2113 - Gefangen in der Zitadelle
erhöhten Podest hinter einem schwach flimmernden Energieschirm.
Der vordere Teil des Raumes war mit einer blauen Kunststoff-Folie ausgekleidet und bis auf einen Stuhl völlig leer. Wie ich es erwartet hatte, zwang mich das Fesselfeld, Platz zu nehmen. Dann fiel es jedoch nicht von mir ab, sondern hielt mich weiterhin fest an Ort und Stelle.
„Du bist ein Gewährsmann des Trümmerimperiums", sagte der Di'Valenter mir auf den Kopf zu.
„Nein", erwiderte ich. Und spürte im nächsten Augenblick den Zwang.
Er lässt sich nur unzureichend beschreiben. Ich hörte die Frage, die der Valenter mir stellte, ich konnte weiterhin frei und klar denken, doch irgendetwas zwang mich, die reine Wahrheit zu sprechen.
Ich kam nicht dagegen an. Mein Mund schien sich von allein zu öffnen, meine Stimmbänder schienen selbstständig Wörter zu bilden.
Ein hypnotischer Zwang, dachte ich, erzeugt von irgendeinem Gerät, das mich beeinflusst...
„Bist du ein Gewährsmann des Trümmerimperiums?", wiederholte der Di'Valenter.
„Nein", antwortete ich wahrheitsgemäß, doch meine Gedanken rasten. Der Valenter musste lediglich zufällig die richtige Frage stellen, und es war um mich geschehen. Eine Frage zum Beispiel, die Tratto und ihrer Botschaft galt.
„Hast du irgendeine Verbindung zum Trümmerimperium?"
„Nein." Tratto war tot, und mit ihr war die einzige Verbindung zum Trümmerimperium gestorben, die ich je gehabt hatte.
Ein glühender Schreck durchfuhr mich. Was, wenn dieses Hypnosegerät auch Gedanken lesen konnte?
Dann musste ich lediglich an meine verstorbene Freundin denken, und die nächste Frage würde ihr gelten.
Doch der Offizier wirkte wenig interessiert an mir, und seine Fragen schienen in Routine zu ersticken. „Weißt du, was das Trümmerimperium ist?"
„Nein." Ich hatte wirklich nicht die geringste Ahnung.
„Aber du hast vom Trümmerimperium gehört?"
„Ja." Wie wohl jeder zweite Bürger Tradoms. Und der Di'Valenter wusste bestimmt, dass seine Kollegen mich vor Jahren auf Aeusen XIV ausgesetzt hatten.
„Planst du eine Revolte gegen das Reich?"
„Nein." Nichts lag mir ferner. Ich hatte gerade erst nach Pombar zurückgefunden und wollte mein Leben genießen, es nicht verlieren.
„Hast du Tributaufstellungen gefälscht?"
„Nein." Ich hatte mit dem Gedanken gespielt, es aber nicht getan.
Noch nicht.
„Glaubst du an Anguelas Macht?"
„Ja." Oh ja, ich glaubte nicht nur an sie, Anguela hatte mir ihre Macht immer wieder unter Beweis gestellt.
„Glaubst du an Anguelas Güte?"
Panik stieg in mir empor. Obwohl ich mir keine zurechtlegen konnte, suchte ich verzweifelt nach einer Antwort. Das ist nur eine religiöse Standardfrage, dachte ich, die man jedem stellt, der in diesem Stuhl sitzt. Sie hat keine weitere Bedeutung ...
Und der Di'Valenter schien sich nicht daran zu stören, dass ich zögerte, so lange brauchte, um diese Frage zu beantworten. Wahrscheinlich hatte jeder seiner Delinquenten unangenehme Erfahrungen mit Anguela gemacht. Wahrscheinlich ...
Überrascht hörte ich, dass ich „Ja!" sagte.
„Glaubst du an Anguelas Allgegenwart?"
„Ja."
Der schwach flimmernde Energieschirm wurde abrupt lichtundurchlässig, und nach einer Ewigkeit erschien der E'Valenter wieder und brachte mich durch die Gänge, deren Wände eine Seele zu haben und in denen Millionen unsichtbare Augen mich zu beobachten schienen, hinab in eine Zelle im Kerkertrakt des Kastells.
*
Eine Woche verbrachte ich dort, eine ganze Woche, in der ich mich unablässig fragte: Was ist bei dem Verhör herausgekommen? Geben sie sich mit den Fragen zufrieden, die ich beantwortet habe, oder werden sie mir weitere stellen, andere, die ich dann nicht wahrheitsgemäß zu ihrer Zufriedenheit beantworten kann? Oder bin ich etwa schon aufgeflogen? Haben sie meine Reaktionen gemessen und bewertet und dabei festgestellt, dass ich etwas verberge?
Eine ganze Woche schmachtete ich im Kerker des Tributkastells, dann erschien ein E'Valenter und führte mich hinaus.
Ich nahm es als gutes Zeichen, dass er mir kein Fesselfeld anlegte.
Er führte mich erneut durch ein undurchschaubares Gewirr aus Korridoren, kilometerweit, in einem dreidimensionalen Labyrinth. Allein hätte ich niemals aus dem Kastell gefunden.
Ein Raumschiff wartete schon auf dem kleinen Raumhafen neben dem Kastell. „Es wird dich nach Pombar zurückbringen", sagte der E'Valenter. „Man wird dir eine Kabine zuweisen. Als Landesherr deiner Welt ist es dir
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