2108 - Samahos Erbe
anderen!", bat er. „Bei uns geht alles ein wenig langsamer."
„Es ist das Generationenproblem", fuhr Shoy fort und bemühte sich, so langsam und deutlich wie möglich zu reden. „Wir werden nur zwanzig Jahre alt. Basch und ich sind in zwei Monaten erwachsen, und es gibt bereits viele neue Kinder. Es ist wichtig, dass wir einen Ort finden, der uns gehört, unsere Heimat wird. Die Alten vertreten die Isolation, aber das hilft uns nicht weiter. Wir können die Augen nicht verschließen. Und die Alten werden ohnehin nicht mehr lange genug leben, um die Zukunft ausreichend planen zu können. Viele von ihnen haben den Verlust der NACHT nicht überwunden."
„Ja, ich habe davon gehört. Es betrübt mich, dass Crom Harkanvolter so schwer krank ist", sagte Atlan ernst.
„Wenn ihr das früher gemeldet hättet, hätten wir ihn schon längst auf unsere Krankenstation bringen können."
„Ich glaube nicht, dass es ein organisches Problem ist", entgegnete Shoy. „So, wie ich ihn erlebt habe, verkraftet er die Flucht nicht. Ich denke, er stirbt an Heimweh. Er siecht dahin, und dabei kann ihm keiner helfen. Ich glaube, er macht sich dafür verantwortlich, nicht bei den anderen zurückgeblieben zu sein, als Oberhaupt unseres Volkes. Er fühlt sich schuldig, weil so viele den freiwilligen Tod gewählt haben, wie auch Yessim, seine Gefährtin, die einst Selbstmord beging - und er hat nichts davon verhindert."
„Vielleicht können wir dennoch etwas für ihn tun..."
„Nein, er will es nicht. Er lehnt ja die Behandlung bei uns genauso ab. Aber ihr könntet für uns etwas tun."
Der Arkonide nickte. „Ich verspreche, alles in meiner Macht Mögliche zu tun, um eine Heimat für euch zu finden - und euch zu unterstützen, sobald ihr euch entschieden habt."
„Und dann brauche ich die offizielle Einwilligung, dass wir unsere Sektion verlassen dürfen."
„Ja, natürlich. Aber bitte nur in geordneten Bahnen und nicht alle auf einmal. Ihr müsst verstehen, dass es unmöglich ist, 95.000 quirlige Mom'Serimer gleichzeitig überall herumschwirren zu lassen, am besten noch in der Zentrale. Die bleibt tabu, ebenso die wissenschaftlichen Abteilungen, die Triebwerke, die Waffenanlagen und die Hangars und sonst noch einiges. Ihr könnt euch in den Erholungslandschaften bewegen und in den SZ-Flanschen, weil wir das ja doch nicht verhindern können."
„Wir haben nicht vor, euch zu stören", versicherte Shoy eifrig. „Die wenigsten werden sich von unserer Sektion weit weg entfernen. Aber es ist wichtig, dass es kein grundsätzliches Verbot gibt, denn vor allem daraus entsteht unser Konflikt."
„Ja, ich verstehe. Ihr sollt euch selbstverständlich nicht als Gefangene fühlen." Atlan lächelte. „Ich denke, wir werden eine Lösung finden."
6.
Lektionen „Das lief ja viel besser, als ich dachte", sagte Basch später, nachdem die Kartanin sie wieder zum Antigravschacht zurückgebracht hatte. „Wir hätten gar nicht so aufgeregt zu sein brauchen."
„Ja, darüber bin ich auch sehr froh." Shoy sah sich grübelnd um, dann stieg er in den Schacht - aber er wählte die Richtung nach oben, nicht nach unten.
„Aber was...", begann Basch, doch da stieg Shoy bereits wieder aus.
„SENECA, ist hier die Erholungslandschaft?", rief er.
„Ja, das Schott öffnet sich automatisch", antwortete die Hyperinpotronik. „Es ist natürlich überflüssig zu sagen, dass ihr schnell hindurchgehen solltet, bevor es sich wieder schließt."
„Was hast du vor, Shoy?"
„Herausfinden, was eine Erholungslandschaft ist, Basch, was sonst?"
Sie gingen auf das Schott zu, das sich tatsächlich leise zischend öffnete, als sie nahe genug heran waren. „Au, das blendet!", rief Basch und beschirmte die Augen.
„Stell dich nicht so an!", erwiderte Shoy und schubste ihn über die Schwelle.
Eine Weile sahen sie gar nichts, weil das grelle Licht ihre nachtsichtigen Augen grausam blendete.
„Es ist warm", flüsterte Basch.
„Ja, und es riecht... eigenartig." Shoy sog die Luft durch drei Nasenlöcher ein und nieste daraufhin mehrmals heftig. Seine Augen begannen zu tränen.
„Ich meinte das Licht, Shoy. Ist das Sonnenlicht, von dem Tolotos sprach?"
„Bentenfalln küntnich, denn wir nind nicht auf einem Pnaneten", schniefte Shoy.
Als sie allmählich Konturen erkannten, wagten sie sich ein paar Schritte weiter. Der Boden unter ihren Füßen war weich und angenehm; eine Menge Pfade durchbrachen eine grüne Fläche, die wie behaart aussah, ähnlich
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