21 - Die achte Flotte
Freundin von mir ist.«
Michelles Blick bohrte sich in Pritcharts topasfarbenen Blick. Ein wenig überraschte es sie, dass der Blick der havenitischen Präsidentin ihr standhielt.
»Ihre enge Freundschaft mit der Herzogin ist mir bekannt.«, fuhr Pritchart fort. »Sie ist sogar einer der erwähnten Gründe für dieses Gespräch. Einige meiner höchsten Offiziere, einschließlich Kriegsminister Theisman, Admiral Tourville und Admiral Foraker, kennen Ihren ›Salamander‹. Sie haben eine sehr hohe Meinung von ihr. Wenn sie auch nur einen Augenblick glauben würden, meine Regierung hätte ihre Ermordung befohlen, wären sie sehr, sehr ungehalten mit mir.«
»Verziehen Sie, Madame Präsidentin, aber das ist nicht das Gleiche, als hätten Sie gesagt, Sie hätten den Anschlag nicht angeordnet.«
»Nein, tatsächlich nicht, was?« Pritchart grinste, und Michelle sah in diesem Grinsen aufrichtige Belustigung. »Einen Augenblick lang hatte ich vergessen, dass Sie gewohnt sind, sich im Sternenkönigreich auf höchster politischer Ebene zu bewegen. Sie haben das Ohr einer Politikerin, auch wenn Sie ›nur‹ Raumoffizier sind. Gut, ich will mich klarer ausdrücken. Weder ich noch sonst jemand in meiner Regierung hat ein Attentat auf die Herzogin von Harrington befohlen oder genehmigt.«
Michelle sah sie misstrauisch an. Wie Pritchart gesagt hatte, war sie es gewohnt, mit manticoranischen Politikern umzugehen, wenn auch nicht mit der Politik an sich. Sie mochte die Politik nicht, und deshalb war sie sehr froh, dass ihre Mutter, die Gräfinwitwe von Gold Peak, sie im Oberhaus vertrat. Dennoch, niemand konnte dem Thron so nahe stehen wie Michelle, ohne gezwungen zu sein, Politiker auf Händeschüttelentfernung an sich heranzulassen, und im Laufe der Zeit hatte sie einige außerordentlich glatte und gewandte Lügner kennengelernt. Doch wenn Eloise Pritchart zu ihnen gehörte, so zeigte es sich nicht.
»Das ist eine interessante Erklärung, Madame Präsidentin«, sagte sie nach kurzem Nachdenken. »Bei allem schuldigen Respekt, ich habe leider keine Möglichkeit zu überprüfen, ob sie zutrifft. Und selbst wenn Sie glauben, dass es stimmt, bedeutet es noch lange nicht, dass kein schwarzes Schaf innerhalb Ihrer Regierung den Anschlag befohlen hat.«
»Es überrascht mich nicht, dass Sie so denken, und wir in der Republik hatten sicher mehr Erfahrung mit von ›schwarzen Schafen‹ in Gang gesetzten Unternehmungen, als uns lieb ist. Ich kann dazu nur sagen, dass ich fest an das glaube, was ich sage. Und ich möchte hinzufügen, dass ich die Chefs der inneren und der äußeren Sicherheit durch Männer ersetzt habe, die ich seit Jahren kenne und in die ich das größtmögliche Vertrauen setze. Wenn eine Schattenoperation gegen die Herzogin von Harrington eingeleitet wurde, dann ohne ihr Wissen und ihre Billigung. Da bin ich mir hundertprozentig sicher.«
Aber sicher bist du das, dachte Michelle sarkastisch. Keinem Havie fiele es auch nur im Traum ein, einen feindlichen Flottenkommandeur ermorden zu lassen! Und ganz sicher würde keiner von euch sich je überlegen, dass es doch so viel einfacher ist, im Nachhinein Vergebung zu erlangen als im Vorfeld Erlaubnis − und auf eigene Faust auf Honor zu schießen. Wie war noch mal der Satz, den Honor zitiert hat … Etwas wie: »Will mich niemand von diesem störrischen Priester befreien?«, oder so ähnlich.
»Und wer sonst hätte Ihrer Ansicht nach ein Motiv, sie töten zu lassen?«, fragte Michelle. »Oder die Mittel, um zu versuchen, sie auf diese besondere Weise zu ermorden?«
»Wir kennen den Ablauf des Attentats nicht in allen Einzelheiten«, erwiderte Pritchart. »Nach allem, was mir vorgelegt wurde, scheinen sich die Spekulationen auf die Möglichkeit zu konzentrieren, dass ein junger Offizier − ein Lieutenant Meares, glaube ich − psychojustiert wurde, ihr das Leben zu nehmen. Wenn das zutreffen sollte, so fehlen uns die Mittel, die erforderlich gewesen wären. Jedenfalls in dem Zeitrahmen, der zur Verfügung stand, um die Justierung durchzuführen. Immer vorausgesetzt, dass wir von korrekten Informationen ausgehen.«
»Ich hoffe, Sie vergeben mir, Madame Präsidentin, wenn ich mich in diesem Fall mit meinem Urteil zurückhalte«, sagte Michelle nach kurzem Schweigen. »Sie sind sehr überzeugend. Andererseits bewegen Sie sich wie ich auf der höchsten Ebene der Politik, und Politiker auf dieser Ebene müssen überzeugend sein. Ich werde aber im Hinterkopf behalten,
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