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21 - Stille Wasser

21 - Stille Wasser

Titel: 21 - Stille Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura A. Gilman , Josepha Sherman
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herrschte reges Treiben, einige Schüler hetzten zum Unterricht, während andere sich den Annehmlichkeiten einer Freistunde bei strahlendem Sonnenschein hingaben, sich auf den Pausenbänken herumfläzten oder einfach auf der Wiese hockten. Cordelia fand eine freie Bank, vergewisserte sich, dass Harmony und ihre Gänseschar der Attraktion, sie in Begleitung eines fraglos an ihr interessierten reiferen Herrns zu sehen, auch tatsächlich ansichtig wurden, nahm sodann neben ihrem Begleiter Platz und schaltete um auf Charming Miss Chase.
    »Ich muss zugeben, Willow hat wahrscheinlich allen Grund zur Überheblichkeit. Es gibt an dieser Schule nicht eben viele Outsider, die die Schulbibliothek benutzen.«
    Auf seinem Gesicht erschien ein kaum wahrnehmbares Lächeln. »Nein, es sieht nicht so aus. Ich selbst habe sie lediglich wegen eines kleinen Steckenpferds von mir aufgesucht.«
    »Ein Steckenpferd...?«, fragte Cordelia vorsichtig nach. Ihrer Erfahrung nach waren Hobbys etwas für Losertypen, die für die wirklich wichtigen Dinge des Lebens zu blöd waren. Wie zum Beispiel Einkaufen.
    »Äh, ja. Meine Arbeit – ich bin Meeresbiologe – fasziniert mich immer wieder aufs Neue. Wir wissen so wenig über den Ozean. Es gibt Unmengen von merkwürdigen Geschichten über das Meer. Legenden, Mythen über sagenhafte Kreaturen, die in dieser geheimnisvollen Unterwasserwelt leben.«
    »Oh, Sie meinen, so etwas wie... übernatürliche Wesen.« Toll, da ging ein weiterer Nachmittag dahin, der eigentlich ganz nett hätte werden können. Was war mit dieser Stadt bloß los?
    Er schien irgendwie peinlich berührt. »Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Wir alle entstammen letztendlich dem Ozean, der Mutter allen Lebens auf diesem Planeten. Wer sind wir denn, dass wir behaupten, es gäbe in den Tiefen des Ozeans keine weiteren, noch unentdeckten Lebensformen?“
    Wider ihren Willen erwachte in Cordelia die Neugier. »Sie meinen, so wie diese schlauchartigen Dinger, die man am Grund des Meeres gefunden hat, in der Nähe unterseeischer vulkanischer Kamine? Ich hab mal was darüber gelesen. Irgendwo.«
    »Ja, genau.« Er strahlte sie an, als hätte sie soeben einen Preis gewonnen. »Doch dabei handelt es sich um ziemlich einfache Organismen. Was, wenn man eines Tages in der Tiefe auf wesentlich komplexeres Leben stößt? Oder vielleicht sogar nur wenige hundert Meter unterhalb der Meeresoberfläche?«
    Er beugte sich vor, schaute sie jäh und mit durchdringendem Blick an. »Haben Sie jemals etwas von den Selkies gehört? Den Seehund-Menschen?«
    Wow. Ariel. Mit einem Mal gingen bei Cordelia sämtliche Alarmglocken los. »Ja. Wieso?«, tastete sie sich behutsam vor.
    Zu ihrer Verwunderung wandte Dr. Lee seinen stechenden Blick wieder von ihr ab. Stattdessen schaute er betreten auf das Gras zu ihren Füßen, als wäre ihm das Thema plötzlich peinlich. »Es ist... zu unglaublich«, murmelte er schließlich.
    Für Sunnydale? Im Leben nicht! »Was?« Als er keine Antwort gab, setzte Cordelia hartnäckig hinterher: »Es ist schon okay. Glauben Sie mir, in dieser Stadt weigert man sich strikt, das kleine Wörtchen ›unglaublich‹ überhaupt zur Kenntnis zu nehmen. Die Leute hier sind wahre Meister im Ignorieren.«
    Und wem sollte sie auch schon von diesem Gespräch erzählen? Auf keinen Fall dieser Versagerbande in der Bibliothek, so viel stand schon mal fest. Vorausgesetzt, er war nicht aus ähnlichen Motiven hinter Ariel her wie damals dieser Prämienjäger hinter Oz. Doch wer würde einem kleinen Kind wie ihr schon ein Leid antun wollen? Vielleicht ein Pelzjäger? Pah, wer lief denn heutzutage noch mit einem Robbenfell herum? Standen Seehunde nicht ohnehin auf der Liste bedrohter Tierarten? Wenn nicht mal ihre Mutter so ein Ding besaß, war es mit Sicherheit illegal und aus der Mode.
    »Äh... na schön.« Dr. Lee blickte wieder zu ihr auf. Er wirkte plötzlich ungeheuer erschöpft. »Sie sind mehr als nur eine Legende, Ms. Chase. Es gibt sie tatsächlich.«
    »Ah-hah. Und sie sind sich da deshalb so sicher, weil...?«
    »Weil ich eines von ihnen geheiratet habe.«

11
    »Geheiratet?« Es brach aus ihr heraus wie ein entsetztes Quieken. »Aber sie ist doch nur ein –“ Hoppla, nur weiter so, Chase. Erzähl ihm am besten gleich alles. »Ich meine, ein Mensch und Seehund zugleich.«
    Lee nestelte an seiner Krawatte herum und schien offenbar seine Worte bereits zu bereuen. Cordelia glaubte einen Anflug von Panik in seinen Augen zu erkennen. Sie

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