2100 - Das Sternenfenster
Aufmerksamkeit zu widmen. Doch welche Möglichkeiten gab es denn, dem Blick ihrer blutroten Augen auszuweichen? „Achtung ... Jetzt!"
Die MARZOM erglomm in einem hellen Schimmer, anscheinend ein von innen gesteuerter Leuchteffekt, der wie ein Signal wirkte. Am unteren Rand des Bootes öffnete sich ein Luk.
Eine Schar martialisch bewaffneter Geschöpfe ergoss sich aus der Öffnung ins Freie. Es handelte sich um eine Rotte aus zehn klobig gebauten, bis an die Zähne bewaffneten Wesen. „Geschulte Kämpfer", bemerkte Ascari so leise, dass es außer Rhodan niemand hören konnte. „Sie erinnern mich an meine besten Naats."
Die Rüstungen der Geschöpfe wirkten nicht sehr funktionell, dafür umso martialischer. Mit sparsamen Gesten sicherten sie ihre Umgebung, auf eine professionell wirkende Weise, dann erstarrten sie von einer Sekunde zur nächsten. „Worauf warten sie?", hörte er Ascari wispern. „Auf den Konquestor!"
Rhodans Blick richtete sich erneut auf das Luk im Rumpf der MARZOM.
Ein diffuses Wallen verschleierte plötzlich die Öffnung. Der Konquestor liebt es anscheinend dramatisch. Eine Reihe von Scheinwerferspots ließ ihr Licht aus der Dunkelheit hervorstechen und auf den Betonbelag des Landefeldes fallen.
Eine Art fliegender Thron schob sich durch das wallende Feld ins Freie, ein Sessel von zwei Metern Breite und Höhe, von violettfarbenem Samt überzogen. Wache, glänzende Augen musterten mit flinken Blicken den Space-Port und das Empfangskommando.
In den fliegenden Sitz schmiegte sich das Wesen, das sich selbst als Konquestor von Tradom bezeichnete. Die barocke Kleidung des Wesens weckte Rhodans tiefe Abneigung, die exzentrisch übertriebene Optik hätte auf eine. Witzfigur schließen lassen wäre nicht die militärische Macht des Konquestors, am Hayok-Sternenfenster so unmissverständlich sichtbar geworden.
Trah Rogue ging inmitten seiner Krieger-Eskorte vor dem wartenden Empfangskommando nieder.
Aus einer Seite des fliegenden Throns klappte ein Gestänge hervor, das von mechanischen Armen zu einer Art Mast von drei Metern Größe zusammengesteckt wurde. „Was stellt das vor?", fragte Ascari da Vivo entgeistert: „Ich fürchte fast, das ist eine Fahnenstange."
Von dem Mast wehte in der Art einer römischen Standarte eine Flagge mit einem fremden Symbol. Vor einer gelben, vielzackigen Sonne auf weißem Grund identifizierte Rhodan einen Gegenstand, der aussah wie ein Schwert mit einer geraden, zweischneidigen Klinge.
Anzunehmen, dass es sich um ein Symbol des Reiches Tradom handelte; was immer hinter diesem Begriff stand.
Perry Rhodan starrte den Konquestor wortlos an, in einer Mischung aus Fassungslosigkeit und schockiertem Schweigen. „Was bei den She'Huhan-Sternengöttern soll das?" hörte er Ascari flüstern. „.Dieses Geschöpf macht doch wohl Witze!"
Rhodan sah aus den albinotisch roten Augen der Arkonidin das Sekret der Erregung quellen. „Ich fürchte, dass es nicht so ist", sagte er leise.
Der Konquestor von Tradom ließ die Fahnenstange von den mechanischen Armen seines Throns in den Bodenbelag des Landefeldes rammen, so einfach, als stelle der molekular gehärtete Plastbeton keinerlei Widerstand für die Stange dar.
Der fliegende Thron rückte bis auf wenige Meter Distanz an die Delegation heran. Trah Rogue schenkte Rhodan .etwas, das wie die Karrikatur eines charismatischen Grinsens wirkte. „Als bevollmächtigter Konquestor nehme ich Terra, das Solsystem und die Welten der Liga Freier Terraner für das Reich Tradom in Besitz!", verkündete der Diplomat. „Terra und die LFT unterstehen von diesem Tag an der Verwaltung des Reiches. Von heute an sind täglich Tribute in Höhe von 125 Milliarden CE-Tradicos an das Reich Tradom zu leisten. Das Protektorat Terra wird politisch und militärisch dem Reich Tradom angegliedert. Die Regierung der Liga ist aufgelöst und verbleibt bis zur Einsetzung eines Gouverneurs lediglich kommissarisch im Amt."
Trah Rogue kicherte einen surrealen, endlosen Moment lang. Es war ein irres, beängstigendes Geräusch, das von einem Fallwind über Terrania Space-Port davongetragen wurde.
ENDE
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