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2110 - Der Gute Geist von Wassermal

Titel: 2110 - Der Gute Geist von Wassermal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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war er...
    Der Rat war gut gewesen. Die List hatte funktioniert.
    Sershan hatte anscheinend länger als ich dazu gebraucht, denn ich erreichte den Anlegeplatz der Wassergleiter in dem Moment, in dem er gerade erst mit einem dieser grazilen Boote startete. Dabei hatte er ursprünglich einen Vorsprung von gut einer halben Stunde gehabt.
    Allerdings hätte er die Wettfahrt über den Strom knapp gewinnen müssen. Nur war er so ungeschickt gewesen, den Gleiter zu tief zu halten. Wahrscheinlich, damit er durch den Bodeneffekt schneller wurde. Normalerweise hätte er dadurch mehr Auftrieb bekommen müssen. Anscheinend war an seinem Gleiter etwas nicht in Ordnung, denn er blieb zu tief. Ich war sofort höher aufgestiegen und flog in fünfzig Zentimetern Höhe, denn ich bemerkte den Wellengang auf dem Strom, der viel stärker war als innerhalb des kleinen Hafenbeckens.
    Dadurch erreichte ich zwar nicht seine Geschwindigkeit, havarierte aber auch nicht.
    Als der Krieger sich mit seinem sich auflösenden Fahrzeug überschlug, lachte ich triumphierend. Diese Runde war an mich gegangen!
    Gleich darauf merkte ich an dem hilflosen Geplantsche Sershans, dass er Nichtschwimmer war - ein Krieger und Nichtschwimmer, wie absurd. Dieser Krieger hier würde elendiglich ertrinken. Es war mir egal.
    Es ist dir nicht egal!, rügte mein Extrasinn. Handle immer so, dass du auch wollen könnest, deine Maxime solle ein allgemeines Gesetz werden!
    Ich bremste tatsächlich ab und steuerte meinen Gleiter in seine Richtung. Ich konnte nicht anders.
    Aber eines der krokodilähnlichen Wesen war schneller gewesen als ich. Schon dachte ich, es würde ihn packen und mit ihm zur Todesrolle abtauchen, da glitt es unter ihn und hob ihn über die Wasseroberfläche. Es rettete ihn, und es wollte ihn ans andere Ufer bringen.
    Nachdem ich meinem Zorn darüber Luft gemacht hatte, beeilte ich mich, das Ufer zu erreichen, denn nun ging der Kampf in die nächste Runde - und mein Vorsprung war knapp.
    In dem Augenblick, in dem ich am Ufer anlegte, richtete ich infolge einer Eingebung meinen Blick nach oben, zum Gipfel des fliegenden Berges.
    Und sah, dass die Göttin mir ein Zeichen gab.
    Denn die Wolkenschleier wurden weggezogen wie die Vorhänge einer Bühne - und gaben den Blick auf die Türme, Mauern und Zinnen einer Burg aus veredeltem Silber frei, die auf dem Gipfel thronte.
    Tagira, ich komme!
    Mit einem weiten Satz sprang ich an Land und rannte auf den Hang zu. Ich musste mich anstrengen, um meinen Vorsprung zu halten, denn was die Kondition betraf, so war Sershan mir trotz meines Aktivators überlegen.
    Als ich den Hang erreichte, wurde mir klar, dass der Aufstieg übermenschliche Anstrengungen verlangen würde, denn die unteren fünfzig Meter wurden von losem Gesteinsschutt bedeckt. Erst danach schien der Boden fest zu sein. Dort wuchsen koniferenartige Pflanzen, die terranischen Kiefern ähnelten.
    Ich beschleunigte mein Tempo mit aller Kraft, um mich vom Schwung möglichst weit hinauftragen zu lassen.
    Fünf Meter weit kam ich, dann rutschte ich wieder drei Meter zurück. Ich biss die Zähne zusammen und bewegte meine Beine schneller.
    Es musste wie der Kampf gegen Windmühlenflügel aussehen, aber es funktionierte. Zwar rutschte der Schutt immer noch unter meinen Füßen weg, aber da die Füße sich schneller nach oben bewegten als der Schotter nach unten, kam ich voran.
    Irgendwann konnte ich den kräftigen Zweig einer Art Kiefer packen und mir endlich Halt verschaffen.
    Ich zog mich ein Stück weiter hoch, bis ich festen Waldboden unter meinen Füße bekam, dann brach ich zusammen. Ich atmete stoßweise, mein Herz hämmerte bis zum Hals, ich schwamm förmlich in meinem Schweiß, meine Füße waren scheinbar zur Größe von mittleren Kürbissen angeschwollen und so schwer wie Bleiklumpen.
    Bei einem friedlichen Wettbewerb wären das überzeugende Gründe für mich gewesen, sofort aufzugeben.
    Doch hier fand kein friedlicher Wettbewerb statt, sondern ein Kampf auf Leben und Tod, ein Kampf um die Gunst der herrlichsten Göttin des Universums.
    Der Sieger bei diesem Kampf würde einen Preis erhalten, gegen den ein Einzug ins Paradies ein verblassendes Nichts wäre.
    Phrasen, nichts als Phrasen!
    Es gibt Dinge, die kann ein Extrasinn niemals begreifen!
    Ich wartete nur so lange, bis mein Herz und meine Lungen sich halbwegs beruhigt hatten, dann rappelte ich mich auf und blickte zurück.
    Ich war darauf gefasst, Sershan nur wenige Meter unter mir zu sehen.

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