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2118 - Quintatha

Titel: 2118 - Quintatha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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der Offiziersmesse. Die ich später selbstverständlich nicht mehr betreten durfte, weil ich ja, in Ermangelung noch niedrigerer Ränge, zu den einfachen Matrosen zählte.
    Ich war gerade dabei, mir aus einer der Fischhaut-Decken eine provisorische Toga zu basteln - eine Nadelgräte und etwas Darmzwirn hatte ich in einer der Schubladen gefunden -, als die Tür zur Kapitänskajüte aufflog und Shirka an mir vorbei Richtung Deck stampfte, ohne mich eines Blicks zu würdigen.
    Kurz darauf ertönte eine Art Fanfarenstoß - das Tritonshorn, wie ich heute weiß -, und ich erlebte meinen ersten Titanenkampf.
    Unter mir brüllten Motoren auf. Die Bark beschleunigte mit hohen Werten, sprang in gewaltigen Sätzen von Wellenkamm zu Wellenkamm. Hilflos wie eine Puppe wurde ich in der Kajüte hin und her geschleudert, schlug mir Kopf und Glieder wund.
    Eins war klar: Hier drin durfte ich nicht bleiben, wollte ich nicht riskieren, dass ich mir den Hals brach oder mir zumindest an den übergroßen, festgeschraubten Eisenmöbeln eine Platzwunde oder Gehirnerschütterung holte.
    Ich versuchte, auf dem Boden zu kriechen, nur - welche der immer wieder kippenden Wände war der Boden?
    Übersät mit Blessuren, schaffte ich es endlich doch, die Treppe zu erreichen, mich am Geländer festzuklammern und hochzuziehen. Wieder wurde ich brutal gebeutelt, aber immerhin war das Stiegenhaus recht schmal und bot so eine gewisse Sicherheit.
    An Deck herrschte rege Betriebsamkeit. Einer der Messerwerfer bemerkte mich und schleuderte blitzschnell etwas nach mir. Nicht zum ersten Mal an diesem Tag dachte ich, meine letzte Stunde hätte geschlagen. Doch was mich hart am Kopf traf, war eine fingerdicke Leine.
    Ich begriff. Nach einigen vergeblichen Versuchen konnte ich mich am Geländer festzurren.
    Keinen Augenblick zu früh.
    Die halb transparente Haut war kaum über das Deck gezogen und in rasendem Tempo versiegelt worden, da kippte der Boden so jäh nach vorne weg, dass ich fürchtete, meine Eingeweide kämen mir bei den Augen heraus.
    Jeglichen mir bekannten physikalischen Gesetzen zum Trotz stieß das Schiff senkrecht ins Wasser hinunter, wobei es sich unaufhörlich um seine Längsachse drehte. Ich hing im wahrsten Sinn des Wortes in den Seilen wie ein ausgeknockter Boxer - nur dass ich keinen Trainer hatte, der für mich das Handtuch werfen konnte.
    Tiefer und tiefer ging es hinab und immer noch tiefer.
    Ich hatte mich nie mit dem Tauchsport beschäftigt, war dem feuchten Element sowieso nicht sonderlich zugeneigt. Aber eins wusste ich: wenn das nur noch ein paar Sekunden so weiterging, würde mir der ständig steigende Wasserdruck den Schädel zerreißen.
     
    *
     
    Die Kokonhaut bog sich immer mehr nach innen, wobei sie zusehends durchscheinender wurde.
    Doch sie platzte nicht, und auch der Schmerz in meinen Ohren pendelte sich auf einem gerade noch erträglichen Niveau ein.
    Ich blutete zwar aus der Nase, aber ich lebte noch. Obwohl...
    Die Luft begann schal zu schmecken. Der Strick schnitt tief in meine Haut und drohte die Blutzirkulation abzuklemmen. Immer wieder hing ich minutenlang mit dem Kopf nach unten.
    Was freilich relativ war: Täuschte ich mich oder änderte sich manchmal unvermittelt, geradezu ruckartig der Schwerkraftvektor?
    Egal. Wohin wir auch fuhren, es ging hinab.
    Unmöglich zu schätzen, wie tief wir waren. Schwarze Nacht umgab uns, die von orange Lichtstrahlen durchschnitten wurde. Gelegentlich gerieten absonderliche Lebensformen in die Scheinwerferkegel, einem Albtraum entsprungene Tiefseegeschöpfe, und dann, in Verlängerung unserer Rotationsachse ...
    Eine blau und grün schillernde Wand. Und eine Flosse, gelbweiß und gezackt, größer als ein Haus.
    Wie gespenstisch ruhig, ja totenstill es innerhalb des Kokons gewesen war, fiel mir erst auf, als die Messerwerfer einen vielstimmigen Triumphschrei ausstießen.
    Von da an ging alles dermaßen schnell, dass ich kaum etwas mitbekam. Unsere Drehbewegung beschleunigte sich eher noch, sodass mich ein starkes Schwindelgefühl übermannte; die Sauerstoffknappheit tat ihr Übriges dazu.
    Den Barknern jedoch schien das alles nichts auszumachen. Sie wussten ganz genau, woran sie sich innerhalb dieses Tohuwabohus orientieren mussten und was sie wann zu tun hatten. Wenige knappe, gar nicht einmal besonders laute Kommandos reichten aus. Die Mannschaft der SIRIOS war ein perfekt eingespieltes Team und agierte mit höchster Präzision.
    So hat es mir Aufmar hinterher geschildert: Aus

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