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2095 - Nekrophoren

Titel: 2095 - Nekrophoren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Gebirge der Träume in Staub verwandelte und die Archive der Stadt in Flammen setzte.
    Der Platz des multiversalen Friedens existierte nun nicht mehr.
    Samaho.
    Torr Samaho.
    Der letzte Crozeire, er hatte sein Volk getötet, und er hatte die Macht.
    Samaho spürte eine mit aller Gewalt expandierende, kaum zu bändigende mentale Energie in sich, und er zweifelte nicht daran, daß er sich die Zugangsberechtigung zu den Werkzeugen der Kosmokraten erworben hatte.
    Und die Macht und die mentale Energie und die Erinnerungen und Gedanken expandierten weiterhin, dehnten sich unablässig aus, und je stärker sie expandierten, desto geringer wurden die Temperatur und die Masse auf immer größerem Raum, desto größer wurde die Kälte, die in dem sich ewig ausdehnenden Universum herrschte, das Torr Samaho war, und irgendwann, nach einer Ewigkeit, gab es keine Kosmokraten mehr darin, und auch keins ihrer Werkzeuge und auch keinen Crozeirenprinz, keinen Torr, keinen Mörder.
    Irgendwann gab es nur noch Kälte.
    Kälte und Leere.
     
    *
     
    Mondra Diamond kniete an Samahos Seite.
    Sie empfand keinen Zorn, keinen Haß.
    Nur Mitleid. Denn was immer der Mörderprinz in seinem Leben angerichtet haben mochte, jetzt war er schwach, klein und hilflos wie ein neugeborenes Kind.
    Seine Gedanken hatten nicht mehr die Kraft gehabt, sie weiterhin zu halten, und sie war der Kälte entronnen, im letzten Augenblick, wie sie glaubte, bevor auch sie ihr anheimgefallen, in ihr erstarrt wäre, wie nun das Bewußtsein des Zyklopen langsam erstarrte.
    Die ehemalige TLD-Agentin wartete an Samahos Seite, während der ehemalige Diener der Materie starb.
    Während sie wartete, glaubte sie einen Augenblick lang, Cairol den Dritten zu sehen, den Roboter der Kosmokraten, den Torr Samaho um Hilfe gebeten, um Gnade angefleht hatte, und Cairol betrachtete sie mit einem Blick, dessen Kälte die des ureigenen Universums des Zyklopen sogar noch übertraf.
    „Menschen", sagte er dann, und es klang unsagbar verächtlich.
    Obwohl Mondra Diamond von Horrikos stammte, wußte sie genau, was der ,Roboter damit meinte.
    Dann verblich die Illusion, und Torr Samaho tat seinen letzten Atemzug.
     
    *
     
    Bericht: Atlan Als wir das Notsignal empfingen, kreuzten wir mehr oder minder rat- und ziellos durch die Wolkenkapsel. Ratlos angesichts Zehntausender verschiedener Ziele, zu denen sich Torr Samaho mit seiner Geisel begeben haben könnte. Ziellos, weil keiner von uns wußte, ja nicht einmal ahnte, wo wir mit der Suche beginnen sollten.
    Wir hatten uns mit je zwei Besatzungsmitgliedern auf die Gondeln verteilt - Mohodeh Kascha war bei Startac und mir - und die offensichtlichen Möglichkeiten erkundet, zuerst das Observatorium und Kintradims Heim, dann auch andere. Natürlich erfolglos. Wir suchten nicht nur die Nadel im Heuhaufen, wir suchten ein Sandkorn auf einem Wüstenplaneten.
    Das Notsignal, das die Ortergeräte aller drei Gondeln gleichzeitig hereinbekamen, stammte aus der fliegenden Stadt Box-ZENTAPHER. Und jeder Zweifel war ausgeschlossen, Mondra Diamond hatte es geschickt.
    Es war ein akustisches Signal, dessen „Alphabet" sich auf Punkte und Striche zurückführen ließ.
    Nicht nur Agenten der TLD, auch schon die meiner alten USO hatten, wenn sie sich in höchster Not befanden, diese von dem amerikanischen Kunstmaler Samuel Finley Breese Morse für seinen 1837 entwickelten Telegraphenapparat ersonnene Schrift benutzt, um Hilfe herbeizurufen.
    Praktisch gleichzeitig trafen wir bei Box-ZENTAPHER ein, entdeckten die Gondel an einer fast völlig zerfetzten Verstrebung der Stadt und dockten neben ihr an.
    Unsere Gondeln waren von Cairol dem Dritten frei geschaltet worden und benötigten weder einen Permit-Schlüssel noch einen Marktplatz für die Landung.
    Sogar Myles Kantor kannte das alte Notsignal. „Sinken oder Saufen", begrüßte er mich, als wir uns vor dem größten Loch der Außenstrebe trafen.
    Ich verzichtete darauf, ihn dahin gehend zu korrigieren, daß mit der Abkürzung, die das Notsignal darstellte, selbstverständlich die in einer altterranischen Sprache gehaltene dringende Aufforderung „Save Our Souls" gemeint war.
    Aber spätestens als, wir in das Innere der fliegenden Stadt eingedrungen waren, verging uns jeder Anflug von Galgenhumor.
     
    *
     
    Wir fanden Mondra Diamond neben einem Schott, das offenbar erst vor kurzem eingebaut worden war, um den Weg durch die Verstrebung zu versiegeln. Die ehemalige TLD-Agentin war unverletzt, aber

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