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2092 - Der Ausgestoßene

Titel: 2092 - Der Ausgestoßene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Melodienorkan zu stören.
    Nichts konnte sie jetzt weniger brauchen als bissige Kommentare. Für jemanden wie Bardowick war ein solcher Fehler sicher ein gefundenes Fressen.
    Die Musikantin zuckte zusammen. Sie entdeckte einen Stimmfehler im unteren Viertel der tiefen Töne. Er mußte beim Transport vom Palandthügel hierher entstanden sein. Sie hatte ihn bei der Probe überhört, ein unverzeihlicher Fehler. In ihrer bisherigen Laufbahn war das noch nie geschehen, seit zwanzig Planetenjahren nicht.
    Sie schloß die Luftklappe des Klangrohrs ein Stück. Der Luftstrom nahm ab, der Ton wurde leiser, aber auch ein Bisschen höher. Wenigstens der Hohe Hirte in seiner Unmusikalität würde es nicht bemerken.
    Santade entdeckte zwei weitere unreine Töne. Andere folgten innerhalb weniger Augenblicke. Das Rauschen und Orgeln der Musik verzerrte sich. Es verlor seinen harmonischen Klang und verwandelte sich in ein vom Sturmwind verzerrtes, vor sich hin blubberndes Geräuschpotential. Die Verspaltungsmelodie entartete übergangslos. Auch Junker änderte nichts daran. Sein Hauen und Klopfen ging in dem aufkommenden Orkan unter, der sich auf das Land senkte.
    „Junker!" Santade schrie es. „Weiterspielen! Bleib im Takt!"
    Ihr langjähriger Gefährte schaffte es nicht. Das Kabremm polterte und knirschte nur noch. Junkers Bewegungen erlahmten sichtlich. Augenblicke später stellte er sie ganz ein. Das Kabremm entglitt seinen Händen und fiel um. Der Musikant stürzte dicht daneben zu Boden.
    Santade von Sonnbajir spürte, wie auch ihr die Bewegungen immer schwerer fielen. Die Beine schafften es nicht mehr, alle Blasebälge gleichermaßen zu bedienen. Das obere Orawal soff mit schrillen Tönen und einem Gurgeln ab, wie es sonst höchstens gasgefüllte Schlammlöcher zustande brachten. Die Melodie auf dem unteren Orawal ließ sich noch kurze Zeit halten, bis Santade die Luft ausging. Erschöpft lehnte sie sich an die Holzkonstruktion.
    Erste Schreie klangen auf. Das mißtönende Ende der musikalischen Darbietung eilte inzwischen weiter und verlor sich draußen in der Ebene. Das 9-Imbariem schwieg.
    In die Trauergäste kam Bewegung. Laut schreiend rannten sie davon. Die Arme und Gesichter nach oben gereckt, suchten sie ihr Heil in der Flucht.
    Der Orkan riß an Santades Barett. Sie preßte eine Hand dagegen, während sie sich mit der anderen an ihrem Instrument festklammerte.
    Die schiefen Töne, der Orkan - beides blieb. Der Erleichterung darüber, daß es nicht am 9-Imbariem lag, folgte das Entsetzen darüber, was über ihr in der Luft vorging. Mühsam gelang es ihr, den Kopf nach hinten zu legen und in den Himmel zu sehen.
    Feurige Glut raste herab auf das Dorf. Es geschah so schnell, daß ein Entkommen nicht möglich war.
    Die Trauergäste stürzten in ihrer planlosen Flucht übereinander. Ein paar fielen in den Spalt.
    Nur der Sack mit der Leiche blieb liegen und wankte nicht.
    Die Toten widerstehen jedem Schicksal, sagte eine alte Volksweisheit.
    Die Lebenden besaßen andere Maßstäbe. Aber sie würden ihnen nichts mehr nützen.
    In wenigen Sekunden war alles vorbei. Santade verspürte ein Stechen in der Brust. Es ging einher mit der Erkenntnis, daß der lodernde Ball genau an der Stelle einschlagen würde, wo sie und ihr Instrument standen.
    Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Junker sich heranschleppte, den Sack mit den Perlen ergriff und das Weite suchte.
    Es war ihr egal. Mochte er die Perlen immerhin besitzen. Ein paar Atemzüge lang ...
     
    3.
     
    Abschied von der Macht Die Gestalt erschien aus dem Nichts. Samaho hatte den Eindruck, daß sie nicht materialisierte, sondern längst gegenwärtig gewesen war und nun sichtbar wurde. Der Körper schimmerte in einem bronzenen Ton. Die metallene Gestalt besaß eine für seinen Geschmack fast vollendete Ästhetik, ähnlich der eines crozeirischen Sphärengeigers. Äußerlich war sie mit ihren beiden Vorgängers absolut identisch. Die künstlichen, aber dennoch Leben ausstrahlenden Augen musterten den Diener der Materie mit einer nie gekannten Eindringlichkeit.
    Torr Samaho sah demonstrativ an ihm vorbei und wieder hinauf zu der blauen Walze. Solange sie existierte, würde es vermutlich immer einen Roboter dieses Aussehens und dieses Namens geben.
    Kaum war der zweite verglüht, trat der dritte auf den Plan. Irgendwo im Walzenschiff steckte wahrscheinlich so etwas Ähnliches wie eine Jahrmillionenschablone, aus der die Roboter gemacht wurden. Einer funktionierte so exakt wie der

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