208 - Nach der Eiszeit
erschreckten mit ihren bemalten, fratzenhaft wirkenden Gesichtern die kleinen Kinder.
Papa Lava schien friedlich gestimmt. Er stieß heute nur wenige Rauchwolken aus und sorgte dafür, dass die Sonne nicht allzu sehr verdunkelt wurde.
Viele technisch interessierte Männer bestaunten die beiden Dampfrakeets, die auf dem hier vorbeiführenden Otowajii direkt nebeneinander standen, berührten sie vorsichtig und fachsimpelten. Dann schauten sie die Straße entlang, weil einer mit ausgestrecktem Arm in die Richtung zeigte. Die Otowajii verlor sich in der weiten Ebene und führte in den Dschungel hinein.
Banyaar und die königliche Familie zogen mit großem Pomp auf dem Festplatz ein. Sklaven hatten extra eine Loge aus Holz bauen müssen, von der aus der Gazellen-Clan das Rennen verfolgen würde. Denn Banyaar hatte als Waffen die Dampfrakeets gewählt.
Yao, der noch niemals ein solches Gefährt gefahren war, würde nicht die kleinste Chance haben. Die Siegessicherheit des Prinzen stieg nun, knapp eine Stunde vor Rennbeginn, sprunghaft an. Denn von Yao war weit und breit nichts zu sehen. Wahrscheinlich würde er ohnehin kneifen.
Eine halbe Stunde vor Rennbeginn erschien der Erste Maschiinwart dann doch auf dem Festplatz. Der Clan der Wawaas flankierte ihn. Auch der grüne Gott auf seinem Thron war dabei. Die Huutsi bildeten ehrfürchtig eine Gasse, als der Erste Maschiinwart ankam. Viele tuschelten. Was würde Yao tun?
Der warf nur einen kurzen Blick zur königlichen Loge und den Dampfrakeets hinüber. König Twaa saß ebenfalls auf einem Stuhl, grinste dümmlich, brabbelte irgendetwas vor sich hin und sabberte dabei.
Yao ließ anhalten. Die Wawaas setzten den Thron ab und hievten ihn dann von der Kiste, in der der Hilfsgeist Katehm hauste. Ein großer Kreis aus Huutsi bildete sich um die Szene. Das Murmeln erstarb. Die Menschen spürten, dass gleich etwas Aufregendes passieren würde.
Mombassa und Mongoo öffneten die Kiste, hievten eine Maschiin auf zwei Rädern heraus und stellten sie auf einen aufklappbaren Ständer. Flüsterndes Rätselraten hob an. Etwas Ähnliches hatten die Huutsi noch niemals zuvor gesehen.
Banyaar trat durch den Kreis. »Was ist das?«, fragte er herrisch.
»Du hast mich zu einem Duell mit Dampfrakeets herausgefordert, Prinz«, erwiderte Yao mit hoch erhobenem Haupt. »Ich werde allerdings nicht die Dampfrakeet nehmen, die du für mich vorgesehen hast, sondern meine eigene. Diese hier.«
Banyaar schüttelte den Kopf. Er ging ein paar Mal um die KTM herum und betrachtete sie. Dann besprach er sich leise mit Agaad. »Gut«, sagte er schließlich, breit grinsend, »dann nimm das seltsame Ding. Auf zwei Rädern kann doch niemand fahren. Du wirst schon am Start damit umkippen.« Er lachte laut. Viele Huutsi stimmten ein, aber längst nicht alle. Banyaar bemerkte es mit deutlichem Missfallen.
Bis zum Rennbeginn konzentrierte sich Yao auf sich selbst. Die Bilder der letzten Tage zogen vor seinem geistigen Auge vorüber. Der grüne Gott hatte ihn in eine abgelegene Schlucht mit einigermaßen flachem Boden geleitet. Er sah Mombassa, der die Kiste öffnete und die Öltücher von der Maschine nahm, die der grüne Gott als Moto’raad bezeichnete. Das also war das Geheimnis des Hilfsgottes Katehm.
Mombassa filterte so genanntes Benziin, das sich zusammen mit anderen wichtigen Zutaten in der Kiste befand, und leerte es in den Tank. Yao wollte alles über dieses fremdartige Antriebsprinzip wissen. Doch der grüne Gott zeigte ihm durch Mombassa lieber, was damit zu machen war.
Zuerst lernte Yao, die schwere Maschine alleine aufzuheben. Dann bediente Mombassa den Kickstarter viele Male, bis plötzlich der Motor stotternd einsetzte.
Yao setzte sich auf die Maschiin und lernte das Spiel mit Kupplung und Gas. Erster Gang, zweiter Gang. Bevor er richtig rollte, fiel er einige Male um. Das Motorrad knallte auf seinen Oberschenkel. Es tat höllisch weh.
Doch Yao biss die Zähne zusammen.
Schließlich fuhr er leidlich gut. Er konnte die Maschine zumindest gerade halten. Über ein bestimmtes Tempo hinaus traute er sich nicht. Das kam erst am dritten Tag…
Drei Minuten vor dem Start schob Yao die KTM neben Banyaars Dampfrakeet, die wie ein ehemaliger Pick-Up mit Dampfkessel auf der Ladefläche aussah. Weißer Dampf drückte aus dem Schornstein, das Gefährt war bereits einsatzbereit. Banyaar saß im Führerhaus und grinste Yao höhnisch an.
»Warte nur, dir wird das Lachen schon noch vergehen«,
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