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208 - Nach der Eiszeit

208 - Nach der Eiszeit

Titel: 208 - Nach der Eiszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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Huutsi-Gesetzbuch seit fast zweihundert Jahren verschollen. Niemand weiß mehr, wie es aussieht.)
    »Der Gazellen-Clan könnte es genau wissen, Gott Papalegba. Wenn Yao Recht hat, bewahrt die Königsdynastie das Buch in der Aula auf. Dann wissen die Gazellen genau, wie es aussieht.«
    (Das ist kein Problem. Da die Mitglieder der Königsdynastie behaupten, den Verbleib der Uni-Regeln ebenfalls nicht zu kennen, dürfen sie auch nicht wissen, wie diese tatsächlich aussehen. Sonst wird ihre Lüge nicht nur vor der Konferenz offenbar. Das Vertrauen der Huutsi in ihren neuen König Banyaar wäre nachhaltig gestört. Wir können also behaupten, was wir wollen.)
    »Das ist… schlau. Oder nein, doch nicht. Verzeih, Gott Papalegba. Ich zweifle nicht an deinen Qualitäten, aber mit Lügengeschichten werden wir die Konferenz nicht überzeugen können. Das Auffinden irgendwelcher falscher Uni-Regeln beweist noch lange nicht, dass der Gazellen-Clan unwürdig ist und die Macht nicht untereinander weitervererben darf.«
    (Hältst du mich für einfältig, Mensch?), donnerte Mul’hal’waak in Korohs Gehirn. Der sank förmlich in sich zusammen.
    »Nein, nein, Gott Papalegba, ich…«
    (Lass es gut sein. Heute kommst du noch einmal davon. Aber merke dir: Die grünen Götter gehen strategisch vor, und ihr Verstand ist dem der Menschen weit überlegen. Natürlich werden wir der Konferenz beweisen, dass der Gazellen-Clan unwürdig ist. Denn wir zeigen ihr auf, dass es nur einen würdigen Vertreter gibt, der als Oberster der Huutsi die ehernen Gesetze umsetzen und überwachen darf.)
    Koroh hob den Kopf. Wieder starrte er den Kristall an.
    »Ach ja? Das ist… wunderbar. Wer ist diese Person? Yao?«
    (Nicht Yao. Du selbst.)
    Koroh fiel die Kinnlade herunter.
    ***
    Yao grunzte erschreckt. Instinktiv wich er zurück. Er wollte die Pistool nach oben reißen. Stattdessen entfiel sie seiner Hand. Gleichzeitig spürte er kalten Stahl in der Hüfte.
    »Stirb qualvoll, du Flegge!«, zischte die Jägerin.
    Etwas flappte durch die Luft. Zielgenau traf es sie am Hinterkopf. Elloa riss die Augen weit auf, verdrehte sie und ging mit einem Seufzer zu Boden. Reglos blieb sie liegen.
    Yao starrte auf das Messer, das er mit beiden Händen festhielt. Er verstand nicht, warum Elloa plötzlich vor ihm lag, und sank ebenfalls auf die Knie. Schwäche durchzog seinen ganzen Körper. Der Schatten eines riesigen Lioon erschien und kam mit einigen raschen Sätzen näher.
    Nein, kein Lioon.
    Mombassa!
    Der Wawaa hob sein Wurfholz auf, steckte es in den Gürtel zurück und beugte sich dann zu Yao hinunter.
    »Sieht nich gut aus«, sagte er. »Aber tödlich isses auch nich. Ich werd’s mal ‘n bisschen behandeln.« Mombassa setzte seinen Kopfschmuck ab. Erstaunt sah Yao, dass er im Innern allerlei medizinische Kräuter, Heilblätter sowie Schnüre zum Festbinden deponiert hatte. Der Huutsi schrie, als ihm Mombassa mit einem Ruck den Dolch aus der Wunde zog.
    »Sei keine Memme, Huutsi«, sagte der Hüne mit breitem Grinsen. »Das wird schon wieder. Da, halt mal dieses Blatt auf die Wunde.«
    Stöhnend kam Yao diesem Wunsch nach. Mombassa zerkaute einige Kräuter aus dem Lioonkopf und spuckte den Brei auf ein anderes Blatt. Dann band er es dem Ersten Maschiinwart auf die Wunde. »Du musst ‘ne Flegge im Hirn haben, Huutsi«, kommentierte er währenddessen. »‘S war der reine Selbstmord, dich ganz allein mitter Jägerin zu treffen. Weiß doch jeder, dass die dich hasst.«
    »Und wenn… schon«, erwiderte Yao, der ganz schön auf die Zähne beißen musste, gepresst. »Ich… würde immer wieder… gehen, wenn… wenn sie ruft, verstehst du?«
    »Nein, tu ich nich.« Mombassa nahm den Kopf der bewusstlosen Jägerin in beide Hände. »Nur’n kurzer Ruck, dann biste das Problem los, Huutsi. Soll ich’s machen?«
    »Nein!«, schrie Yao erschrocken. »Untersteh dich!«
    »War bloß’n Scherz, reg dich ab, Huutsi.« Mombassa grinste. »Aber ich werd sie für ‘ne Weile aus’m Verkehr ziehen. Und auch du solltest dich so lang versteckt halten, bis wir mit den Uni-Regeln vor der Konferenz erscheinen. Sonst kann’s sein, dass dich der Prinz doch noch abmurkst.«
    »Das… das sollte wohl Elloa erledigen.«
    »Was glaubst denn du? Klar. Und vorher hat’se dich noch ausgehorcht, um Banyaar sagen zu können, ob du die Uni-Regeln wirklich hast. Der weiß, dass du zu ‘nem gefährlichen Gegner geworden bist, un will dich weg haben.«
    »Danke für die Rettung, Mombassa.

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