Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
21 - Die achte Flotte

21 - Die achte Flotte

Titel: 21 - Die achte Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
Schulter an, während sie sich einer weiteren offenen Tür näherten, dann hüstelte er leise, um auf sich aufmerksam zu machen.
    »Ja, Chris?«, fragte eine kehlige, fast belegt klingende tiefe Frauenstimme.
    »Lieutenant Archer ist da, Ma’am.«
    »Sehr gut. Seien Sie so gut und bitten Sie ihn herein.«
    »Jawohl, Ma’am.«
    Der bärtige Steward trat zur Seite und bedeutete Archer mit einem höflichen Nicken, an ihm vorbeizutreten. Und mit einer gewissen Beklommenheit leistete der Lieutenant der Aufforderung Folge.
    Das Zimmer hinter der Tür war gleichzeitig Bibliothek und Büro. Es war ein großer Raum, und Archers Augen weiteten sich unwillkürlich ein wenig, als er die hohen Regale erblickte, die offenbar mit altmodischen gedruckten Büchern gefüllt waren. Für die meisten Menschen wäre eine solche Sammlung pure Protzerei gewesen, oder bestenfalls Schönfärberei, doch bei diesen Büchern war es nicht so. Er hätte nicht sagen können, woher genau er das wusste, dennoch war er sich dabei völlig sicher. Vielleicht lag es daran, dass ihre Rücken jenen leicht abgenutzten, fast matten Anblick boten, den Menschen auf Gegenständen hinterlassen, die sie tatsächlich in die Hand nehmen.
    In scharfen Kontrast zu den archaischen Büchern stand das moderne, elegante Computerterminal. Die Frau, die an dieser Workstation saß, hatte Archer aufsuchen wollen, und er ging hin und nahm Haltung an.
    »Lieutenant Archer, Ma’am«, sagte er.
    »Das sehe ich, Lieutenant«, erwiderte sie, stand auf und reichte ihm durch das substanzlose Holodisplay, mit dem sie gearbeitet hatte, die Hand.
    Er ergriff sie. Sie umschloss seine Hand fest, und er ließ Rücken und Schultern entspannen; der Händedruck war der unausgesprochene Befehl, eine bequemere Haltung einzunehmen.
    »Nehmen Sie Platz«, sagte sie, und er setzte sich nur ein klein wenig zaghaft auf den angebotenen Sessel.
    Sie setzte sich wieder an den Schreibtisch, schaltete das Holo ab und lehnte sich leicht zurück. Sie musterte ihn eingehend, und Archer erwiderte den Blick in der Hoffnung, nicht nervös zu wirken − denn nervös war er mit Sicherheit.
    »Also«, begann sie schließlich, »Sie waren in der Necromancer bei Solon dabei.«
    Ihr Ton machte aus der Aussage eine Frage, doch ihm war nicht klar, wie diese Frage genau gemeint war. Dennoch …
    »Jawohl, Ma’am. Das war ich.«
    Seine Stimme klang immerhin ruhig, bemerkte er mit einer gewissen, geradezu distanzierten Überraschung. Überraschung, weil sie sich nicht ruhig anfühlte. Nichts fühlte sich mehr »ruhig« an, sobald er an Solon dachte. An den kreischenden Raketenhurrikan, an die Art, wie sein Schiff unter den Einschlägen der bombengepumpten Röntgenlaser geruckt und gebebt hatte. Wenn er sich an die gellenden Alarme erinnerte, die Schreie im Intercom, das plötzliche Schweigen, wo früher Stimmen gewesen waren, die Leichen zweier seiner besten Freunde …
    »Es war ziemlich übel, nicht wahr?«
    Sein Blick richtete sich wieder auf sie, und er blinzelte erstaunt. Ihn erstaunte, dass sie das Thema so offen ansprach, dem auszuweichen jeder andere stets so bemüht war. Und er war erstaunt über das Verständnis − ein Mitgefühl, entstanden aus gleicher Erfahrung, nicht aus süßlichem Beileid − in ihrer leisen Frage.
    »Jawohl, Ma’am, das war es«, hörte er sich genauso leise antworten.
     
    Michelle Henke blickte den jungen Mann vor ihrem Schreibtisch an. Sie hatte ihre Zweifel gehabt, als Honor ihr den jungen Archer als neuen Flaggleutnant vorschlug. Das lag zum Teil natürlich auch daran, dass sie sich fragte, ob sie einen neuen Flaggleutnant überhaupt benötige.
    Ist es nicht ein bisschen übereilt, Gespräche mit Kandidaten zu führen, obwohl die Admiralität noch gar nicht gesagt hat, ob sie ein neues Kommando für dich finden will, Mädchen?, überlegte sie. Andererseits gibt es gute Flaggleutnants nicht an jeder Straßenecke. Und selbst ein Admiral ohne Kommando braucht einen guten Adjutanten.
    Nein, es gab sie nicht, und sie brauchte jemanden. Und nicht viele Lieutenants erhielten die Empfehlung einer Honor Harrington, ohne jemals direkt unter ihr gedient zu haben.
    »Er ist durch die Hölle gegangen, Mike«, hatte Honor gesagt und die Hand gehoben, um Nimitz die Ohren zu streicheln. »Seine Leistungen sind absolute Oberklasse, und ich weiß, dass Captain Cruickshank sehr viel von ihm hielt. Er ›schmeckt‹ sehr wie ein zwoter Tim Meares, wenn ich ehrlich bin. Aber er trägt im

Weitere Kostenlose Bücher