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209 - Die fliegende Stadt

209 - Die fliegende Stadt

Titel: 209 - Die fliegende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz und Jana Paradigi
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letzte dieser Art lange zurücklag. Barbaren neigten dazu, einen Fremden, der anders aussah als sie, gleich als göttliches Wesen oder einen Boten der Götter zu identifizieren. So auch hier?
    »Kann mich jemand von euch verstehen?«, fragte er in die Runde – auf Deutsch. Der Schrei hatte entfernt niederländisch geklungen. Zwar beherrschte er diese Sprache nicht, aber Deutsch kam ihr am nächsten. »Mein Name ist… Maddrax.«
    »Maa… dracks.« Ein Junge kroch zwischen zwei mächtigen Baumwurzeln aus einem Erdloch. Matt schätzte ihn auf zwölf oder dreizehn Jahre. »Welkom. Ik bin Pongoo«, sagte er und klopfte sich mit der Faust auf die Brust.
    Matt erwiderte die Geste und gab Chira ein Handzeichen, sich hinzulegen. Die Lupa stellte ihr Knurren ein und leckte sich die Lefzen. Die Eingeborenen hielten respektvollen Abstand zu ihr.
    »Waz will Ogun-Maddrax heer?«
    Matt verstand. »Ich muss dort hinauf, in diese Stadt.« Er deutete auf die nächtlichen Umrisse der Konstruktion, die in mehreren hundert Metern Entfernung hoch über dem Boden schwebte.
    Der Junge nickte, sichtlich zufrieden mit dieser Antwort.
    Dann, als wären keine weiteren Erklärungen nötig, kniete er sich vor Chira hin und hielt ihr den Handrücken hin. Matt bewunderte seinen Mut. Die Lupa knurrte erst verhalten, schnüffelte dann und schien schließlich beschwichtigt.
    »Reu verletz. Komm helfen.«
    Matt nickte. Zu seiner Erleichterung führte der Junge ihn nicht hinab in das Erdloch, sondern kletterte geschickt über die dicken weißen Wurzeln, bis er eine Mulde im dichten Baumgeflecht erreichte. Matt folgte ihm etwas mühsamer, was auch daran lag, dass er Chira vor sich her bugsierte. Zum Glück lag die Mulde nicht hoch und war gut zu erreichen.
    »Affenbrotbäume!« Jetzt erinnerte er sich wieder. Damals, zu einer anderen Zeit, hatte man diese Gewächse – die aussahen, als hätte man sie mit der Wurzel nach oben eingepflanzt – so genannt.
    Pongoo blickte ihn mit schief gelegtem Kopf an, klopfte mit seiner Handfläche gegen einen der mächtigen Stämme und sagte: »Baobab.«
    Matt nickte wieder.
    »Hierheen, Ogun-Maddrax.« Der Junge bedeutete ihm, in der Mulde Platz zu nehmen. Chira sprang hinein, drehte sich mehrmals im Kreis und ließ sich nieder.
    Matt hob die Hand. »Moment, Pongoo. Nur Maddrax, nicht Ogun.«
    Pongoo schüttelte energisch den Kopf. »Du bizt Ogun. Großer Geest krijgsman met Reu.« Er deutete auf Chira.
    »Ein Geisterkrieger mit Hund?«, fragte Matt.
    »Ja. Huund. Bizt Ogun! Haa’ und Skiin hell und Reu bei dir. Wie in Prophetiie.«
    Matt seufzte innerlich. Auch das noch – eine Prophezeiung!
    Er ahnte, dass er die Eingeborenen nicht würde davon abhalten können, in ihm einen Erlöser oder Propheten oder gar einen Gott zu sehen. Das würde einerseits zweckdienlich sein, weil er sich ihrer Unterstützung sicher sein konnte. Andererseits kam es darauf an, was diese Prophezeiung im Detail aussagte. Wenn er Pech hatte, wurde von ihm erwartet, sich für das Glück des Stammes zu opfern oder irgendeine verrückte Mission zu erfüllen. Überlieferungen waren in dieser Hinsicht oft sehr phantasievoll.
    Nun, im Moment jedenfalls schien das Missverständnis der beste Weg zu sein, sich gegenseitig auszutauschen. Also ließ er sich ohne weiteren Widerspruch bei Pongoo in der Mulde nieder.
    Direkt über ihnen bildeten die kahlen Äste des Affenbrotbaums ein undurchdringliches Dach. Überall hingen Bänder mit Amuletten oder kleineren Gegenständen herab.
    Bald darauf erschienen rings um die Stelle weitere Kinder und Jugendliche zwischen den Wurzeln und Zweigen.
    Während die Männer des Stammes auf Matt irgendwie marionettenhaft wirkten, als hätten sie Drogen konsumiert, bewiesen die Kinder Intelligenz, zeigten Neugier und versorgten ihn und die Lupa mit Essen, Wasser und pflanzlicher Arznei.
    Chiras Fell wurde gesäubert, die Wunde mit Kräuterpaste bestrichen, vernäht und verbunden. Allmählich fiel die Spannung von Matt ab. Liebend gern hätte er sich hingelegt und eine Runde geschlafen, so erschöpft wie er war. Aber er musste wach bleiben! Noch konnte er den Eingeborenen nicht trauen, vor allem nicht den wie benebelt wirkenden Erwachsenen.
    Ich muss… wach bleiben.
    Das war sein letzter Gedanke, bevor sein Kopf im Sitzen nach vorne sank und er übergangslos einschlief…
    ***
    »Endlich!« Hau Mikh stand am Tor und blickte mit erhobener Augenbraue auf den Ambassai im Tsebra-Anzug. Ob die verspätete Lieferung nun an

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