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21 - Im Reiche des silbernen Löwen II

21 - Im Reiche des silbernen Löwen II

Titel: 21 - Im Reiche des silbernen Löwen II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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mehr. Während du nur jammertest, habe ich gearbeitet und mich von den Banden befreit. Nun werde ich auch dich losmachen.“
    „O Allah, Allah, Allah! Welch ein Glück bricht über mich herein! Ja, komm her, Effendi, und mach mich frei – frei – frei!“
    „Nicht so laut! Eigentlich kann ich dich nicht losmachen.“
    „Warum nicht?“
    „Weil ich ein Christ bin und meine Berührung dich für dieses und für jenes Leben schändet.“
    „Sprich nicht so, Effendi; sprich nicht so! Was geschehen ist, das soll vergeben und vergessen sein. Ich sage dir, daß die Christen sehr brave, gute und edle Menschen sind; ich bin überzeugt davon, vollständig überzeugt!“
    „Ja, wenn ihr uns brauchen könnt, dann lobt ihr uns, sonst aber habt ihr nur einen Mund voll Speichel für die ‚ungläubigen Hunde‘. Aber grad weil ich ein Christ bin, will ich mich deiner erbarmen und dich nicht hier liegen lassen, bis der Säfir wiederkommt. Wie bist du geschnürt?“
    „Die Füße sind mir zusammen- und die Hände an den Leib gebunden.“
    „So wird es nicht schwer sein, dich freizumachen.“
    Ich kniete bei ihm nieder und nahm ihm ohne große Mühe die zwei Stricke ab, worauf er emporsprang und seiner Freude in so unvorsichtiger Weise Ausdruck gab, daß ich ihm Schweigen befehlen mußte.
    Nun galt es, die Ecke genauer zu untersuchen, als ich es vorhin getan hatte. Der Kammerherr mußte helfen. Wir entfernten das Ziegelmehl, indem wir es mit den Händen herausnahmen und zur Seite auf den Boden warfen. Es war nicht bloß Mehl, sondern es gab auch viel mürbe Bruchstücke von Ziegeln dabei. Auf diese Weise entstand ein Loch, welches immer tiefer wurde. Die Arbeit förderte schnell. Als wir vielleicht einen Meter tief gegraben hatten, stießen wir auf festen Boden; aber die leichte mehlige Masse setzte sich nach rechts und links in horizontaler Richtung fort. Links ging es in das Innere des Gemäuers, rechts nach außen; darum gruben wir in der letzten Richtung weiter, was wegen des Transportes seine Schwierigkeiten, doch keine großen, hatte. Ich grub voran, warf das Mehl auf den hinter mir liegenden Gürtelshawl des Kammerherrn, und er brachte es dann in dem wie einen Sack zusammengefalteten Leibtuch nach oben. Schon nach einer kurzen Weile fand ich nur noch ganz geringen Widerstand; ich merkte, daß ich das leichte Material vorwärtsschieben konnte. Dies tuend, kroch ich weiter und weiter; der Perser folgte dicht hinter mir. Ich fühlte, daß ich frische Luft atmete; der Gang wurde frei von Schutt, und kurze Zeit darauf war er zu Ende. Ich sah trotz der Dunkelheit rechts und links hoch emporsteigendes Mauerwerk, vor mir eine Lücke in demselben und oben darüber ein kleines Stück des Himmels, an welchem die hellen Sterne standen. Ich kannte den lichthofähnlichen Raum, welcher vor mir lag; es war der Platz der Stachelschweine, an welchem wir gestern unsere Pferde versteckt gehabt hatten.
    Mit dem Kopf voran im Loch liegend, schaute ich auf den an der Mauer emporsteigenden Trümmerhaufen. Es fehlten nicht ganz zwei Meter, so hätte er bis zu mir heraufgereicht. Einige Verwitterungen in den Ziegeln hatten den Stachelschweinen als Weg an der Mauer herauf gedient; ich konnte sie nicht benutzen und ließ mich also ganz einfach aus dem Loch hinunter auf den Haufen fallen, was bei der Weichheit des Gemülls nicht gefährlich war. Dann schaute der Perser verwundert aus dem Loch.
    „Wo befinden wir uns?“ fragte er.
    „Wieder im Freien. Komm herab! Wir sind gerettet!“
    „Hamdullillah! Gerettet! Im Freien! Aber du hast gut sagen, daß ich hinabkommen soll! Es ist doch kein Sullem (Leiter) da!“
    „Habe ich eine Leiter gebraucht? Du verlangst vom Glück allzuviel. Soll es dir vielleicht gar einen Tachterwahn (Sänfte) schicken, in welchem ich dich heruntertragen lassen darf? Mach es wie ich, und falle.“
    „Hinunterfallen? Das mutest du mir zu? Soll ich den Hals und dazu wohl auch noch die Beine brechen?“
    „Ich habe auch nichts gebrochen!“
    „Das bist du! Euch Christen schützt der Teufel!“
    „Ah! Vorhin warst du höflich; aber kaum bist du frei, so gibt es wieder Beleidigungen! Bleib in deinem Loch stecken, und laß dich von dem Säfir herausholen! Ich gehe. Gute Nacht!“
    Ich wendete mich um und stieg in den Trümmerhaufen hinab. Da tat es hinter mir einen lauten Plumps; der oberste der Kammerherren kam, in eine Geröll- und Staubwolke gehüllt, auf dem Rücken an mir vorübergesaust und rief dabei:
    „Halt,

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