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2101 - Der Konquestor

Titel: 2101 - Der Konquestor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Aber ich muss dich enttäuschen. Ich kenne keine Scham, und deswegen kenne ich auch keine Schamlosigkeit. Es ist mir ganz einfach egal.
    Zumindest war es das, was sich Sackx Prakma zusammenreimte, bevor er sich wieder auf das Problem konzentrierte.
    Das Problem schwebte in der Mitte eines hermetisch abgeriegelten Reinraums irgendwo im Inneren des neuen TLD-Towers, in den Sackx Prakma und Humphrey Blue Parrot unter paranoid wirkenden Geheimhaltungsregeln gebracht worden waren. Es wurde von einem starken Paratronfeld eingehüllt und sah aus wie eine simple Staubwolke - wenn man davon absah, dass sich Staubwolken üblicherweise weder selbsttätig bewegten noch harmlose Wissenschaftler unter Feuer zu nehmen versuchten.
    „Was ist das?", fragte Humphrey Blue Parrot. Der hochgewachsene, spindeldürre Hyperphysiker umrundete die „Staubwolke" und bemühte sich dabei, seine Blöße von den beiden anderen Männern abgewandt oder aber mit einer seiner langen, feingliedrigen Hände bedeckt zu halten. Seinen sonderbaren Beinamen verdankte Humphrey Blue Parrot einem blauen Bartschatten, der auch durch starke Enthaarungsgels nicht wegzukriegen war und selbst die porentief eindringenden Desinfektions- und Entkeimungsstrahlen, denen die drei Männer vor Betreten des Reinraums ausgesetzt worden waren, überstanden hatte.
    „Das sind Mikromaschinen", sagte Noviel Residor. „Und sie stammen definitiv nicht aus terranischer Produktion."
    Er hantierte an einer der zahlreichen kreisförmig um die Mitte des Reinraums angeordneten Laborbänke und zoomte Ausschnitte der hochaktiven, hektisch rotierenden „Staubwolke" heran, aus der ständig feinste Energiestrahlen erfolglos gegen den Paratronschirm hämmerten.
    In den stark vergrößernden Zoomfeldern war zu erkennen, dass der vermeintliche Staub aus winzigen Objekten bestand, jedes einen halben bis einen Millimeter groß, die eindeutig künstlich und maschinell waren. Es waren hochkomplexe, flugfähige Mikromaschinen, schon auf den ersten Blick als Produkte einer Nanotechnologie zu erkennen, der die galaktische Technik nichts annähernd Gleichwertiges entgegenzusetzen hatte.
    „Wir nennen sie Mikros, wegen ihrer relativen Größe", sagte Noviel Residor. „Aber eigentlich sollten sie Nanos heißen, wegen der unglaublichen Kleinheit ihrer Aggregate - voll funktionsfähige Systeme im molekularen und submolekularen Bereich. Wir stehen vor einem Rätsel."
    „Wo stammen sie her?", fragte Sackx Prakma und fuhr sich nachdenklich über seinen Bauch. Der auf Olymp geborene, 1 ,72 Meter große Hyperphysiker, Freund guten Essens und guten Trinkens, war nicht nur äußerlich eine wandelnde Antithese zu seinem streng vegetarisch und asketisch lebenden Chef. Obwohl renommierter Wissenschaftler, war er ein gutmütiger, umgänglicher Mann, während Humphrey Blue Parrot gerne seine echte oder nur eingebildete Überlegenheit hervorkehrte und alle Welt - besonders aber seinen Assistenten Sackx Prakma - mit kaum verhohlener Freude schikanierte.
    „Die Mikros stammen aus praktisch ganz Terrania", antwortete Noviel Residor mit seiner klaren, messerscharfen Stimme. „Vor wenigen Stunden sind im Großraum Terrania und kurz danach in den anderen Ballungszentren Terras und Lunas auffällige Mengen an schadhaften technischen Geräten gemeldet worden.
    Private Syntrons ebenso wie Knotenrechner und Transmitter des öffentlichen Transportnetzes, Energieaggregate, Gleiter, Rohrbahnen, Servoroboter und so weiter. Angesichts der Landung des Konquestors von Tradom ist den Meldungen anfangs keine sehr hohe Priorität beigemessen worden. Ich muss gestehen, dass der TLD nicht mit der nötigen Schnelligkeit reagiert hat. Erst als klar wurde, dass die Ausfälle jede statistisch erklärbare Schadensrate in hohem Maß übersteigen, haben wir gezielte Nachforschungen angestellt - und sind auf diese Mikromaschinen als Verursacher gestoßen."
    „Das erklärt noch immer nicht, wo sie herkommen", hakte Humphrey Blue Parrot ungeduldig nach, der den im Paratronfeld gefangenen Mikromaschinen-Schwarm unablässig umrundete.
    Wie ein Fuchs, der einen Eingang zum Hühnerstall sucht, dachte Sackx Prakma amüsiert.
    „Ich komme gleich darauf", fuhr Residor ruhig fort. „Zuerst die wenigen Fakten, die wir bereits herausfinden konnten. Erstens: Die Mikros verursachen die Defekte in den befallenen Geräten offenbar nicht gezielt. Noch nicht. Zweitens: Sie sind selbstreproduktiv, vergleichbar winzigen Androgynen, und bedienen sich

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