212 - Das Skelett (German Edition)
Einliterflasche Wodka nicht an. Ich hingegen schleppte mich regelrecht in mein Gästezimmer.
Ich wuss te nicht, wo vorn oder hinten war, stieß noch mein Knie an einem Türrahmen, dass es bis zum Morgen richtig schön anschwoll.
Ohne weitere Gedanken schlief ich schnell ein. Und schlummerte wie ein Baby …
Kapitel 5
Am Morgen wurde ich von Jekaterina geweckt. Nach dem opulenten Frühstück, das eine hübsche Russin (ja so eine, die er erwähnte) servierte, wurden wir von einem kleinen Beiboot direkt vom Strand eingesammelt.
Die Yacht entsprach dann genau meinen Erwartungen. Es war aber kein übergroßes Schiff, wie sie die Russen aus dem Hochglanzzeitschriftenmilliardärsklub gern präsentierten. Keine, deren Unterhalt im Monat schon mehr verschlingt, als ich im Jahr verdiente. Und meine Bezüge aus der Klinik waren ja schon nicht schlecht.
Nein, es war genau die exklusive Sunseeker Manhattan 73, die ich mir erst vor ein paar Monaten auf einer Bootsausstellung in Düsseldorf mit meiner Beate angeschaut hatte.
Wer träumt denn nicht von solch einem majestätischen Schiffchen? Und solch eine Yacht wäre, irgendwann einmal, für mich auch erreichbar gewesen. Ein Traum in Hochglanz weiß und schwarz. Ich bekam eine der drei recht geräumigen Suiten zugewiesen, die mit allen Annehmlichkeiten ausgestattet war, die man zurzeit verbauen kann. Solch einen großen Flachbildschirm hatte ich nicht einmal zu Hause. Luxus im Detail und überall im Überfluss. So lässt es sich über die Meere cruisen. Den letzten Abend hatte ich halbwegs überstanden, ich nahm mir vor, heute nicht einen Tropfen zu trinken. Als warnenden Fingerzeig führte ich Michail und Artjom mein geprelltes Knie vor. Die lachten sich fast tot. Michail verstand ich so gut wie gar nicht, er sprach kein Deutsch und sein Englisch war mäßig. Artjom übersetzte seine Witzeleien, so gut es ging. Ein Kerl wie eine Eiche, mehr als ein Meter neunzig groß und massig. Mit seinem Gesicht hätte man Eier abschrecken können. Ich überlegte schon genau, wie ich ihn ein wenig ansehnlicher machen würde.
Dann seine tätowierte Glatze, mein Gott, was für eine Furcht einflößende Gestalt.
Neben der zwei köpfigen Crew war auch Irina, die Hübsche, mit an Bord. Wir fuhren weit in die Ägäis hinaus und ankerten.
Irina beschäftigte sich den ganz en Vormittag mit Jekaterina. Beide bräunten stundenlang auf dem Sonnendeck und sprangen immer mal wieder johlend ins herrlich grüne Meer. Irina, besser ihre perfekte Bikinifigur, fiel mir schon auf.
Wir drei Männer blieben in der Pantry und pokerten. Ich kann mich nicht daran erinnern, wie viel Millionen ich verzockt habe. Es waren unbeschwerte Stunden, wir hatten viel Spaß. Und wieder trank ich, obwohl ich ja eigentlich nicht wollte. Die beiden vernichteten Wodka wie Wasser, da konnte ich nicht mithalten. Bei ihren Mengen wäre ich ins Koma gefallen. Ich fing an Russisch zu reden, ohne ein Wort zu beherrschen, meine Aussprache war also erheblich gestört. Die Wodkasorte „Q“ kannte ich nicht, er wurde immer eiskalt serviert, und die Quelle schien nicht zu versiegen. Bevor sie mich gegen zwölf Uhr das erste Mal in meine Kajüte brachten, schmiss ich ein Glas um, es zerbarst auf den Boden. Ich machte mir über das wunderschön polierte Teakholz mehr Sorgen als über meinen Gesundheitszustand. An diesem Tag bis in die späte Nacht war ich gefühlt mehrmals halbwegs nüchtern und dann wieder volltrunken. Sie ließen mich zwischendurch immer eine Stunde schlafen, dann wurde ich wieder geweckt. Es gab erlesene Speisen, überwiegend Scampis und Fisch, zu meiner Verwunderung nicht ein Kügelchen Kaviar und natürlich Q-Wodka.
W ohl aus einem reißenden Fluss.
Stunden kamen mir wie Minuten vor, es war einfach herrlich. Ich fühlte mich in dieser kleinen Familie heimisch, wirklich. Sie gingen alle so herzlich miteinander um, da begann ich das erste Mal nach Erinnerungen zu graben, die mir etwas bedeuteten. Gab es zu Hause Personen, die mir auch eine derartige Wärme entgegenbrachten? Beate? Meine Eltern?
Ic h war mir nicht mehr sicher.
Am späten Nachmittag vergnügten wir uns alle wie Kleinkinder im warmen ruhigen Meer. Der Himmel war eine blaue Wand, wo waren nur die Wolken?
Genauso war ich darüber verwundert, dass keiner von uns betrunkenen Männern ertrank oder sich mit dem Jet-Ski ohne Frakturen überschlagen hatte.
Alle erfreuten sich bester Gesundheit, mein lädiertes Knie spürte ich auch
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