aufnahmen Bostich, seine Bewegungen, seinen Augenaufschlag, seinen Atem, jedes Muskelzucken des Gesichts und des Körpers. „Die leichte Bewegung der Haut in den Augenwinkeln signalisiert Zustimmung", erläuterte die Kosmopsychologin die zahlreichen Details, die teilweise sehr stark vergrößert wurden. „Das kaum wahrnehmbare Schließen der Nasenflügel und das Anhalten des Atems bedeuten Ablehnung.
Alles in allem ist Bostich ein äußerst vielschichtiger Charakter mit zahllosen Facetten. Aber das wussten wir ja schon vorher." Sie schien auf eine Antwort zu warten und sah Rhodan an. Als der Terraner schwieg, nahm sie den Faden wieder auf.
„Du solltest nicht zu sehr auf den ehemaligen Imperator zählen, Perry. Selbst wenn er einen Aktivator bekommt und sein Imperium zurückerlangt, wird er den bisherigen Expansionskurs fortsetzen. Vielleicht tut er es nicht so schnell und verzichtet auf militärische Konfrontation. Als relativ Unsterblicher braucht er seine Ziele nicht mehr mit solcher Geschwindigkeit verwirklichen. Er hätte künftig Jahrtausende Zeit und nicht mehr nur zweihundert Jahre. Ein wirklich verlässlicher Partner wird er nie sein. Für ihn kommt immer zuerst Arkon und dann lange nichts mehr." Rhodan nickte nachdenklich. Ähnliches hatte er erwartet. Solange Bostich auf den Chip wartete, brachte er ein brauchbares Maß an Kooperationsbereitschaft auf, aber danach ...
Die ersten hundert Jahre seiner relativen Unsterblichkeit würden für die Terraner wohl die schlimmsten sein. Wenn Bostich aber erst einmal seine eigentliche Lebensspanne hinter sich gelassen hatte, würde sein Blickwinkel sich - eventuell - ändern. Dann würde der Arkonide vielleicht die nötige Reife für eine Partnerschaft zwischen den Milchstraßenvölkern gewinnen, die auch ohne Zwang auskam. Der ehemalige Imperator blieb auf jeden Fall ein Sicherheitsrisiko. Im Augenblick wünschte ihm Rhodan ein möglichst langes Leben. Er musste mit Bostich zusammenarbeiten, es blieb ihm nichts anderes übrig. War SEELENQUELL erst einmal besiegt, mussten sie jedoch mit dem Schlimmsten rechnen. Für eine Zusammenarbeit in irgendeiner Weise stellten diese Aussichten keine Basis dar. Ein Gedanke drängte sich Perry auf, ein altes terranisches Sprichwort. Seine Großeltern hatten es immer wieder benutzt. Wer zum Teufel an Bord geht, muss auch mit ihm segeln.
Das Schrillen des Ortungsalarms ließ ihn herumfahren. Auf der Seite des Sonnensystems, die Pforte 3 zur Zeit gegenüberlag, war eine 60-Meter-Korvette arkonidischer Bauart aus dem Hyperraum gefallen. Ein paar Stunden früher, und die Besatzung der Korvette hätte sofort die Pontons geortet.
Jeder Arkonide hätte daraus seine Schlüsse gezogen. So aber schwebten nur die Ortungssonden in den oberen Luftschichten des Giftgasplaneten und informierten die Terraner in ihren abgestellten Raumschiffen. Perry Rhodans Hoffnung, dass die Korvette nach einer kurzen Flugstrecke wieder im Hyperraum verschwand, erfüllte sich nicht. Das kleine Raumschiff blieb und flog langsam in das Sonnensystem ein. „Alle Systeme abschalten!" ordnete der Terraner an.
Die Schutzschirme aller 29.000 Einheiten erloschen; alle Aggregate, die auf fünfdimensionaler Basis arbeiteten, wurden gedrosselt, um den Energieausstoß zu verringern. Die Solare Residenz sank nach unten, in den zerklüfteten Felsenriss hinein. Es knirschte und prasselte, als die Prallfelder das Gestein auseinander drückten, es unter hohem Druck und innerhalb von Sekunden zu Staub zermahlten und als Schutzschicht um das Metall legten. Die Antigravsysteme schalteten sich ab. Es gab einen Ruck, als das einen Kilometer hohe Gebilde fünfzig Meter absackte und dann zur Ruhe kam. LAOTSE schaltete alle Energieerzeuger mit Ausnahme der Notstrombatterien aus. In den Schiffen breitete sich düsterrotes Licht aus. Lediglich die Gravoabsorber blieben vorerst in Betrieb.
In der Stahlorchidee breitete sich atemlose Stille aus. Die Männer und Frauen hingen mit ihren Blicken an den Anzeigen der Ortung und hielten gespannt den Atem an. Es war lediglich ein einziges arkonidisches Schiff, ein Beiboot sogar. Aber sein Verband konnte in der Nähe sein, nur wenige Lichtminuten entfernt. Für einen Notstart von Pforte 3 reichte die Zeit dann auf keinen Fall mehr aus. Unterschritt die Korvette eine gewisse Mindestentfernung, genügte ein einziger
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