2083 - Brennpunkt Para-City
Sorgen um den alten Mann.
Soweit es ihre Befugnisse zuließen, hatte sie ihn darüber informiert, was möglicherweise bevorstand. Seine Antwort war für sie wie eine Niederlage gewesen. Alte Bäume soll man nicht verpflanzen, sagte eine alte Bauernregel. Mit Plato war es ähnlich. Er wollte den Altiplano nie mehr verlassen.
Tia hoffte, dass die bevorstehenden Ereignisse nur halb so schlimm würden, wie sie angesichts der Bilder befürchtete. „Die Genanalyse ist positiv", verkündete der Medo. „Du bist eindeutig Tia de Mym." Als wenn sie es nicht schon vorher gewusst hätten. Aber die Sicherheitsvorschriften ließen es nur so und nicht anders zu. Ohne diesen letzten, endgültigen Test gab es für sie kein Weiterkommen. Tia wusste nicht einmal, ob die Roboter sie dann zurückschickten oder einfach zerstrahlten oder ob sie in einem Ausweichstützpunkt landete, wo Verhörspezialisten des TLD saßen. Eines war ihr allerdings klar: Die extrem scharfen Sicherheitsvorkehrungen galten nicht so sehr den Arkoniden, sondern SEELENQUELL. Und sie waren auch noch nicht zu Ende.
Das Transmitterfeld wechselte von Rosa für „Empfangen" auf Grün für „Senden". Einer der beiden Kampfroboter verschwand mit den ermittelten Daten und kehrte zwölf Sekunden später zurück. „Beeile dich!" sagte er. „Die Strecke wird in acht Sekunden unterbrochen." Hastig trat sie in den roten Kreis und ließ sich vom Entmaterialisationsfeld verschlucken. Ehe sie ihre Aufmerksamkeit darauf richten konnte, was mit ihr geschah, war es schon vorüber. Sie trat aus dem Empfangsgerät. Hinter ihr fiel das rosa Leuchten in sich zusammen.
Ein letztes Mal prüften zwei Kampfroboter mit schussbereiten Impulsstrahlern ihre Daten. Sie meldeten das „Okay" an eine Zentrale in der Nähe.
Augenblicke später traten zwei Mitarbeiter des Stabes ein. Einer von ihnen hielt ein PsIso-Netz in der Hand. „Entschuldige bitte", sagte er und zog ihr das Netz aus dem kurzen rotblonden Haar. Anschließend steckte er das neue an dieselbe Stelle. Tia hatte die Prozedur schon vielfach erlebt und den Tausch mehrfach bei anderen Agenten vorgenommen. Sie zuckte mit den Achseln und strebte zur Tür. Die noch immer aktiven Mündungen der Impulsstrahler hinter ihrem Rücken erloschen.
Draußen empfing sie ein Labyrinth aus Röhrensystemen. Es gehörte zu einem unterirdischen Kanalsystem. Mehr wusste sie nicht. Über die Lage von Alpha Karthago besaß sie keinerlei Informationen oder Anhaltspunkte. Eines war jedoch absolut sicher: Seit Anfang Februar kursierte es als geflügeltes Wort. „Die Marskanäle sind das nicht!"
Tia de Mym wandte sich nach rechts. Mit schnellen Schritten folgte sie der Hauptröhre bis zur dritten Abzweigung. In Alpha Karthago roch es muffig, und die Luftfeuchtigkeit lag bei über siebzig Prozent. Die Agentin kam an mehreren zylinderförmigen Reinigungsrobotern vorbei. Sie krochen an der Röhrenwandung entlang und schrubbten den Algenbelag ab. Anschließend sprühten sie ein geruchloses Alkizid auf. Erfahrungsgemäß hielt es drei Tage, dann kehrten die Algen zurück.
Durch mehrere Schleusen erreichte sie einen trockenen und einigermaßen geheizten Bereich von den Ausmaßen einer kleinen Halle. In ihr hatte der TLD seine High-Tech untergebracht. Die Schleusen waren wasserdicht. Eine Lufterneuerungsanlage sorgte für keimfreie Atemluft. Hinter einer Glaswand lag der Konferenzraum. Noviel Residor erwartete sie bereits. Sie legte ihre Ausrüstung auf den Tisch und reichte ihm die Mikrosonde mit dem brisanten Material. „Sieh es dir genau an! Ich verstehe nicht viel von solchen Phänomenen, aber das Ganze sieht ausgesprochen bedrohlich aus." Er legte die Sonde in einen Projektor. Der Syntron fragte die Daten ab und erzeugte eine holographische Projektionsfläche von zehn mal sechs Metern. Der TLD-Chef warf einen kurzen Blick auf das erste Bild. Sein Gesicht blieb ausdruckslos, als er das abgeschirmte Nahbereichsfunkgerät einschaltete. „Einsatzstab Alpha Karthago und USO-Major Danton bitte sofort in die Zentrale!"
Roi Danton traf als erster ein. Er sah erholt aus. Seine Wangen hatten ein wenig Farbe bekommen. Die tiefen Furchen in seinem Gesicht waren zum Teil verschwunden oder nicht mehr so stark ausgeprägt. Sein Blick streifte sie flüchtig und richtete sich sofort auf das Hologramm mit der Darstellung. Das zweidimensionale Bild der Mikrokamera zeigte Para-City mit seinen Containerbauten. Die Arkoniden hatten die Stadt kurz nach dem
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