209 - Die fliegende Stadt
gegeben?«, knurrte Matt, als der Safaariman die Teetasse zu einem Salut erhob.
»Arznei, die ihn gesund macht, und als Zugabe eine kleine Kostprobe meines Vorrats an Diethylether. Wie schon gesagt, ich wäre dumm, so eine kostbare Ware eingehen zu lassen.«
(Diethylether: organische Verbindung aus der Verbindungsklasse der Ether, häufig auch als Äther bezeichnet)
Er schob Matt einen Teller mit Maisplätzchen hin, auf denen unter dicker Honigglasur gehackte Bienen klebten.
Matt verzichtete, obwohl er von seinen Rückenfesseln befreit und nur noch einhändig an die Armlehne gekettet war.
»Aruula«, lallte Rulfan unvermittelt und griff ins Leere.
Jakk Son hob die Augenbrauen. »Ein Weib? Seine Geliebte?«, fragte er.
»Nein… meine…« Matt suchte nach dem richtigen Wort.
Freundin? Frau? Einzig wahre Liebe?
Ein Grinsen tanzte in den Mundwinkeln des Safaariman.
»Verstehe«, sagte er und zwinkerte.
Jakk Son interessierte sich für Matts Herkunft, den Grund seiner Reise und sein Ziel in Afra. Matt warf ihm ein paar unverfängliche Informationen hin und versuchte seinerseits mehr über den Gastgeber im gestreiften Anzug zu erfahren. Ein verbales Kräftemessen, das mitten im Satz durch Alarmrufe der Sowosamas unterbrochen wurde.
Ein Pulk der kleinen Jäger rannte zum Eingang der Ranch.
Jakk Son stand auf und reckte den Hals, um den Grund für den Tumult ausfindig zu machen.
Matt überlegte gerade, die Gelegenheit zu nutzen und Jakk Son mit dem Stuhl, an den er gekettet war, niederzuschlagen, als etwas mit gewaltigen Schritten zur Veranda getrabt kam.
Die Sowosamas preschten hinterher und riefen aufgeregt durcheinander.
Der Safaariman lachte.
Als der Ankömmling an den Stufen der Terrasse bremste, erkannte Matt, dass es sich um ein beeindruckendes Exemplar eines Straußenvogels handelte, auf dessen Rücken ein Farbiger in Jockeystellung kauerte. Er saß ab, zog ein Pergament aus dem eng anliegenden Brustbeutel und rief: »Sie haben Post!«
»Wahrscheinlich Nachricht aus der Wolkenstadt«, sagte Jakk Son sichtlich erfreut. Er las, was auf dem Papier geschrieben stand, warf einen Blick auf Rulfan und lächelte dann. »Eine Einladung aus dem Palast. Genau zum richtigen Zeitpunkt.«
Matt runzelte die Stirn.
»Der zweite Grund, warum ich vornehmlich weiße Tiere züchte«, erklärte der Safaariman. »Crella Dvill, die Mistress von Toulouse-à-l’Hauteur hat ein Faible für alles Weiße. Man könnte sagen, sie ist verrückt danach, seit meine liebe Freundin Aspergina ihr da etwas eingeflüstert hat.« Er gab ein lautes Lachen von sich. »Menschen sind so leicht zu beeinflussen, wenn man ihre Schwächen und Sehnsüchte kennt.« Er winkte einem seiner Helfer. »Bring Sodaby, aber schnell! Wir haben etwas zu feiern!«
Matt spürte weiteres Unheil heraufziehen. Wollte dieser Irre sie als Sklaven verkaufen?
Der Sowosama kam mit einer bauchigen Tonflasche und drei gefüllten Bechern zurück.
»Ihr zwei kommt doch mit, oder?«, fragte Jakk Son scherzhaft und reichte Rulfan einen der Becher. »So eine Einladung zu Hofe darf man nicht ausschlagen!«
Während der Albino mechanisch trank, misstraute Matt der gelblichen Flüssigkeit. Er wollte nicht mit einem Brummschädel und gut verschnürt in der fliegenden Stadt wieder aufwachen, um seinen neuen Job als Leibeigener anzutreten.
Jakk Son kam mit dem zweiten Becher auf ihn zu.
»Probieren Sie!«, forderte er ihn auf. »Das ist Palmschnaps. Belebt Körper und Geist!«
Matthew hielt es nicht länger auf seinem Sitz. Er sprang hoch, wirbelte den Stuhl mit der Fessel herum und traf den Safaariman im Rücken. Das Möbel ging zu Bruch und Jakk Son zu Boden. Schnell befreite Matt seine Hand und setzte nach.
Der hoch gewachsene Schwarze war benommen. Matt riss ihn herum und holte zu einem Schlag aus, der ihn ins Reich der Träume schicken sollte.
Da bemerkte er Bewegung aus dem Augenwinkel. Er blickte zur Seite – und direkt in die Mündung des Blasrohrs, das der Sowosama auf ihn gerichtet hielt.
Ein Blinzeln nur, dann registrierte er einen leichten Stich am Hals. Shit!
***
»Alles wird gut. Ich bin bei dir«, flüsterte Aruula.
Ihre Hand strich zärtlich durch sein Haar. Ihre Lippen berührten seine Wange. Er schmeckte ihre Süße auf seinem Mund und gab sich ganz den warmen Wellen hin, die durch seinen Körper pulsten.
Matt zuckte zusammen, als etwas Spitzes seine Haut ritzte.
Irritiert sah er, wie Dornen aus Aruulas Zunge wuchsen! Und auch aus ihren
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