2090 - Kampf um das Zentralplasma
ich hatte mich glücklicherweise in der Gewalt. Ich rief Bruno erst zu, er solle den Schlauch wieder schließen, als auch der letzte Matten-Willy nüchtern geworden war.
Ich hatte selten zuvor Alkoholleichen so schnell ins Leben zurückkommen gesehen. Dabei war das kalte Wasser sicherlich unschädlicher für sie gewesen als Paralysatorstrahlen. Langsam floss es ab, und die Fladenkörper in sich zusammengefallener Willys tauchten japsend aus der schmutzigen Brühe wieder auf. Bruno nahm den Schlauch und transportierte ihn hinaus. Dann wandte ich mich wieder an die Siganesen auf den Schnapsbehältern. „Ich glaube, ihr könnt jetzt abrücken", sagte ich zu Elkaar. „Dort hinten steht Monkey. Begebt euch zu ihm!" Ich zeigte auf die entsprechende Ecke.
Die zehn Siganesen hoben ab und flogen los. Vorher sagte Major Elkaar, dass ich meine Sache gut gemacht hätte, wenn nur der Wasserstrahl noch etwas stärker gewesen wäre. Bruno kehrte zurück und fragte, ob es denn so „brutal" hätte sein müssen. Statt einer Antwort zeigte ich nur auf seine Artgenossen, die, einer nach dem anderen, aus ihrer Fladenform in die Höhe wuchsen und sich näherten.
Natürlich hätten wir es wissen müssen. Die Matten-Willys waren ihren Rausch los - und damit auch die stimulierende Wirkung des Pseudo-Vurguzz, um die es ja eigentlich ging. „Könnt ihr mir jetzt vielleicht zuhören?" fragte ich die langsam anrückenden Willys. Aber allein ihr Gestöhne verriet mir, dass es so einfach nicht sein würde. „Ich weiß, ihr fühlt euch miserabel, aber es geht um sehr viel. Es geht auch um eure Welt und um das Zentralplasma und damit um eure Zukunft!"Einer der Willys schob sich vor und sagte: „Ich bin Quost, Bré Tsinga. Erinnerst du dich an mich?"
„Aber natürlich, Quost."
„Warum tust du uns das denn an, Bré Tsinga? Wir sind doch immer noch Freunde."
„Natürlich sind wir das, Quost", sagte ich mit einem Kloß im Hals. „Aber jetzt ist es wichtig, dass ihr endlich hört, was ich euch zu sagen habe. Es geht um das Zentralplasma." Quost ruckte zurück. „Und um die fürchterlichen Austrahlungen des Plasmas?" fragte er. „Wir leiden so sehr darunter, dass wir an gar nichts anderes mehr denken können. Es sei denn ..." Ich seufzte. „Es sei denn, ihr bekommt Vurguzz."„Ja", antwortete Quost verlegen. „Er neutralisiert die Ausstrahlungen des Zentralplasmas." Da waren wir wieder. Und ich wusste, wir mussten die Matten-Willys mit neuem Vurguzz versorgen, und zwar in geringen Dosen, die ihre Aktionsfreiheit nicht einschränkten, sondern im Gegenteil erhöhten. „Also schön!" rief ich. „Ihr alle bekommt eine Portion Vurguzz, aber nicht mehr - gerade so viel, um euch die quälenden Ausstrahlungen des Zentralplasmas ignorieren zu lassen." Ich selbst nahm die Ausgabe vor. Bruno war der erste, der sich anstellte, als ich den ersten Kanister geöffnet hatte. Er zwinkerte mir mit einem Stielauge zu, aber ich ließ mich nicht erweichen. Er bekam eine Kelle voll, wie jeder andere - entweder in den schnell und gierig ausgebildeten Mund oder auf die Haut. Was zuviel anrichtete, hatten sie ja mitbekommen.
Es dauerte eine gute halbe Stunde, bis alle Matten-Willys „abgefertigt" waren. Bruno stellte sich zum drittenmal an, wobei er seine Hautfarbe gewechselt hatte. Aber ich erkannte ihn und verweigerte ihm eine Sonderration. Auch beim viertenmal, als er als blassgrauer Fladen angeschlichen kam. Ich schlug ihm mit der Kelle auf die Vorderseite und schimpfte mit ihm. Bruno aber hatte nichts Eiligeres zu tun, als die wenigen Tropfen zu absorbieren, die von meiner Kelle auf seine Haut gespritzt waren. „Säufer!" tadelte ich ihn. „Ein Genie braucht Nahrung!" behauptete er und zog schnell davon. Ich wartete zehn Minuten und sah Monkey immer noch in seiner Ecke stehen.
Das aus der Decke fallende Licht reichte knapp aus. Ich fühlte mich in seiner Gegenwart beklemmt. Aber dann nahm ich mir ein Herz und wandte mich an die gequält versammelten Matten Willys. „Freunde!„rief ich. „Ich weiß, euch geht es nicht sehr gut, aber wir brauchen euch. Meine Freunde und ich, wir sind hier, um das Zentralplasma zu befreien. Und dafür benötigen wir eure Hilfe."
Sie starrten mich aus ihren Pseudoaugen an. Wieder bildeten sie einen Kreis um die hinter mir stehenden Container. Doch diesmal nicht, um an sie heranzukommen, denn sie waren leer. Bruno musste unbedingt neuen Pseudo-Vurguzz brennen, wenn die Willys ihre schwierige Aufgabe erfüllen
Weitere Kostenlose Bücher