21 - Die achte Flotte
Bescheidenheit, dann wandte er sich Nagchaudhuri zu.
»Etwas Neues von den Monicanern heute Morgen, Amal?«
»Nein, Sir.« Der hochgewachsene, fast albinobleiche Signaloffizier verzog das Gesicht. »Sie haben Ihre Forderung wiederholt, dass wir das System streng nach Zeitplan verlassen, aber das ist auch alles. Bisher.«
»Nichts weiter über eine aus ›medizinischen Gründen‹ notwendige Evakuierung von Zivilisten aus Eroica, mit der sie uns gestern gekommen sind?«
»Nein, Sir. Wenigstens noch nicht. Immerhin ist es in Estelle noch früh am Tag.«
Terekhov grinste in säuerlicher Belustigung, auch wenn es nicht sonderlich komisch war.
Für ihn bestand kein Zweifel daran, dass er der bestgehasste Mann im ganzen Monica-System war, und das aus gutem Grund. Er und die zehn Kampfschiffe unter seinem Befehl hatten in etwa fünfundsiebzig Prozent der Monica System Navy getötet oder verwundet. Außerdem hatten sie die Flottenhauptwerft der Monicaner vernichtet, mehrere Tausend Werftarbeiter getötet und dabei die Infrastrukturinvestitionen von zwanzig oder dreißig Jahren ausgelöscht. Ganz zu schweigen, dass sie zwölf der vierzehn solarischen Schlachtkreuzer vernichtet oder dauerhaft gefechtsuntüchtig geschossen hatten, mit denen Monica ausgestattet war. Terekhov war sich noch immer nicht ganz sicher, wie diese Schiffe sich in die komplizierten Pläne fügten, die irgendjemand ausgeheckt hatte, um den Anschluss des Talbott-Sternhaufens an das Sternenkönigreich von Manticore zu sabotieren. Das Beweismaterial, das er bislang in den Trümmern von Eroica Station hatte sammeln können, unterstrich nur, dass diese Pläne auf einen Sponsor mit sehr tiefen Taschen schließen ließen … und mit sehr wenigen Skrupeln, Menschen scharenweise umzubringen.
Im Augenblick allerdings waren Terekhov und Roberto Tyler, der Präsident der Republik Monica, mit wichtigeren, wenngleich unterschiedlichen Dingen beschäftigt. Aivars Terekhov hatte sechzig Prozent seines eilends zusammengestellten Geschwaders verloren, und mehr als drei Viertel seiner Leute, während sie besagte Schiffe und den militärischen Teil von Eroica Station vernichteten. Seine vier überlebenden Schiffe waren allesamt schwer beschädigt. Nur zwei von ihnen waren noch hyperraumtüchtig, und diese beiden boten weitaus zu wenig Lebenserhaltungskapazität für alle seine Überlebenden. Folglich hätte er nicht einmal dann aus Monica abziehen können, wenn er es gewollt hätte. Das allerdings wollte er auch gar nicht, denn damit hätte er zugelassen, dass Tyler und seine Leute jeden unbequemen Beweis verschwinden ließen, ehe von Manticore jemand eintraf, der die Angelegenheit umfassender und systematischer untersuchte, als Terekhovs Möglichkeiten es gestatteten.
Bislang bestand kein Grund zu glauben, Tyler könnte vermuten, dass die Hälfte der manticoranischen Invasoren zu schwer beschädigt war, um sich zurückziehen zu können. Und zum Glück gab es keine Anzeichen, er könnte beabsichtigen, Terekhov zu zwingen, seine Drohung in die Tat umzusetzen, was die verbliebenen beiden Schlachtkreuzer der solarischen Indefatigable -Klasse betraf. Diese beiden Schiffe lagen auf zivilen Anschleppen auf der anderen Seite der ausgedehnten Eroica Station. Terekhov hatte es abgelehnt, beim ersten Angriff auf sie zu schießen, weil dies eine entsetzliche Anzahl ziviler Opfer gefordert hätte. Doch als die überlebenden Schiffe der Monican Navy seine Kapitulation forderten und ihm ansonsten die Vernichtung androhten, hatte er mit einem eigenen Ultimatum geantwortet.
Wenn seine Schiffe angegriffen wurden, würde er die beiden verbleibenden Schlachtkreuzer mit einem nuklearen Sättigungsbombardement vernichten − und keine vorherige Evakuierung von Zivilisten von Eroica Station dulden.
Es war durchaus möglich, dass einige Angehörige der Regierung Tyler glaubten, dass er bluffe. Wenn dem so war, so zeigte der Präsident sich nicht willens, ihn zu zwingen, Farbe zu bekennen. Das war für alle Beteiligten nur gut so, denn wenn Terekhov eines nicht tat, dann war es bluffen.
»Glauben Sie, es ist etwas dran an diesen behaupteten medizinischen Notfällen, Sir?« Lewis’ Frage holte Terekhov aus seinen Gedanken, und er riss sich zusammen und schüttelte leicht den Kopf.
»Ich möchte die Möglichkeit nicht völlig abtun. Wenn es ein echter Notfall ist, dann kommt er zeitlich sehr gelegen, nicht wahr?«
»Jawohl, Sir.« Lewis rieb sich kurz die Nasenspitze, dann zuckte sie
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