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2084 - Der Instinktkrieger

Titel: 2084 - Der Instinktkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Verdichtungen waren die Brutplätze für Samenkapseln. Er beobachtete, wie einige von ihnen aufplatzten und faustgroße Samen herausfielen. Ihn ekelte vor dem, was er in seinem Leibe trug. Er hasste diese Kapsel, die in ihm war und die er trotz aller Bemühungen nicht mehr herauswürgen konnte. Nur zu gut konnte er sich vorstellen, was ihn erwartete. Früher oder später würde sich die Kapsel öffnen, und die dünnen Wurzelfäden der Pflanze würden herauskommen. Sie würden sich suchend durch seinen Körper bewegen, bis sie irgendwo Halt fanden und sich verankern konnten.
    Dann würden sie ihm die Lebenssäfte aus dem Körper saugen und dem Samenkörper zuführen, so dass der Keimling gedeihen konnte.
    Irgendwann würde er elendig zugrunde gehen, und aus ihm heraus würde eine neue Pflanze wachsen. Nachdem er so weit gekommen war mit seinen Überlegungen, durchzuckte ihn ein Gedanke wie ein Blitz. Er musste 11-KYR sofort verlassen und in ein anderes Kabinett überwechseln. In 11-KYR würde er auf keinen Fall Hilfe finden, wohl aber in einem anderen Kabinett.
    Kaum war dieser Gedanke in ihm aufgekommen, als er auch schon zu rennen begann. Zugleich gewann er den Eindruck, als beobachte er sich selbst von außen her wie einen Fremden, mit dem er nicht unmittelbar zu tun habe. Die Pflanze wich vor ihm zurück und machte ihm Platz. Wohin er sich auch wandte, überall öffneten sich ihm die Wege - bis er abrupt stehenblieb. Er wurde sich dessen bewusst, dass er offenbar genauso handelte, wie die Pflanze es wollte.
    Durch die Samenkapsel war er zu ihrem Sklaven geworden. Sie erwartete, dass er 11-KYR verließ, um in ein anderes Kabinett zu wechseln. Dort würde man ihm nicht helfen. Wohl aber würde sich die Kapseln in ihm öffnen, und die neue Pflanze würde zu wuchern beginnen wie ein Krebsgeschwür. Zuerst wurde sie ihn töten. Dann würde sie sich ausbreiten und Nahrung aus ihrer Umgebung entnehmen, um immer größer zu werden, bis sie in der Lage war, das ganze Kabinett auszufüllen. Anschließend würde sie sicher ein Opfer finden, das ähnlich wie er eine Samenkapsel in ein weiteres Kabinett trug, um es auf die gleiche Weise zu erobern.
    Golton fürchtete den Tod nicht. Er hatte ihn noch nie gefürchtet. Es machte ihm nichts aus zu sterben. Aber sein Leben sollte unter würdigen Umständen zu Ende gehen. Es würde ihn zutiefst befriedigen, wenn er es im Kampf verlor, und es demütigte ihn in schier unbeschreiblicher Weise, dass er es auf eine Weise opfern sollte, die nichts mit seiner Bestimmung als Instinktkrieger zu tun hatte. Er stellte fest, dass er sich unbewusst dorthin begeben hatte, wo alles begonnen hatte: in die Nähe der Trainingssektionen, wo sich auch der Kristallhain befand.
    Golton ging weiter, ohne einen Blick nach links oder rechts zu werfen. Markierungen auf dem Fußboden zeigten ihm an, wo er war und wohin er sich wenden musste. Ungehindert erreichte er jene Halle, in der einst der Kristallhain zur Zierde angelegt worden war, ein kleiner, übersehbarer Wald.
    Niemand hatte den Hain als wichtig eingestuft. Er hatte zur Einrichtung gehört, und seine einzige Aufgabe war gewesen, ein wenig Annehmlichkeit zu verbreiten.
    Das Innere der Halle hatte sich verändert. Es war nicht anders zu erwarten gewesen. Der Kristallhain existierte in seiner ursprünglichen Form nicht mehr. Wo er einst angelegt worden war, befand sich nun eine gewaltige Kapsel aus einem grünen, kristallin schimmernden Material. Sie reichte vom Boden bis zur Decke und sah aus, als ob sie unter Druck stünde, da sich ihre Seiten weit ausbeulten. Ihre Haut war mit rötlichen Stacheln und zahllosen winzigen Ranken besetzt, die in ständiger Bewegung waren.
    Die tentakelartigen Gebilde waren ihrerseits mit feinen Haaren überzogen, die offenbar alle Farben des Regenbogens und alle erdenklichen Formen annehmen konnten. Als Golton Rover'm Rovaru die Halle betrat, drehten und schoben sie sich zusammen, bis sie ein Gesicht bildeten. Sein Gesicht.
    Wut brandete in ihm auf. Der offenkundig intelligenten Pflanze genügte es nicht, ihn mit einem Keimling versehen zu haben. Sie verhöhnte ihn darüber hinaus auch noch.
    Die winzigen Ranken wirbelten um sein Abbild herum, als seien sie vom Sturm erfasst. Zugleich ertönte eine Stimme. Sie kam aus dem Inneren der Riesenkapsel, und sie war schwer verständlich. „Du hast zu mir gefunden. Zu mir Shantanuu. Ich bin der Wald, und ich bin das Universum. Ich bin alles." Es klang stockend und

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