212 - Das Skelett (German Edition)
borniert, das war echt kaum zu ertragen. Da beschloss ich schon, dir eine kleine Lektion zu erteilen. Als ich dann in deinem Büro saß und das Skelett sah, war ich elektrisiert und inspiriert. Ich sammle extrem seltene Kuriositäten. Einmaliges, welches kein Zweiter auf dieser Welt sein eigen nennt. Davon erzähle ich dir ein anderes Mal mehr …
Anfänglich wollte ich d ich einfach nur bestrafen. „Nimm dem Warmduscher sein verdammtes Geld weg, dann sackt er zusammen wie eine Wachskerze in der Sonne!“
Ja , das war mein erster Gedanke.
Ich hatte gehofft, dass du mich irgendwann anrufen würdest. Ehrlich gesagt sogar damit gerechnet, das war dann meine größte Genugtuung. Meine angedachte Rolle war es, den großen Gönner zu spielen und dich dann voll auflaufen zu lassen. Du solltest in deiner inneren Hölle Achterbahn fahren.
Aber nachdem ich d ich nun kennengelernt habe, verzeihe ich dir, du kannst nichts dafür. Dein persönliches Umfeld besteht nur aus oberflächlichen Menschen. Intelligent? Nein, eher hohl wie Walnüsse und zu blind, das Wesentliche zu erkennen. Wenn du mir bei meinem Sammlerstück aus moralischen Gründen nicht helfen kannst, dann finde ich jemand anderen. Vergessen wir alles. Du bleibst verschont und wirst vom Staatsanwalt rehabilitiert. Es bleibt dabei, sie bekommen ihre Beweise, versprochen!
Du musst dir keine Gedanken machen, ich war vom Drang, dir eine zu verpassen, geblendet. Aber das hast du nicht verdient, du bist doch ein anständiger Kerl.
Zwei Sachen noch:
Du nanntest die Zahl 212.
D iese Summe, zweihundertzwölf Millionen Euro hätte ich dir ganz legal zukommen lassen. Wenn du mir bei meinen Vorhaben geholfen hättest, und wir heute den Pakt hätten besiegeln können. Die Sunseeker hatte ich für dich vom Hersteller hierher bringen lassen. Nachdem die Detektive mir die Fotos aus Düsseldorf von der Bootsmesse gezeigt hatten, worauf zu sehen war, wie du sie angesehen hast, beschloss ich, die Yacht, quasi als Anzahlung mit in unseren Deal zu integrieren. Mit einem Liegeplatz deiner Wahl. Ich dachte, du hättest sie gern besessen. Dann vergessen wir auch das. Ich verstehe dich!«
Ich wusste nichts darauf zu antworten, ich war völlig durch den Wind. Artjom holte einen Umschlag aus seinem Sakko und überreichte ihn mir.
» Dies hier ist sozusagen ein kleines Abschiedsgeschenk. Trenne dich von deiner Frau. Sie betrügt dich seit vielen Jahren. Schau dir die Bilder an, wenn ich weg bin. Irina kommt, nachdem sie uns verabschiedet hat. Sie kümmert sich noch die nächsten Tage um dich und bringt dich dann zum Flughafen. Meine Maschine kann ich dir nicht schicken, du fliegst selbstverständlich erster Klasse zurück nach Deutschland.
Es ist alles arrangiert. Du kannst noch solange hierbleiben, wie du magst.
Henryk , mach´s gut. Ich habe mich wirklich gefreut, dich näher kennenzulernen.
Wir hätten Freunde werden können.«
Artjom stand auf, reichte mir die Hand und entschwand. Ich schaute mit großen Augen hinter ihm her und hatte ungefähr tausend Fragen auf den Lippen. Aber sie blieben verschlossen und ich brachte nicht einen Ton heraus. In meine Gedanken vertieft, ignorierte ich erst einmal den Umschlag und alles um mich herum. Geistesabwesend, nur aufs Meer starrend, saß ich auf der Terrasse des Unglückshauses – bis Irina kam und mich wieder aufrichtete. Artjom hatte seinen Keim in meinem Hirn platziert!
Kapitel 6
Ich verlängerte meinen Aufenthalt in Griechenland um nochmals drei Tage. Ich versank zuerst in einem tiefen Morast aus Lügen und Täuschung. Aber ich stieg daraus empor wie Phönix aus der Asche, dachte ich zumindest.
Die Bilder, die mei ne geliebte Beate bei ihren Turnübungen zeigten, hatten mich umgehauen, aber nicht wirklich getroffen. Als ich zurückliegende Jahre Revue passieren ließ, ging mir ein Licht auf. Artjom hatte recht, es lag viel Oberflächliches hinter mir, aber auch Gutes. Und nur darauf wollte ich meine Zukunft aufbauen. So flog ich mit völlig neuen Erkenntnissen und Einblicken zurück nach Hamburg. Irina spendete mir Trost. Sie hauchte mir regelrecht neues Leben ein, es war positiver Stress, der mich beflügelte. Viel Zeit zum Nachdenken hatte ich also eigentlich nicht. Viele sexuelle Praktiken mit Irina lagen von meinem bisherigen Blümchensexleben mit Beate Lichtjahre entfernt. Aber auch das hatte ja seine Gründe. Jahrelang war ich mit wenig zufrieden, also brauchte ich mich jetzt auch nicht zu beschweren. Und
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