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21 - Im Reiche des silbernen Löwen II

21 - Im Reiche des silbernen Löwen II

Titel: 21 - Im Reiche des silbernen Löwen II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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allen Dingen wissen, ob du überzeugt bist, daß deine Krieger ihre Pflicht tun und sich die Dawuhdijehs nicht entkommen lassen.“
    „Sie werden sie ergreifen.“
    „Wenn sie aber so unvorsichtig sind, sich vorher von ihnen sehen zu lassen, bekommen sie sie nicht!“
    „Sie werden keinen Fehler machen; ich kenne sie. Sie wissen, daß sie jetzt Kara Ben Nemsi Effendi und seinem Hadschi Halef zu beweisen haben, daß sie tüchtige Krieger sind, und werden sich also tadellos verhalten.“
    „Gut, so können wir weiterreiten.“
    „Aber nicht so weit an diesem Wasser hinab, wie wir erst beabsichtigten!“
    „Nein. Wir wollten erst um die Mittagszeit nach rechts abschwenken; aber da die Dawuhdijehs nur drei Stunden von uns entfernt sind, müssen wir das eher tun.“
    „Wann und wo?“
    „Sobald die Berge es uns erlauben.“
    „Vielleicht nehmen wir schon dieses Seitental, welches da vor uns liegt?“
    „Nein, das wäre zu früh. Auch vermute ich, daß es nicht nach unserer Richtung führt. Reiten wir so lange, bis wir ein passendes finden!“
    Wir zogen unsere Pferde aus dem Gebüsch heraus, stiegen auf und setzten unseren unterbrochenen Ritt fort. Da stellte sich denn sogleich heraus, daß das erwähnte Nebental nach Nordost anstatt nach Nordwest verlief; wir durften ihm nicht folgen.
    Wir konnten natürlich der notwendigen Vorsicht wegen nicht so rasch vorwärts kommen, wie wir es wohl wünschten. Es verging weit über eine Stunde, ohne daß sich uns ein Weg nach rechts öffnen wollte; da gab es wieder eine Begegnung, und zwar eine, welche wir beide, Halef und ich, nicht für möglich gehalten hätten. Es gab eine Stelle, wo der Bach sehr tief durch Felsen schnitt; wir mußten unter Bäumen auf das hohe Ufer hinauf; es waren da meist Eichen. Eben wollten wir jenseits wieder hinunter auf die wieder breitere Sohle des Tales, als wir zwei weibliche Gestalten sahen, welche da unten saßen und Körbe vor sich stehen hatten. Sie schienen auszuruhen. Die Gesichter zu erkennen, dazu waren wir ihnen noch nicht nahe genug, zumal sie die um den Kopf gewundenen Tücher weit vorgezogen hatten. Natürlich hielten wir an, um über unser Verhalten zu beraten.
    „Es sind Frauen, die gehen uns nichts an“, meinte Adsy in wegwerfendem Ton.
    „Warum nicht?“ antwortete ich. „Hier kann uns jedes Kind gefährlich werden, wenn es uns verrät.“
    „Es sind Galläpfelsammlerinnen, welche sich gar nicht um uns bekümmern werden; ganz arme Frauen!“
    „Daß sie arm sind, sieht man ihrer Kleidung an. Für Sammlerinnen von Galläpfeln halte ich sie aber nicht.“
    Es muß bei dieser Gelegenheit gesagt werden, daß Kurdistan das Hauptproduktionsland für Galläpfel ist.
    „Ich bin überzeugt, daß sie Galläpfel in ihren Körben haben!“ beharrte Adsy bei seiner Behauptung.
    „Ich auch; aber grad das macht sie mir verdächtig!“
    „Warum?“
    „Welcher vernünftige Mensch sammelt jetzt Galläpfel, wo sie von der Schärfe des Winterschnees vollständig ausgelaugt sind? Wer das tut, der tut es nur zum Schein und hat einen ganz anderen Zweck dabei. Ich kenne nördliche Kurdenstämme, bei denen die Frauen als Kundschafterinnen gebraucht werden.“
    „So denkst du etwa – – –?“
    „Ich denke nichts, als daß sie mir höchst verdächtig sind, grad der Galläpfel wegen, und daß wir sie also sehr scharf ins Verhör nehmen müssen.“
    „Sie werden fliehen, sobald sie uns kommen sehen!“
    „So lassen wir uns nicht eher sehen, als bis wir sie sicher haben. Ich werde mit Halef absteigen. Wir schleichen uns an sie heran, und erst dann, wenn wir sie festhaben, kommt ihr nach. Vorwärts, Halef! Du bleibst auf dieser Seite des Tales; ich gehe auf die andere.“
    „Hamdullillah!“ meinte der kleine Hadschi. „Das gibt doch endlich einmal etwas anders als das ewige fest im Sattel sitzen. Wir gehen auf die Frauenjagd. Sihdi, ich fange sie alle beide! Du brauchst gar nichts dabei zu tun!“
    „Nur keine Unvorsichtigkeit, Halef!“
    „Was denkst du von mir! Bin ich schon so sehr vorsichtig bei Hanneh, dem lieblichsten Gallapfel auf – – Allah, verzeihe mir! – wollte sagen, der lieblichsten Blume unter allen Rosen und Blüten des Frühlings, wie werde ich mich da erst bei diesen fremden Weibern in acht nehmen! Du brauchst nicht eine Spur von Sorge um mich zu haben, Effendi!“
    Er huschte fort, unter den Bäumen hin. Ich hatte erst wieder zurückzugehen und über das Wasser zu springen. Er konnte also eher dort sein

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