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21 - Die achte Flotte

21 - Die achte Flotte

Titel: 21 - Die achte Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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meinen Fähigkeiten, Lieutenant«, erwiderte Michelle trocken.
    Sie beobachtete Archers Gesicht genau, als sie es sagte, doch sie entdeckte weder Überraschung noch Verdruss oder Kriecherei. Auch schien er nicht den Drang zu verspüren, etwas zu entgegnen, nur um zu antworten, oder zu erklären − gewiss vollkommen aufrichtig −, dass er nicht die Absicht gehabt habe, ihr zu schmeicheln. Ein höchst selbstbeherrschter junger Mann, dieser Lieutenant Archer, überlegte sie.
    »Ich sehe in Ihrer Akte«, fuhr sie absichtlich forscher fort, »dass Sie und ich verwandt sind, Lieutenant.«
    »Ach, eigentlich kann man …«, begann er und verstummte. Zum ersten Mal, seit er in ihr Büro gekommen war, klang er aufrichtig verlegen, stellte Michelle mit sorgsam verhohlener Belustigung fest. »Was ich sagen wollte, Ma’am«, fuhr er dann fort, »ist … dass die Verwandtschaft … sehr entfernt ist.«
    Das braucht er mir wirklich nicht zu sagen, dachte Michelle heiter und blickte auf sein flammend rotes Haar, die grünen Augen und die Stupsnase; ein krasserer Unterschied zum Winton’schen Genotyp ließ sich kaum vorstellen. Tatsächlich war der junge Archer bestenfalls ein sehr weit entfernter Cousin. Ein Umstand, der seiner Mutter anscheinend nicht bewusst gewesen war, als sie ihrem neugeborenen Sohn einen Namen gab.
    »Ich verstehe.« Gegen ihren Willen zuckten ihre Lippen ganz leicht, und als sie aufblickte, sah sie etwas, womit sie keineswegs gerechnet hätte: Ein amüsiertes Funkeln hatte zumindest einige Schatten aus den grünen Augen vertrieben.
    Gervais bemerkte ihr leises Lächeln und spürte, wie sein Mund es erwidern wollte. Nach all den Geschichten über die Wintons, die seine Mutter ihm erzählt hatte, als er noch ein Kind war, hätte er niemals erwartet, dass die Frau, die in der Anwartschaft auf den manticoranischen Thron an fünfter Stelle stand, so zugänglich sein könnte, so … menschlich. Zum ersten Mal empfand er, und das überraschte ihn beinahe, dass er sich auf diese mögliche Verwendung noch in anderer als in beruflicher Hinsicht freute.
    »Meine Mutter hat immer geglaubt, die Verwandtschaft wäre ein wenig enger, als mein Vater es annahm, Ma’am«, hörte er sich sagen. »So bin ich zu meinem Namen gekommen. Falls Sie es bemerkt haben, meine ich.«
    Der letzte Satz kam so zurückhaltend heraus, dass Michelle diesmal laut kicherte und ihn kopfschüttelnd ansah.
    »Doch, das habe ich bemerkt«, sagte sie in leicht tadelndem Ton, dann grinste sie. »Gervais Winton Erwin Neville Archer. Das ist schon was. Fast so schlimm wie Gloria Michelle Samantha Evelyn Henke. Es gibt einen Grund, weshalb meine Freunde mich Michelle oder Mike nennen, Lieutenant.«
    »Das überrascht mich nicht, Ma’am«, erwiderte er, und sie lachte erneut.
    »Nein, das habe ich auch nicht angenommen«, stimmte sie zu und klopfte mit dem Datenchip, der seine Personalakte enthielt, auf den Schreibtisch. »Mir ist aufgefallen, dass Sie auf der Akademie den Spitznamen ›Gwen‹ trugen − nach Ihren Initialen, wie mein scharfer Verstand sofort erkannte.«
    »Jawohl, Ma’am«, gab Gervais ihr recht. »Mom hat nie begriffen, warum er mir lieber war als Gervais. Verstehen Sie mich nicht falsch − ich habe meine Mutter sehr lieb, und sie ist eine brillante Wissenschaftlerin. Eine der besten Molekularchemikerinnen des Sternenkönigreichs. Es gibt nur eben diese eine Sache, wo sie … na ja, ›zu einer anderen Musik marschiert‹, wie mein Vater immer sagte.«
    »Ich verstehe.« Michelle blickte ihn einige Sekunden an, dann traf sie eine Entscheidung. Sie erhob sich wieder und reichte ihm noch einmal die Hand.
    »Nun, ›Gwen‹, da jeder Flaggleutnant gewissermaßen zur Familie seines Admirals gehört, wird unsere Beziehung wohl ein bisschen enger werden. Willkommen an Bord, Lieutenant.«

NEUN
     
    Michelle nahm von Master Steward Billingsley ihr Barett entgegen und wollte sich schon der Tür zuwenden, vor der der Flugwagen der Admiralität wartete, als sie plötzlich innehielt.
    »Und was, Master Steward, ist das?«, fragte sie.
    »Ich bitte den Admiral um Verzeihung«, entgegnete Billingsley unschuldig. »Was meinen der Admiral mit ›das‹?«
    »Der Admiral sprechen von diesem ›das‹«, erwiderte Michelle, und ihr Zeigefinger wies auf den breiten Kopf mit den spitzen Ohren, der erkundend um die Kante einer Tür blickte.
    »Ach, dieses ›das‹!«
    »Genau«, sagte Michelle, verschränkte die Arme und sah ihn Unheil

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