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2092 - Der Ausgestoßene

Titel: 2092 - Der Ausgestoßene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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lagen unter einem blaßroten, gelegentlich ins Blauviolette schimmernden Himmel. Die Bahnen der beiden Cro-Schwestermonde hatten sich in der langen Zeit leicht verändert.
    Der systemumspannende gelbe Schutzschirm war noch vorhanden. Die Automatik der Kapsel blendete ihn im Hologramm jedoch aus.
    Ohne von den Wachanlagen wahrgenommen zu werden, durchdrang die CROZEIRO den Schirm und näherte sich dem ersten Planeten. Erranten in MATERIA hatten die Kapsel gebaut. Sie entsprang kosmokratischer Technik. Diese triumphierte jetzt über crozeirische Technik und die Technik der Ritter von Dommrath.
    Torr Samaho empfand dabei keinerlei Genugtuung. Mit wenigen kurzen Befehlen führte er den Universentaucher bis auf die Höhe der Cro-Schwestermonde. Das Fünfeck-Gebilde mit seinen 22 Kilometern Durchmesser und 8,25 Kilometern Höhe wirkte im Vergleich mit MATERIA fast schon klein. Daran änderte auch die Tatsache nichts, daß es die beiden miteinander korrespondierenden Großzentroniken der Cro-Schwestermonde beherbergte.
    Alles wirkte neu und fremd. Deutlich lieg sich die Handschrift fremder Lebewesen erkennen.
    Das einzige, was Samaho vertraut vorkam, waren die Dateninhalte aus. ferner Vergangenheit.
    Ratlosigkeit befiel den Mörderprinzen in seinem fremden Körper. Dort unten gab es nichts mehr, was er hätte wiedergutmachen können. Den Reststaub vom Kloster der Druu hatte der Wind vor Millionen Jahren verweht, und das Steinmehl von den Palastanlagen existierte in vielen hundert Metern Tiefe höchstens noch als Spurenelement. Wenn überhaupt.
    „Spielt!" donnerte er die beiden Burtyner an, daß sie beinahe das Bewußtsein verloren. „Spielt mir hundertzwanzig Variationen der Jäger-Sinfonie!"
    Unterdessen hing die CROZEIRO unbemerkt in einem engen Orbit über dem Planeten. Der Kontinent mit seiner Gebirgskette zog unter ihr entlang, die Meere mit den Inseln tauchten auf. Überall erkannte er die führende Hand kimbanischer - wie er nun erfuhr - und vor allem caranesischer Kultur.
    Um Torr Samaho herum versank die Welt. Er lauschte nur noch der Musik. Sie rührte die innersten Fasern seines Körpers an, brachte Saiten in ihm zum Klingen, von deren Existenz er nie etwas gewußt hatte. Je länger die Musik durch die Kapsel orgelte, desto eindringlicher stand ihm vor Augen, daß sein Problem einzig und allein in dem Bewußtsein und dem Körper bestand.
    Beides gehörte nicht zusammen. Eines war dem anderen fremd, obwohl seit Äonen vereint.
    Sein Bewußtsein suchte eine Heimat, die es nicht mehr gab. Sein Körper fand hier eine zweite Heimat, die nicht zu ihm paßte. Und die Ritter in der Sternenkammer hatten Wichtigeres zu tun, als sich mit einem verstoßenen Diener der Materie herumzuschlagen.
    Nein, dies war nicht mehr seine Heimat. Daran änderte auch die Musik der beiden Burtyner nichts.
    Bei der neunzigsten Variation des Themas gebot Samaho ihnen Einhalt. Ein urplötzlich losbrechender Sturm aus Funksprüchen erregte die Aufmerksamkeit des Mörderprinzen und nahm seine ganze Konzentration in Anspruch. Im Cluster 0342 war die Seuche ausgebrochen.
    Er trat an die Schleuse und ließ die Lamellen auffahren. Die beiden Burtyner erschraken und fürchteten um ihr Leben. Er lachte laut.
    „Solange ich bei euch bin, geschieht euch kein Leid."
    Ein Energiefeld verhinderte, daß die Luft ins All entwich. Samaho trat in die Öffnung und warf einen letzten Blick auf Crozeiro. Die Kapsel beschleunigte, raste in Sichtweite an der Sternenkammer der Ritter vorbei und beschleunigte mit Höchstwerten. Der erste Planet schrumpfte innerhalb kurzer Zeit zu einem winzigen Stecknadelkopf.
    Es war ein Abschied für immer. Samaho wußte tief in seinem Innern, daß er niemals hierher zurückkehren würde. Dies war nicht mehr seine Welt, nicht der Ort, an dem er einst in dem gebrechlichen Crozeirenkörper den beschwerlichen Weg ins Gebirge angetreten hatte, um sich krönen zu lassen.
    Auf Crozeiro gab es keine Spuren oder Hinweise mehr, daß hier einst ein hochentwickeltes Volk in seinen gebrechlichen Körpern gelebt hatte. Die Daten der GenOps-Programme existierten ebensowenig wie eine Äonen überdauernde Tafel, die an das Gomberach der letzten vier Millionen Crozeiren erinnerte.
    Der Universentaucher durchstieß den gelben Schirm und entzog Torr Samaho den Blick auf den winzigen Lichtpunkt in der Nähe des orangeroten Sternes. Ein paar Augenblicke lang leuchteten die beiden Himmelskörper auf der Netzhaut des Zyklopenauges nach.
    Weit

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