208 - Nach der Eiszeit
Runde hatte Banyaar noch drei Speerwürfe Vorsprung. Viele Gazellenanhänger jubelten frenetisch, als der Prinz als Erster über die Linie fuhr.
Doch mindestens ebenso viele feuerten Yao an. Agaad rannte neben der Dampfrakeet her und steckte Banyaar etwas zu. Doch Yao wurde abgelenkt. Ein Königstreuer, der versuchte, ihn von der Maschine zu rammen, wurde von anderen Schaulustigen gerade noch zurückgezerrt.
Nun, da Banyaar wieder in Reichweite war, ließ es Yao langsamer angehen. Er würde den Prinzen jederzeit überholen können. Taktisches Rennen hieß die Devise, um erst im richtigen Moment zuzuschlagen. Yao hängte sich an die Dampfrakeet. Als Banyaar mit verzerrtem Gesicht nach hinten schaute, täuschte er Probleme vor, indem er ein wenig schlingerte. So verfolgte er den Prinzen durch den Dschungelabschnitt.
Ich werde ihn oben am Hang, wo die Piste breit ist, überholen, beschloss Yao. Da kann er mich nicht rammen. Und dann deklassiere ich ihn mit einem riesigen Vorsprung…
Am höchsten Punkt des Hangabschnitts, wo die Piste mehr als vier Speerlängen breit war, näherte sich Yao der Dampfrakeet rasch und setzte zum Überholen an.
Banyaar versuchte verzweifelt, sein Gefährt in der Straßenmitte zu halten, aber der viel wendigere Yao konnte sich die Seite aussuchen, auf der er die Dampfrakeet passierte.
Er brüllte seinen Triumph hinaus, als er sich auf gleicher Höhe befand. Und bemerkte die Gefahr viel zu spät. Banyaar hielt plötzlich einen Eisenstab in der Hand.
Agaads Geschenk? Er schleuderte den Stab auf das Hinterrad der KTM. Das Wurfgeschoss verfing sich in den Speichen. Es klirrte hässlich. Dann flog das Eisenstück mit großer Wucht weg, während das Hinterrad blockierte.
Erneut bäumte sich die Maschine auf, schleuderte und krachte gegen einen Felsen. Yao schlidderte ungebremst über den felsigen Boden. Mit einer gebrochenen Schulter und schweren Hautverbrennungen blieb er liegen.
Aus, schoss es durch seinen Kopf, als er Banyaars lautes, irres Lachen wie durch dicke Dämmwolle vernahm. Yao wollte sich nicht in die Niederlage ergeben, aber es ging nicht. Schwärze kam über ihn. Er verlor das Bewusstsein.
Banyaar fuhr nun in aller Ruhe weiter und ließ sich von seinen Anhängern bejubeln, als er die Startlinie zum zweiten Mal überquerte, während sich Yaos Lager, speziell Koroh, betreten abwandte. Nur noch eine Runde musste Banyaar zurücklegen, dann war ihm die Königswürde nicht mehr zu nehmen.
Erneut fuhr der Prinz in den Dschungel hinein. Er genoss die Ehrenrunde, die er soeben drehte. Als Banyaar den schmalen Pfad am Abhang entlang fauchte und sich der Dampf in das dichte Geäst kräuselte, dachte er bereits wieder an seinen Geschwindigkeitsrekord. Vielleicht ließ sich ja dieses seltsame Gefährt, mit dem Yao unterwegs gewesen war, reparieren. Er würde seine fähigsten Maschiinisten darauf ansetzen…
Zwischen den Bäumen erschien ein grünliches Leuchten. Banyaar stutzte. Gleich darauf griff etwas nach seinem Geist.
Der Daa’mure kam mit Urgewalt über ihn. Banyaar schrie wie irre. Furchtbare Schmerzen tobten in seinem Kopf. (Zieh das Steuer nach rechts!), befahl ein machtvoller Wille, gegen den er nicht ankam.
Der Prinz zog das Steuerrad herum. Unaufhaltsam fuhr die Dampfrakeet auf den Abgrund zu. Die Vorderräder schoben sich über die Kante, dann sackte die Dampfrakeet abrupt nach vorne weg. In diesem Moment zog sich Mul’hal’waak aus dem Bewusstsein des Prinzen zurück. Er sollte die letzten Momente bei vollem Bewusstsein erleben.
Die Dampfrakeet stürzte in den Abgrund. Sie drehte sich, prallte gegen die Felsen und krachte schließlich weit unten zwischen die Bäume. Ein Ast fuhr in Banyaars Brust und spießte ihn auf. Der Prinz starb einen furchtbaren Tod.
Mombassa kümmerte sich um den bewusstlosen Yao.
Mit Kräutermedizin holte er ihn ins Bewusstsein zurück.
»Steh auf, Huutsi«, beschwor er ihn. »Banyaar is tot. Unser Gott Papalegba hat’n alle gemacht. Für dich. Damit du König werden kannst.«
Yao stöhnte. Schließlich raffte er sich mit einem letzten Rest seines eisernen Willens hoch. Er schwankte und taumelte, aber die Medizin kräftigte ihn zusehends.
Schließlich schwang sich Yao auf das demolierte Motorrad, das Mombassa für ihn bereithielt. Obwohl er mehrere Male fast bewusstlos wurde, schaffte er die letzte Runde. Nachdem er den Zielstrich überquert hatte, lag er drei Tage lang im Fieber und redete wirr. Die beiden Schamanen Koroh und
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