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208 - Nach der Eiszeit

208 - Nach der Eiszeit

Titel: 208 - Nach der Eiszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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Erde heran rauscht, verursacht bei vielen Menschen Angstattacken. Bei mir übrigens auch. Ich hoffe für mich und mein Baby, dass dieser Brocken aus dem All weit an uns vorbei fliegt und uns in Ruhe lässt.
    Und John soll mich auch in Ruhe lassen. Er kann sich seine Unschuldsbeteuerungen sonst wohin schieben. Ich hasse ihn und wünschte, mein Baby würde seinen Erzeuger niemals kennen lernen.
    8. Februar 2012:
    O mein Gott. Der Komet ist tatsächlich eingeschlagen!
    Weit weg in Asien zwar. Aber ich habe so furchtbare Angst. Hier merken wir nichts von dem Einschlag.
    Lindemann schafft es, dass die Arbeit einigermaßen normal läuft.
    10. Februar 2012:
    Die Erde verfinstert sich. Es wird kaum noch richtig Tag. Was für ein furchtbares Gefühl. Lindemann schafft es, die abergläubischen Schwarzen bei der Stange zu halten. Er erzählt ihnen, dass sie in der unterirdischen Anlage absolut sicher seien. Sie glauben es ihm. Der Professor lässt weite Teile der Versuchsanlage mit seiner Lieblingsmusik beschallen. Er glaubt, dass sie eine antiaggressive Wirkung hat. Mein Gott, er müsste es eigentlich besser wissen. Ich jedenfalls bin super aggressiv.
    22. Februar 2012:
    Die Wildhüter aus dem Karisoke Center kommen in die Versuchsanlage. Sie bringen kistenweise schwere Waffen und Munition mit. Denn die Lage am Sabinyo wird immer aussichtsloser. Anscheinend haben sich die Wilderer organisiert und attackieren das Karisoke immer stärker, um an die Lebensmittelvorräte dort zu kommen.
    Das Meiste haben die Ranger aber wohl mitgebracht.
    Lindemann hat beschlossen, den Verbindungstunnel zu verrammeln und zu verteidigen, falls die Wilderer ihn finden und kommen.
    15. August 2014:
    Ich zittere noch immer. Gestern hat die ganze Anlage furchtbar gebebt. Das Erdbeben hat uns derart durchgeschüttelt, dass ich umgefallen bin. Gott sei Dank hatte ich meinen kleinen Julian gerade nicht auf den Armen, sonst wäre er, befürchte ich, schwer verletzt worden. John hat ihn jetzt gerade. Ich ruhe mich ein wenig aus und denke darüber nach, ob es richtig war, mich wieder mit ihm zu versöhnen. Ich denke aber, ja. So muss Julian in dieser grauenvollen Zeit wenigstens nicht ohne Vater aufwachsen.
    An Arbeit denkt schon lange keiner mehr, das Projekt ist gestorben wie die Erde auch. Wir sind mit dem Überlebenskampf beschäftigt. Ich hätte gedacht, dass sich Tutsi und Hutu jetzt erst recht massakrieren, aber nichts desgleichen. Es gibt zwar vereinzelte Konflikte und einige, die durchdrehen, aber insgesamt ziehen alle an einem Strang. Den meisten ist klar, dass wir nur in einer großen Gruppe überleben können.
    23. September 2014:
    Der Schnee wird immer dichter. Unsere wagemutigen Aufklärer können mit den kleinen Forschungsflugzeugen kaum noch fliegen. Petersen ist heute Morgen zurückgekommen. Er hat gesagt, dass er jetzt weiß, was dieses furchtbare Erdbeben ausgelöst hat, das den Verbindungstunnel zum Einsturz gebracht hat. Petersen hat mit eigenen Augen gesehen, dass es im Grabenbruch zu einem Ereignis gekommen ist, dessen Folgen für uns noch unabsehbar sind. Die Virunga-Vulkankette besteht jetzt nämlich aus neun anstatt der bisherigen acht Vulkane. Es ist also ein neuer entstanden, der wohl ziemlich viel Lava spuckt. Gott steh uns bei, der Karisimbi über uns tut das auch. Es hat sich sogar eine Nebenkammer ein Stück oberhalb der Versuchsanlage geöffnet. Ständig fließt Lava über uns hinweg. Ich habe Angst. Lindemann lässt neue Ausgangs- und Belüftungsstollen in den Verbindungsgang sprengen, da, wo keine Lava drüber fließt.
    Jetzt, da ich dies schreibe, zittert die Erde wieder leicht. Es macht mir fast nichts mehr aus. Es ist irgendwie schon zur Gewohnheit geworden.
    14. Mai 2017:
    Was ist nur mit uns los? Es fällt uns zunehmend schwerer, unsere Gedanken beieinander zu halten. Wo ich früher eine Stunde zum Schreiben gebraucht habe, brauche ich jetzt drei. Noch immer bringen unsere Jäger viel zu wenig zu essen. Es reicht immerhin gerade so. Es ist trotzdem eine Tragödie, dass eine Gruppe Hutu zwei Tutsi gekocht und gegessen haben. John, dieser Vollidiot, hat es Julian erzählt. Seither fürchtet er sich vor den Schwarzen und weicht ihnen aus.
    Professor Lindemann hat die Wiederaufnahme des Arbeitsprozesses befohlen, um uns einen einigermaßen geregelten Tagesablauf zu geben. Nur so sei die Gruppe unter Kontrolle zu halten. Außerdem hat er eine Liste von Vorschriften erstellt, die für unser weiteres Zusammenleben

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