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209 - Die fliegende Stadt

209 - Die fliegende Stadt

Titel: 209 - Die fliegende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz und Jana Paradigi
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schlug sich in die angrenzenden Mohnfelder. Erst nach zwei Kilometern, die er zwischen sich und die Horror-Ranch gebracht hatte, wagte er sich zurück auf den Pfad.
    Er blickte auf die hechelnde Chira. Sie entlastete ihr linkes Hinterbein, so gut es ging, und leckte immer wieder über die Wunde. Auch wenn sie es irgendwie vom Rastplatz bis zur Safariranch geschafft hatte – wenn die Wunde sich entzündete, sah es nicht gut für sie aus. Andererseits war ihre Spürnase ein unschätzbarer Vorteil. Wenn jemand Matt den Weg zu Rulfan weisen konnte, dann sie. Vorausgesetzt, es gelang ihnen, in die Stadt einzudringen…
    Bis weit in die Nacht hinein wanderten Matt und Chira in Richtung der Wolkenstadt, getrieben von der Sorge um Rulfan und in der Angst, von den Sowosamas eingeholt zu werden.
    Die fliegende Stadt war rascher als erwartet näher gerückt.
    Man erkannte jetzt deutlich den dicken Verbindungsschlauch, der aus der mittleren Plattform lotrecht zur Erde führte und in der Dunkelheit wie eine monströse Speiseröhre wirkte. Und man sah die Streben und Brücken, die in luftiger Höhe die schwebenden Plattformen miteinander verbanden.
    Nur noch ein dicht gewachsener Bambuswald befand sich zwischen Matt und einem der zahlreichen Ankertaue der Stadt.
    An einigen davon hingen, unter den Plattformen festgemacht, mannsgroße Kabinen. Dabei handelte es sich offensichtlich um ein Aufzugsystem. Und Matt ging jede Wette ein, dass es gut bewacht wurde. Seine Hoffnung war daher der Versorgungsschlauch in der Mitte der Stadt. Vielleicht konnte man an ihm hinauf klettern – Chira würde er dann allerdings zurücklassen müssen.
    »Bis zur Waldgrenze noch«, redete Matt sich und der Lupa gut zu. »Dann suchen wir einen Unterschlupf.«
    Aber das war leichter gesagt als getan. Die bis vier Meter hohen Halme standen dicht an dicht. Wie sollte Matt ohne eine Machete da hindurch kommen?
    Er streifte an den Bambusstäben entlang. Doch es war Chira, die schließlich einen Durchgang fand. Einen Trampelpfad, den offenbar Tiere in den Bambuswald getrieben hatten.
    Die Lupa schnüffelte und schickte ein deutlich vernehmbares Knurren in den Hohlweg. Matt hob ein Stück abgebrochenen Bambus auf, um zumindest etwas Waffenähnliches bei sich zu tragen. Müdigkeit und Erschöpfung nagten an seiner Willenskraft.
    Die Lupa schlich mit gesenktem Kopf vor ihm her. Matt tastete sich ihr vorsichtig nach und lauschte auf jede noch so kleine Änderung ihrer Lautgebung.
    Als er vor sich einen Lichtschein am Ende des Pfades bemerkte, machte er sich auf einen weiteren Kampf gefasst.
    Mit zum Schlag ausgeholtem Rohr schlich er näher. »Was bist du? Freund oder Feind?«, raunte er.
    Der Bambuswald endete abrupt und machte Platz für einen anderen Hain. Mächtige, weiß gekalkte Stämme, Äste und blattlose Zweige schlangen sich ineinander wie ein Knäuel sich windender Vipern. Kleine Feuerstellen erleuchteten die Szene, warfen zitternde Schatten und gaben den riesenhaften Bäumen eine lebendige Aura.
    Matt blinzelte sich die Müdigkeit aus den Augen und starrte in die dunklen Höhlen, Einbuchtungen und Astlöcher. In ihnen steckten kleine Figuren, Schrumpfköpfe, Ketten mit Anhängern aus Hühnerbeinen, Federsträuße und Holzperlen. Aber auch Früchte, Schälchen mit Brei und Tonkrüge standen dort.
    Menschen waren nicht zu sehen.
    Langsam ging Matt ein paar Schritte in den geheimnisvollen Wald hinein, während Chira immer lauter knurrte.
    Eine Bewegung in der Astgabel vor ihm! Lichtreflexionen.
    Augen!
    Gesang setzte plötzlich ein. Ein vielstimmiges Murmeln stieg auf wie Dunstschleier. Hatten die Sowosamas ihn aufgespürt? Nein, die wären hinter ihm aufgetaucht, nicht vor ihm.
    Matt beugte sich zu einem der Feuer hinab und griff sich einen brennenden Ast als Fackel. In ihrem Licht schälten sich Menschen aus den Schatten und Höhlungen: Männer, nur notdürftig bedeckt, weiß bemalt und behängt mit allerlei rituellem Zierrat. Normal große Männer, keine Kleinwüchsigen. Ein Kreis bildete sich um Matthew Drax und die Lupa. Der Singsang wurde volltönender. Die Spannung war fast greifbar.
    Dann ein Schrei: »Geest krijgsman met reu! Ogun is hierheen!«
    Im nächsten Moment lagen die Eingeborenen am Boden, die Hände vorgestreckt, die Gesichter in den Sand gedrückt.
    »Das kommt jetzt… irgendwie unerwartet«, entfuhr es Matt.
    Nach einer Sekunde der Verblüffung senkte er den Bambusknüppel. So eine Situation war ihm nicht unbekannt, auch wenn die

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