208 - Nach der Eiszeit
murmelte der. Dann startete er das Motorrad.
Die Huutsi wichen entsetzt zurück, als sie den satten Sound vernahmen. Auch Banyaars Gesichtszüge erstarrten.
Banyaars Bruder Rayaar, der das Rennen startete, verkündete noch einmal die Regeln. Die Otowajii, ein Rundkurs, war insgesamt drei Mal abzufahren. Wer zuerst wieder hier ankam, war Sieger.
Der Startschuss ertönte. Unter dem Jubel der Huutsi zuckelte Banyaars Dampfrakeet gemächlich los.
Entsetzte Schreie ertönten, als Yao bereits im ersten Gang an Banyaar vorbei zog.
Der Erste Maschiinwart saß völlig verkrampft auf der KTM. Nur selten schaute er nach vorne auf die Piste. Er war mehr damit beschäftigt, seine Hände und seinen Körper zu kontrollieren, um die Maschine aufrecht und am Fahren zu halten. Bei jeder Unebenheit, die er überfuhr, durchzuckte ihn ein Adrenalinstoß. Die Wunden der letzten Wochen schmerzten zudem. Einmal gelang es ihm erst im letzten Moment, die schlingernde Maschine abzufangen.
Kalter Schweiß bedeckte seine Stirn. Doch Yao biss die Zähne zusammen. Als er einen kurzen Blick zurück riskierte, sah er Banyaars Dampfrakeet bereits weit hinter sich. Er leistete sich ein verzerrtes Grinsen. Gut so, dachte er. Dann muss ich nicht in den dritten Gang hoch schalten…
An der Otowajii standen vereinzelt Huutsi, jubelten ihm zu oder starrten ihm finster nach. Als Yao in den Dschungel einfuhr, hatte er bereits fünf Speerwürfe Vorsprung. Die Dampfrakeet war viel zu langsam. Er würde spielend gewinnen.
Hier im Dschungel hatten Banyaars Arbeiter die Otowajii noch nicht richtig ausgebaut. Die ansonsten breite Piste wurde plötzlich schmal. Sie schlängelte sich zwischen Baumriesen und dichtem Gebüsch durch.
Wurzeln wuchsen über die Fahrbahn.
Yao konzentrierte sich. Natürlich war er mit Mombassa die Otowajii heimlich abgeschritten und hatte sich die kritischen Stellen gemerkt. Aufgrund seines Vorsprungs konnte er es hier langsam angehen.
Ein mächtiger Ast ragte in Kopfhöhe direkt über die Fahrbahn. Eine kleine grüne Snaak schlängelte sich darauf. Sie war giftig. Und sie war bekannt dafür, sich auf ihre Beute herabfallen zu lassen.
Yao schrie auf. Er bremste viel zu heftig. Das Vorderrad blockierte, die KTM stieg hinten hoch. Der Erste Maschiinwart flog über den Lenker. Unsanft knallte er auf eine Wurzel. Er stöhnte. Sofort drehte er sich, um die Snaak zu beobachten. Sie war verschwunden, hatte wohl durch den ungewohnten Lärm das Weite gesucht.
Yao fluchte zu allen Göttern. Er biss die Zähne zusammen, stand auf und zog das Motorrad hoch. Wie wild trat er den Kickstarter, doch die KTM sprang nicht an. Stattdessen breitete sich stechender Benziingeruch aus.
Abgesoffen!, dachte Yao voller Entsetzen. Es würde eine Weile dauern, bis die Maschine wieder ansprang.
Die Dampfrakeet näherte sich zischend und fauchend.
Zuerst verspürte Yao ein flaues Gefühl im Magen, je näher Banyaar kam. Dann brüllte er vor Zorn, als sich die Dampfrakeet an ihm vorbei schob. Banyaars Grinsen gab ihm den Rest. Yao ließ das Motorrad fallen und sprang auf das Trittbrett, um den Prinzen herauszuzerren. Er kassierte einen Ellbogenschlag, der ihn erneut zu Boden warf. Hilflos musste er mit ansehen, wie die Dampfrakeet zwischen den Bäumen verschwand.
Es raschelte im Gebüsch. Ein Schatten tauchte auf.
Yao erschrak nur kurz. Es war Mombassa!
»Keine Sorge, Huutsi«, sagte der Wawaa und grinste.
»Wir ham alles im Griff. Mongoo hat bei der Steilwand zwei Attentäter postiert, die dich wohl innen Abgrund stoßen sollten. Und den Hilfsgeist Katehm kriegen wir auch wieder zum Laufen. Keine Panik, du hast noch Zeit genug.«
Fünf Kleinstriche später probierten sie es erneut.
Tatsächlich sprang das Motorrad wieder an. Yao setzte seinen Weg fort. Er kam an der mächtigen, von Mombassa bereits erwähnten Steilwand vorbei, die rechts von ihm viele hundert Speerwürfe in die Tiefe abfiel.
Hier hätte er in der Tat schlechten Stahl in der Hand gehabt.
Als Yao den Dschungel wieder verließ, führte die Otowajii auf die Hänge von Papa Lava. Weit vorne, mindestens zwanzig Speerwürfe entfernt, sah er weißen Dampf hochsteigen. Die Dampfrakeet selbst war nicht mehr als ein winziger Punkt.
Yao musste mehr riskieren. Er schaltete in den dritten Gang. Die Maschine sauste nur so dahin. Es begann dem Ersten Maschiinwart sogar Spaß zu machen, weil die Piste hier ausgebaut und eben war. Seine Schmerzen waren plötzlich vergessen.
Nach Ende der ersten
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