2108 - Samahos Erbe
die jungen Mom'Serimer nun beinahe täglich unterwegs und erkundeten das Schiff. Zunächst blieben sie dabei in der Nähe ihrer Sektion oder drangen bis in den SZ-2-Flansch vor; weiter wagten sie sich noch nicht, und sie achteten auch darauf, niemandem zu begegnen. Denn noch war ihr Status nicht eindeutig festgelegt worden, und das konnte immer noch zu einem ernsten Konflikt führen.
Die Alten hatten keine Wahl, als still leidend dem Treiben der Heranwachsenden zuzusehen; alle Argumente fruchteten nichts. Im Gegenteil sogar wurde so mancher von ihnen „kontaminiert". Der eine oder andere Indoktrinato wurde dabei ertappt, wie er Shoys „Lesungen" nicht minder andächtig als die Jungen zuhörte.
Gerade die mittleren Jahrgänge zeigten sich mehr und mehr geneigt, Shoy Carampo Glauben zu schenken.
Deswegen wurde der Lord-Eunuch nicht minder hoch geachtet. Nur hörte kaum mehr jemand auf ihn.
Eines Tages konnte Basch Fatingard sich nicht mehr herausreden. Shoy packte seinen Freund an der Hand und zog ihn mit sich. Beim zentralen Antigravschacht angekommen, sagte er: „SENECA, ich habe eine Bitte."
„Stets zu deinen Diensten, Shoy Carampo", meldete sich die „Seele der SOL" augenblicklich.
„Wir kommen wir von hier in die Zentrale?"
„Darf ich fragen, was du dort willst?"
„Ich muss mit Atlan sprechen. Er ist der Expeditionsleiter und hat uns gerettet."
„In die Zentrale platzt man nicht einfach so hinein, junger Mom'Serimer. Aber mit Rücksicht auf eure Besonderheit werde ich euch gleich ankündigen, während ihr euch auf den Weg macht."
„Was meint er denn damit?", fragte Shoy verdutzt.
„Ich glaube, weil wir für die Terraner zu hektisch sind", meinte Basch. „Tolotos hat das mal erwähnt, als er uns bat, endlich still zu sitzen."
SENECA sprach weiter: „Ihr nehmt einfach den Antigravschacht, er führt euch unmittelbar zum SOL-Mittelteil, wo sich die Zentrale befindet. Dort steigt ihr aus."
Diese Fahrt war für die beiden Abenteurer aufregender als alle anderen zuvor. Zum ersten Mal ging es weiter als nur bis zum Flansch.
„Ich hoffe, du weißt, was du da tust", flüsterte Basch seinem Freund zu.
Shoy antwortete vorsichtshalber nicht, weil ihm sonst die Zähne geklappert hätten.
In ihrer Aufregung hätten sie beinahe den Ausstieg verpasst und fielen in der Hektik beinahe übereinander.
„Ich grüße euch", erklang eine weiche, fast schnurrende Stimme über ihnen. Da stand eine schlanke Terranerin, obwohl - der Kopf passte irgendwie nicht. „Ich bin Dao-Lin-H'ay, eine Kartanin", stellte sich das merkwürdige Wesen vor. „Ich gehöre zu den Aktivatorträgern und werde euch sicher zur Zentrale bringen. SENECA hätte euch zwar leiten können, aber so ist es euch vielleicht lieber."
„Aber ja, schon", stotterte Shoy. „Gehörst du auch zu den Menschen?"
„Nein, das nicht, ich komme von sehr viel weiter her." Auf dem Weg erzählte die Kartanin von ihrer Herkunft. Die beiden Mom'Serimer hingen gebannt an ihren Lippen, hatten nicht einmal Zeit, auf den Weg zu achten oder sich umzusehen.
Schließlich erreichten sie einen Besprechungsraum, wo sie bereits von dem weißhaarigen Arkoniden erwartet wurden.
„Das ist ein unerwarteter Besuch", sagte er und bot den beiden Platz an.
Shoy und Basch betrachteten die Sessel misstrauisch, sie schienen viel zu groß für sie, auch wenn die Höhe passte.
Vorsichtig setzten sie sich darauf, dann malte sich Überraschung auf ihren Knollengesichtern.
„He, das passt sich ja an!", rief Basch. Vergnügt rutschte er in dem Sessel hin und her.
Shoy neben ihm zappelte ungeduldig. „Ja, wir sind hier einfach hereingeplatzt, aber es ist dringend notwendig, dass wir uns unterhalten."
„Bitte, nur zu."
Shoy berichtete von den Vorgängen in ihrer Sektion; da dies nicht zum ersten Mal war, konnte er seinen Vortrag inzwischen recht flüssig und „aus einem GUSS" halten, ohne ständig mitten im Satz hin und her zu springen und sich zu verhaspeln.
„Vestehst du, wir wollen gern eine eigene Heimat", schloss Shoy.
Für alle Nicht-Mom'Serimer hörte sich seine Aussage allerdings eher so an: „Verstehstewirwollngernneeineheimat". Da brachte es auch kaum etwas, dass die beiden jungen Leute inzwischen Interkosmo perfekt beherrschten.
„Ich glaube, ich brauche einen Translator", bemerkte Atlan. „Ihr quirligen Burschen seid ja kaum zu bändigen."
Er hob lachend die Hände, als beide zugleich losschnatterten. „Übt Nachsicht, bitte einer nach dem
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