2100 - Das Sternenfenster
Arkon und Terra liegt. Bis heute wurde der Sternenarchipel mit seiner zum allergrößten Teil terranischen Bevölkerung nicht von Arkon aufgegeben - obgleich der Kriegszustand zwischen Arkon und Terra längst beendet ist.
Die Besetzung des Sternenarchipels entspricht nicht geltendem galaktischen Recht, das von dieser Versammlung aufgeschrieben und von den angeschlossenen Regierungen ratifiziert wurde. Ich erhebe daher zum wiederholten Mal öffentlich die Forderung an das Kristallimperium: Imperator Bostich, lasst Eure Truppen Hayok unverzüglich räumen!" Rhodan trat brüsk vom Rednerpult ab. Er schenkte dem aufkommenden Gemurmel keine Beachtung. Über eine Rampe erreichte er Julian Tifflor. „Keine sonderlich diplomatische Rede, Perry ...", rügte der Außenminister. „Ich werde einiges tun müssen, um das wieder geradezurücken." Rhodan und Tifflor folgten drei Stunden lang dem Debattenmarathon.. Ein blutiger Grenzkonflikt, dieses Mal zwischen Völkern der Blues; ein Springer von Archetz, der für sein Händlervolk den Schutz von Handelsrouten forderte; ein Akone zum Finanzausgleich zwischen entwickelten und unterentwickelten Völkern der Galaxis.
Dann aber zuckte Rhodan zusammen. Dunkle rote Augen. Die Farbe wie Blut.. Ein Blick, so intensiv wie eine Berührung: „Perry!"
„Ich sehe es ..."
An das Rednerpult trat eine Gestalt, deren Anwesenheit Rhodan und Tifflor gleichermaßen verblüffte. Es war eine hochgewachsene, blonde Arkonidin, gekleidet in eine schlichte weiße Uniform mit den Rangabzeichen eines De-Keon'athors der Imperialen Flotte, über dem Herzen geschmückt mit dem Symbol des Kristallimperiums, des Huhany'Tussan.
Die Arkonidin warf in einer herrisch wirkenden Geste die Haare zurück. „Mein Name ist Ascari da Vivo. Als Kommandeurin der Zweiten Imperialen Flotte verwalte ich im Auftrag Seiner millionenäugigen Erhabenheit, Bostich I., den Hayok-Sternenarchipel."
Ascari da Vivo reckte ihr Kinn vor, kämpferisch, und ließ sich nicht eine Sekunde von dem Wissen einschüchtern, dass man ihren Auftritt in der ganzen Galaxis verfolgte.
Rhodan konnte nicht anders - er empfand den Auftritt der jungen Arkonidin als faszinierend. „Ich spreche im Auftrag des Begams, wenn ich die Forderungen des Terranischen Residenten zurückweise. Die rechtliche Lage aus Sicht des Imperiums wurde an dieser Stelle erschöpfend und mehr als einmal dargelegt. Der Sternhaufen Hayok gehörte vor 55.000 Jahren als 21. Tamanium zum Großreich der Lemurer, dessen Rechtsnachfolge Arkon angetreten hat. Als Kommandeurin der Zweiten Imperialen Flotte erkläre ich Hayok zu einem zentralen Gebiet arkonidischer Sicherheitsinteressen. Eine Aufgabe des Territoriums kommt jetzt und in Zukunft nicht in Betracht. Hayok ist und bleibt Teil des Kristallimperiums."
Ascari da Vivo verneigte sich in einer sparsamen Geste, dann trat die junge Arkonidin vom Rednerpult ab.
Rhodans Blick wanderte nur wenige Meter weiter, zur Loge des Imperators. In Bostichs Augen spiegelte sich ein verstecktes Amüsement, das Rhodan nicht entging.
Ascari da Vivo wird ihren Weg machen. Rhodan fing beinahe an, selbst daran zu glauben.
Am 16. Dezember 1306 NGZ wurde Maurenzi Curtiz mit komfortabler Mehrheit als Erster Terraner wiedergewählt. Mit Maurenzi Curtiz gelangte auch Perry Rhodan zumt vierten Mal in Folge als ,Terranischer Resident in Amt und Würden.
Im politischen System der Liga fungierte Maurenzi Curtiz als Erster Mann des Staates. Der Resident und sein Kabinett entschieden jedoch die Tagespolitik. Insbesondere Perry Rhodan verfügte über weitreichende Vollmachten. Die Berechtigung und die Pflicht, mitunter schnelle und meist einsame Entscheidungen zu treffen, ließen ihn zum wichtigsten Mann der Liga werden.
Dabei handelte Perry Rhodan keineswegs im rechtsfreien Raum. Der Resident und seine Minister waren Maurenzi Curtiz und dem Parlament in vollem Umfang rechenschaftspflichtig - und von diesem gegebenenfalls zur Verantwortung zu ziehen.
Im Unterschied zu Rhodan agierte Bostich I. als unumschränkter Herrscher über Leben und Tod. Das politische System Arkons, in seinen Grundzügen eine -parlamentarische Monarchie, hatte Bostich große Macht verliehen, die Ereignisse der letzten Jahre hatten ihn für viele Arkoniden zu einem gottgleichen Wesen erhoben. Die Voraussetzungen der Kontrahenten konnten ungleicher nicht sein. (Hosehpians Chroniken des 14. Jahrhunderts NGZ; Kapitel 2.1.14. Vergleich er politischen Systeme LFT und Kristallimperium)
Weitere Kostenlose Bücher