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21 - Die achte Flotte

21 - Die achte Flotte

Titel: 21 - Die achte Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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des riesigen Schlachtkreuzers konfiguriert, und Michelle sah zu, wie die Bugschubdüsen der Artemis zum Leben erwachten. Sie spürte die leichte Vibration, die sich auf zweieinhalb Millionen Tonnen Stahl, Panzerung und Waffen übertrug, und das große Schiff begann sich sanft und langsam von den Andockarmen zu lösen.
    Der Augenblick, in dem ein Sternenschiff tatsächlich seinen ersten Einsatz beginnt, ist immer etwas Besonderes. Michelle bezweifelte, ob sie jemals in der Lage wäre, diese Besonderheit jemandem zu beschreiben, der sie nicht selbst erlebt hatte, doch für jemanden, der einmal dabei gewesen war, gab es fortan nichts Vergleichbares. Das Gefühl des Neuen, dieses Gefühl, bei der Geburt eines lebendigen Geschöpfes dabei zu sein, zuzusehen, wie die neueste Kriegerin des Sternenkönigreichs ihren allerersten Schritt machte. Einem Kielplatteneigner brauchte es nicht erklärt werden: Ganz gleich, welches Schicksal das Schiff letzten Endes erwartete, man war Teil davon. Und man wusste, dass der Ruf des Schiffes, zum Guten oder zum Schlechten, aus den Taten und dem Verhalten seiner allerersten Crew entstehen würde.
    Und doch, dieser Augenblick war für Michelle Henke anders. Die Artemis war zwar ihr Flaggschiff, aber sie gehörte nicht ihr. Sie gehörte Victoria Armstrong und ihrer Besatzung, nicht dem Admiral, der zufällig an diesem Schiff seine Flagge hisste.
    Sie erinnerte sich an etwas, das ihre Mutter einmal gesagt hatte: »Wem viel gegeben ist, dem wird auch viel genommen.« Es war eigenartig, wie sehr sich dieser Ausspruch bewahrheitet hatte, seit Michelle in den Admiralsrang aufgestiegen war. Dass sie Admiral werden wollte, hatte sie schon in der Akademie gewusst. Dass sie ihre Talente auf das Kommando über ein Geschwader, einen Kampfverband oder vielleicht sogar eine ganze Flotte anwenden, sich selbst daran erproben wollte. Doch damals hatte sie nicht geahnt, was sie aufgeben müsste, um den Admiralsrang zu erhalten. Nie war ihr klar gewesen, wie sehr es schmerzen würde zu begreifen, dass sie nie wieder selbst ein Schiff der Königin kommandieren würde. Nie wieder das weiße Barett der Sternenschiffkommandanten zu tragen.
    Ach, hör schon auf mit der Gefühlsduselei!, ermahnte sie sich, als sich der Abstand zwischen dem Bug der Artemis und der Raumstation immer mehr weitete. Als Nächstes fragst du sie wohl noch, ob sie das Geschwader zurücknehmen!
    Sie schnaubte amüsiert und lehnte sich in den Kommandosessel zurück, als einer der wartenden Schlepper aufkam.
    Die Schubdüsen der Artemis erloschen, und das Schiff vibrierte wieder − nur war es diesmal eine leicht andere Vibration; die Traktorstrahler des Schleppers hatten sie erfasst. Einen Augenblick lang geschah nichts, dann begann der Schlachtkreuzer wieder zu beschleunigen, mit viel höherem Wert, aber bei Weitem nicht so hoch, wie er unter eigener Kraft hätte beschleunigen können, hätte man es ihm gestattet, so dicht an der Station den Impellerkeil zu benutzen. Und auch der Schlepper hätte ihn schneller bewegen können, wären da nicht kleine Nebensächlichkeiten gewesen wie das Leben der Crew. Ohne Impellerkeil gab es keine praktische Schwerkraftsenke für den Trägheitskompensator, und so beschränkte die protoplasmatische Besatzung das Schiff auf Beschleunigungswerte, die von den internen Gravplatten ausgeglichen werden konnten. Hätten sie es ausreizen wollen und das Geschwader für Hochbeschleunigung klargemacht, so hätten sie mindestens einhundert Gravos aushalten können, doch dazu bestand wirklich kein Grund. Niemand hatte es derart eilig, und kein modernes Sternenschiff war darauf ausgelegt, über einen längeren Zeitraum hohe Beschleunigungen auszuhalten. Den Schiffen an sich hätte es wenig ausgemacht, doch ihre Besatzungen sahen das eindeutig anders.
    Wenigstens waren die Artemis , die Romulus und die Theseus die letzten Schiffe, die noch an einer Station dockten, also brauchst du dir um Schlepperverfügbarkeit schon mal nicht den Kopf zu zerbrechen, erinnerte sich Michelle.
    Sie klopfte auf eine Taste an ihrer Armlehne, und das W-Display fuhr aus dem Sesselsockel aus. Es konfigurierte sich auf das taktische Standardformat, und Michelle beobachtete, wie die Icons, die für die drei Schlachtkreuzer standen, sich beständig von dem purpurnen Anker fortbewegten, einem Symbol, das seit Generationen für Raumstationen wie Hephaistos benutzt wurde. HMS Stevedore, der Schlepper, der alle drei Schlachtkreuzer zog, zeigte sich

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